
Es ist in gewissem Maße auch traurig, dass auch in Nordeuropa, das sehr lange als sozialdemokratische Kernregion in Europa anzusehen war, nun die Rechtsparteien immer mehr Stimmen gewinnen können. Besonders frappierend ist, dass im Wahlkampf Dänemarks alle großen Parteien, inkl. Sozialdemokraten mit mehr oder weniger Hetze gegen Ausländer bzw. Flüchtlinge sich zu profilieren suchen (siehe jW-Bericht vom 16.06.).
Bei der letzten Wahl 2011 konnte das linke Lager dem rechten Block mit 89 zu 86 Sitzen die Mehrheit entreißen. Im Vergleich zu dieser Wahl verloren besonders die vor acht Jahren stärkste Partei, die rechtsliberale Venstre (-7,2 %), die linksgrüne Socialistisk Folkeparti (- 5,0 %) und die linksliberale Det Radikale Venstre (-4,9 %). Die beiden letzteren waren Teil der Linksregierung unter Ministerpräsidentin Thorning-Schmidt, deren Sozialdemokraten leicht zulegen konnten und stärkste Partei wurden. Ebenfalls leicht zulegen konnte die radikal-ökosozialistische Enhedslisten, die sich mitten in der Legislaturperiode zum Entzug der Unterstützung der Linksregierung entschlossen hatte. Erstmals in ihrer Parteigeschichte sind die Ökosozialisten damit viertstärkste Partei im Folketing.
Größter Gewinner der Wahl ist leider die rechtsradikale Volkspartei, die fast neun Prozent zulegen konnten und wieder als Mehrheitsbeschaffer für eine Koalition aus Venstre, Liberaler Allianz und Konservativen dienen werden. Beachtlich war das gute Abschneiden der Parteineugründung Alternativet, die sich als grüne Partei von Det Radikale Venstre abgespalten hatten und für die Einführung eines Veggie-Day und der 30-Stunden-Woche warb. Bemerkenswert ist die für deutsche Verhältnisse hohe Wahlbeteiligung von 85,8 Prozent.
Gewählt wurde auch auf Grönland und den Faröer Inseln: Die zwei reservierten Sitze für Faröer eroberten die sozialistischen Tjóðveldi und die sozialdemokratischen Javnaðarflokkurin mit jeweils über 24 Prozent. In Grönland gewannen je einen Sitz die linksnationalistische Inuit Ataqatigiit (38,5 %) und die sozialdemokratische Siumut (38,2 %).
Ergebnis:
Partei | Stimmen | Prozent | +/− % | Sitze | +/− Sitze |
Socialdemokraterne | 925.288 | 26,3 | 1,5 | 47 | 3 |
Dänische Volkspartei | 741.746 | 21,1 | 8,8 | 37 | 15 |
Venstre (Liberale Partei) | 685.188 | 19,5 | -7,2 | 34 | -13 |
Enhedslisten – de rød-grønne | 273.870 | 7,8 | 1,1 | 14 | 2 |
Liberale Allianz | 264.449 | 7,5 | 2,5 | 13 | 4 |
Alternativet | 168.585 | 4,8 | neu | 9 | neu |
Det Radikale Venstre | 160.672 | 4,6 | −4,9 | 8 | −9 |
Socialistisk Folkeparti | 148.027 | 4,2 | −5,0 | 7 | −9 |
Det Konservative Folkeparti | 118.015 | 3,4 | −1,5 | 6 | −2 |
Kristendemokraterne | 29.148 | 0,8 | ±0 | 0 | ±0 |
Sonstige | 3.027 | 0,1 | 0 | 0 | |
Wahlberechtigte | 4.145.321 | ||||
Abgegebene Stimmen | 3.556.545 | 85,8 | –1,9 | ||
Gültige Stimmen bzw. Gesamtzahl | 3.516.477 | 175 | 0 |
Quelle: wikipedia.org
Presseberichte:
Rechte legen in Dänemark zu (Junge Welt)
Rechtsausleger (Neues Deutschland)
