Ringvorlesung „Diversity und Intersektionalität: Eine neue Herausforderung für das deutsche Hochschulsystem?“

Unter den Stichworten Inklusion und Heterogenität wurde in den letzten Jahren versucht, an deutschen Hochschulen die Betrachtung der Studierenden und Mitarbeiter_innen grundlegend zu verändern. Viel Aufwand wurde investiert, die spezifischen Probleme und Potenziale der verschiedenen Studierendengruppen zu ermitteln, die an einer Hochschule zusammentreffen. So gibt es mittlerweile zahlreiche Studien zu den Themen Studieren mit Kind, Pflege von Angehörigen, Internationalisierung, Gleichstellung und Behinderung im Studienalltag. Die meisten dieser Studien betrachten aber immer nur ein Phänomen. Zudem liegt ihr Fokus dabei fast ausschließlich auf der Studierendenschaft, für die Promovierenden und Mitarbeiter_innen in Verwaltung und Wissenschaft fehlen hingegen bis heute noch immer verlässliche Zahlen. Zwar gibt es Daten von den Krankenkassen, die darüber informieren, wie hoch der Krankenstand innerhalb der Belegschaft einer Universität ist, auch kann man über die Versorgungsämter herausfinden, wie groß zum Beispiel die Gruppe der Mitarbeiter_innen mit Beeinträchtigung oder Erkrankung ist, aber man findet nicht heraus, inwiefern sich dies auch das Arbeitsumfeld auswirkt.

Viele Probleme im Hochschulumfeld ergeben sich gerade daraus, dass die Gemengelage von verschiedenen Problemen gleichzeitig zum Tragen kommt. So weiß man bis heute wenig über Studierende mit Behinderung und Familie aus sozial schwachem Umfeld, über internationale Studierende mit Beeinträchtigung oder auch homosexuelle Paare mit Kindern im Studium oder als Mitarbeiter_innen einer Hochschule. Dass diese Voraussetzungen sich auf die eine oder andere Art auf den Studien- oder Arbeitsablauf auswirken, ist unbestreitbar. Wie können aber das Bildungssystem im Allgemeinen und die Hochschule im Speziellen darauf einwirken, dass auch diese Gruppen – die einen nicht geringen Teil der Heterogenität einer Hochschule ausmachen – angemessen berücksichtigt werden?

Bei der Gestaltung von Seminarabläufen im Hochschulalltag wird häufig noch immer so getan, als ob Diversity, Intersektionalität und Heterogenität ganz neue Phänomene seien. Entgegen dieser Vorstellung gab es diese Problematik schon immer, bis noch vor wenigen Jahren wurde sie aber nicht thematisiert. Man ging stillschweigend davon aus, dass solche Gruppen an Hochschulen nicht gebe, oder dass sie durch die Gestaltung des Hochschulalltags keine Benachteiligung erführen. Wie jedoch verschiedene Erhebungen zeigen konnten, ist schon unter Berücksichtigung eines einzigen Merkmals eine sehr große Bandbreite von möglichen Beeinträchtigungen im Studium und im Arbeitsleben möglich. Intersektionalität und die damit zusammenhängende Verquickung von verschiedenen Merkmalen, die zur Diskriminierung führen können, verstärken diese Phänomene noch einmal beträchtlich. Als ein Beispiel kann hier etwa ein internationaler Studierender gelten, der eine Familie gründet oder die Studentin, die durch einen Unfall eine Behinderung erwirbt. Beide Beispiele sind nur zwei von nahezu unzählig vielen möglichen Kombinationen, die zu einer Diskriminierung innerhalb des Hochschulalltags führen können.

Die Ringvorlesung, die in diesem Semester im Zweiwochentakt vom 8. Oktober bis zum 28. Januar stattfindet, soll anhand von verschiedenen Beispielen aus Hochschulen in Deutschland zeigen, wie man sich diese Probleme bewusst machen und versuchen kann, sie durch progressives Vorgehen der Hochschulen zu begrenzen und ihnen durch steuernde Eingriffe zu begegnen, wie z.B. der Sichtbarmachung durch Sensibilisierung und Aufklärung.

Die Ringvorlesung soll wie im vergangenen Semester auch Donnerstagabend von 18:00 Uhr bis 20:00 Uhr im Hörsaal XV (19.11. Hörsaal B) des Melanchthonianums der Martin Luther Universität am Universitätsplatz in Halle an der Saale stattfinden. Ebenso wie in den Semestern zuvor soll die Veranstaltung aufgezeichnet und hier für die interessierte Öffentlichkeit zum Anschauen bereitgestellt werden. Dort finden Sie auch weitere Informationen und das Programm.

Logo Audit familiengerechte HochschuleDie Veranstaltung ist barrierearm, wird aufgezeichnet und ist dann auf dieser Seite einsehbar. Bei Bedarf werden Gebärdensprachdolmetscher zur Verfügung gestellt. Dazu melden Sie sich bitte vorab beim Arbeitskreis Inklusion des Studierendenrates der Martin-Luther-Universität unter inklusion@stura.uni-halle.de. Während der Ringvorlesung bieten wir eine kostenlose Kinderbetreuung. Wenn Sie diese in Anspruch nehmen wollen, melden Sie sich bitte unter dem Stichwort: „Ringvorlesung”, mit Angabe des Namens, des Alters Ihres Kindes und Ihrer Kontaktdaten, insbesondere einer Telefonnummer bis jeweils eine Woche vor der Veranstaltung per E-Mail bei familiengerechte-hochschule@uni-halle.

Veranstaltende

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Kooperierende

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unterstützt durch

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