
Die Parlamentswahlen in Kanada vom Montag haben ein überraschendes Ergebnis gebracht und das stabile Parteiensystem, in dem die Liberalen seit über 100 Jahren der wichtigste Faktor waren, heftig ins Wanken gebracht. Konkret sehen die Ergebnisse so aus:
Partei | Sitze 2008 | Sitze 2011 | +/- | Stimmen | Anteil | +/- |
Konservative Partei | 143 | 167 | + 24 | 5.832.401 | 39,62 % | + 1,99 % |
Neue Demokratische Partei | 37 | 102 | + 65 | 4.508.474 | 30,62 % | + 12,49 % |
Liberale Partei | 77 | 34 | – 43 | 2.783.175 | 18,91 % | – 7,31 % |
Bloc Québécois | 49 | 4 | – 45 | 889.788 | 6,05 % | – 3,92 % |
Grüne Partei | – | 1 | + 1 | 576.221 | 3,91 % | – 2,89 % |
Unabhängige | 2 | – | – 2 | 9.391 | 0,43 % | – 0,34 % |
Nach vielen Jahren der Minderheitsregierung konnten die Konservativen, da sie als einzige Partei im rechten Spektrum antraten, die absolute Mehrheit gewinnen. Die Parteien, die im Mitte-Links-Spektrum anzusiedeln wären (Liberale, Grüne und Bloc Québécois) nahmen sich gegenseitig die Stimmen weg und wurden Verlierer durch das Mehrheitswahlsystem. Spektakulär war der Erfolg der klar linkssozialistischen Neuen Demokratischen Partei (NDP), die bislang ziemlich bedeutungslos war und nun durch die Verdreifachung ihrer Mandatszahl zur stärksten Oppositionskraft wurden, was zuvor die Liberalen waren. Die NDP sorgte auch für die herben Verluste der regionalistischen Bloc Québécois, die nach mehr Unabhängigkeit des französischsprachigen Kanada streben, in Quebec. Eine besondere Premiere gelang mit dem Einzug der Grünen-Chefin Elizabeth May, die die erste Parlamentarierin ist, die in Nordamerika für die Grünen in das (Bundes-)Parlament einziehen kann.
Da können die Wahlforscher nur staunen, denn die Umfragen haben dieses Ergebnis nicht erwarten lassen.
Quellen:
http://www.jungewelt.de/2011/05-04/027.php
http://www.tagesschau.de/ausland/kanada138.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Kanadische_Unterhauswahlen_2011
