Hallische Höllenqualen: Sterben in Halle

Gestorben wird IMMER!

Die Saale – Lebensader der Stadt, Streitpunkt und Todesursache

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Über die Saale kann man Gedichte lesen, Lieder singen und sich streiten. Vor allem in den letzten Tagen und Wochen wurde viel über den neu zu entstehenden Deich geschrieben und gesprochen. Da auch eine Verfasserin dieses Blogs unmittelbar von den neuen Deichbauarbeiten betroffen ist, wollen wir dies zum Anlass nehmen und in die Sterberegister schauen, was unsere hallesche Lebensader für Leichen im Keller hat.

Durch die Jahrunderte hinweg, sind die Menschen in der Saale ertrunken. Das taten sie zu meist freiwillig, unfreiwillig oder mutmaßlich (im Sinne von Mord). Keiner der Fälle die wir  während unserer Datenaufnahme gesehen haben, hat uns so sehr schockiert und mitgenommen wie dieser hier:

Danksagung für Jungfer Marien Christiane Voigt, Gottfried Voigt Arbeiter auf hiesigem königlichen Accisse-Packhofe älteste Tochter. Verunglückte den 21sten July im Saalstrom, und ist den 24sten July in Salzmünde begraben worden, Alter 15 Jahre und 11 Monate.

Diese Mitteilung wäre nicht weiter beunruhigend, wäre da nicht noch die lange Bemerkung dazu gegeben:

Nota: Drey Personen ertranken mit Einemmale. Die Voigten und die Frau Richtern harkten vom Grunde auf im Saalstrom mit der Harke, abgebröckeltes verstockest Holz auf. Der Voigten riß der Strom den Korb mit fort. sie wolte nach, wurde fortgerissen. Die Richterin wolte helfen und sank unter, der Richtern ihre 10jährige Tochter stand am Ufer, wolte aus Kindesliebe ihrer Mutter zur Hülfe eilen und hatte gleichs mit beyden. So ertranken diese dreyen. Gott! Du bist und bleibst uns für diese Zeit ein verlangender Gott, aber gerecht und heilig in deiner Regierung! Laß es, da wir es nicht faßen können, anbetend es bewundern. Und jenseits des Grabes, fällt der Schlage erst von unseren Augen, denn, den Rest sehen wir heller!

Sie sehen also, dass unser gemütlicher Fluß, der sich durch das Herz unserer Stadt schlängelt, durchaus mörderisch veranlagt sein kann. Dass auf einmal drei Frauen in ihm ertrinken, ist zum Glück auch eher selten. Heute ist niemand mehr darauf angewiesen sein Feuerholz aus der Saale zu bergen. Außerdem können mehr Menschen schwimmen als früher. Nichtsdestotrotz kann unsere Saale ungemütlich werden, was sie im Juni diesen Jahres mit dem Hochwasser leider bewiesen  hatte.

Was uns aber den Kopf schütteln lässt, ist dass nun mit dem neuen Damm die Saale in ihren Überschwemmungsflächen noch weiter beschnitten wird. Es dient, angesichts der mittlerweile schon sehr erhitzten Debatten in der Stadt, dem sozialen Frieden, wenn der Deichbau ohne Verlust von Retentionsraum entlang der jetzigen Trasse des Gimritzer Dammes erfolgt. Hochwasserschutz sollte mit Sinn und Verstand erfolgen und alle Bürger in den Blick nehmen. Wenn Sie auch so denken, können Sie das mit einer Unterschrift bei der Petition „Deichbau in Halle: ja! Aber ohne Verlust von Überschwemmungsflächen und Gefährdung von Bürgern!“ dokumentieren. Vielen Dank!

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