[DC]

Der Modus Double Click [DC]

Der von Bruno Latour in seinem Buch „An Inquiry Into Modes of Existence“ verwendete Modus [DC] beschreibt den Zugriff auf bereits vorhandenes Wissen und die damit verbundenen Fehler. Der Double Click, so beschreibt Latour es, bezieht sich auf den an einem Computer ausführbaren Doppelklick, also auf die Möglichkeit beispielsweise im Internet auf Informationen zuzugreifen ohne ihre Herkunft oder den Prozess ihrer Entstehung kennen zu müssen.

Ebenso wie die anderen im Buch vorgestellten Modi zeichnet sich [DC] durch bestimmte Merkmale aus. So hat man in diesem Modus eine Aversion gegenüber Unterbrechungen und versucht die Kontinuität mithilfe von Displacement ohne Übersetzung aufrechtzuerhalten. Grundlage für das Gelingen des Modus ist die wortgetreue Wiedergabe einer Sache; für das Nicht-Gelingen die Verwendung von Metaphern. Latour zufolge ist Jeder der Versuchung einen freien, eindeutigen und sofortigen Zugriff auf reine, unveränderte Informationen zu haben ausgesetzt. Diese Informationen allerdings werden von [DC] ohne jegliche Übersetzung zur Verfügung gestellt. Der Modus selbst imitiert Resultate, vermittelt dabei aber keinerlei Wissen. Während das Wesen des Modus folglich bewirkt, dass unbestrittene Vernunft regiert, gilt es im Zuge des Wandels für ihn diesen Zustand zu bewahren, obgleich der Tatsachen die ihn umgeben und missachtend, dass zum Erlangen der Informationen Vorarbeit geleistet werden musste.

[DC] stellt dementsprechend eine Versuchung für jeden Forscher, vor allem für die im Buch erwähnte Ethnologin, dar. Da die Folgen dieses Modus verheerend sein können, gilt es diesem Stand zu halten. In Kombination mit anderen Modi bewirkt [DC] durchaus, dass diese ihren Status als Modus verlieren, da sie dadurch doch wieder zu „Domänen“ werden, welche der Autor ursprünglich zu umgehen versucht.

Beispiel

Ein moderner Forscher hat es sich zum Ziel gesetzt ein bestimmtes Thema oder ein Objekt zu studieren und über dieses eine Arbeit zu verfassen. Um sich diesem Thema zu nähern stehen dem Forscher verschiedene Vorgehensweisen – entsprechend der Wissenschaft in welcher er sich befindet – zur Verfügung.

Seine Profession ermöglicht es ihm ein Netzwerk aufzubauen, in welchem er sich seinen Studien widmen kann, was den direkten Kontakt mit seinem Forschungsthema ermöglicht. Früher oder später sind die direkten Ressourcen für seine Forschung jedoch erschöpft und es ist an ihm neue Wege zu finden um nicht in einer Sackgasse zu enden. Spätestens hier setzt der Modus [DC] ein, in welchem man eine Unterbrechung zu vermeiden sucht. Um diese zu umgehen wird der Forscher in Versuchung geführt: gerade in der Moderne gibt es mit Sicherheit im Internet Informationen zu seinen Forschungen.

Obwohl er dem widerstehen und sich einen anderen Ansatzpunkt suchen sollte, gelingt es ihm nicht und er greift auf diese direkten und unveränderten Informationen zu. Diese werden für ihn zu unbestreitbaren Argumenten in seiner Forschung, obwohl er sie ohne auf die dahinterliegenden Vorgehensweisen achtend, und unter Umständen auch ohne Überprüfung, einsetzt. Jegliche Vorarbeit, die von jemand anderem geleistet wurde geht dadurch verloren, ebenso wie die eine oder andere Verknüpfung die zur Erstellung einer korrekten Forschung nötig gewesen wäre.

Das wahre Problem dieses Modus ist dabei nicht, dass der Forscher auf die durch den Double Click erhaltene Informationen vertraut. Viel eher ist es problematisch, dass durch das häufige Anwenden ein Status des Vergessens erreicht wird und Dinge verzerrt dargestellt werden.

 

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