Der Dresdener Parteitag hat das Bundestagswahlprogramm der LINKEN beschlossen. Zum Leidwesen der bürgerlichen Presse gab es kein heftiges Flügelschlagen, niemand hat Oskar Lafontaine für seine sehr nachdenkenswerten Beiträge zur Europolitik erwürgt und überhaupt herrschte eine große Harmonie während des Parteitages. Es wurden gute Reden gehalten und ein sehr gutes Wahlprogramm (Link wird nachgereicht) verabschiedet, mit dem nun (laut Gregor Gysi) mindestens zehn Prozent der WählerInnen überzeugt werden sollen. Die Aussichten für die LINKE sind gut, denn die aktuelle Forsa-Umfrage sieht sie derzeit wieder bei neun Prozent, bei anderen Instituten sind es acht oder sieben Prozent – der Trend ist aber aufsteigend.
Gysi muss für eine gute Rede gedankt werden. Hier kann seine Rede angesehen und nachgelesen werden. Besonders berechtigt ist vor dem Hintergrund von Koalitionsträumen im reformistischen Flügel dieser Teil der Rede und die darin an SPD und Grüne adressierten Fragen:
„[…] Immer wieder werde ich nach einer eventuellen Koalition nach der Bundestagswahl 2013 mit SPD und Grünen gefragt. Auch hier müssen wir offensiv reagieren. Die Frage ist, wann SPD und Grüne bereit sind, aus der Allparteienkonsenssoße auszutreten und sich endlich bei den folgenden Fragen an die Seite der Mehrheit der Gesellschaft zu stellen?
Ich frage SPD und Grüne: Wann tretet ihr endlich in Übereinstimmung mit der Mehrheit der Gesellschaft für den unverzüglichen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan und die Beendigung sämtlicher Kampfeinsätze der Bundeswehr ein? Wann?
Ich frage die SPD und Grünen: Wann tretet Ihr in Übereinstimmung mit der Mehrheit der Gesellschaft endlich dafür ein, das Rentenniveau wieder zu erhöhen und die Kürzung der Rente um zwei Jahre – nämlich mit der Rente erst ab 67 – wieder rückgängig zu machen.
Ich frage die SPD und die Grünen: Wann tretet Ihr endlich in Übereinstimmung mit der Mehrheit der Gesellschaft dafür ein, die alte Rentenformel wieder herzustellen, damit nicht nur das Rentenniveau zu erhöhen, sondern es wieder enger an die Lohnentwicklung zu koppeln, Ausbildungs-, Kinderbetreuungs- und Pflegezeiten höher anzurechnen? Wann akzeptiert Ihr endlich, dass die künftige Generation alle Menschen mit Erwerbseinkommen – auch Bundestagsabgeordnete – verpflichten muss, in eine gemeinsame gesetzliche Rentenversicherung ohne Beitragsbemessungsgrenze, das heißt vom gesamten Einkommen, bei Abflachung der Rentensteigerung für Spitzenverdiener, Beiträge zu zahlen. Wann sind SPD und Grüne so weit?
Ich frage SPD und Grüne: Wann tretet Ihr endlich mit der Mehrheit der Gesellschaft für ein gerechtes Steuersystem ein, in dem die starken Schultern deutlich mehr zu tragen haben als die schwachen, wann wollt Ihr endlich eine wirkliche Vermögenssteuer und gerechte Einkommensteuern?
Ich frage die SPD und Grünen, wann wollt Ihr endlich in Übereinstimmung mit der Mehrheit der Gesellschaft wirklich angemessene Mietpreise sichern. Warum seid Ihr gegen das Verbot, die Miete nur wegen Neuvermietung zu erhöhen? Die Wohnung hat sich doch durch Neuvermietung nicht verbessert. Warum wollt Ihr die Mietpreissteigerungen nicht auf die Inflationsrate und die abgesprochenen Wertverbesserungen begrenzen? Und wenn die Wertverbesserung vom Mieter bezahlt ist, warum darf dann bei Euch die Mieterhöhung noch bleiben? Warum müssen die Mieterinnen und Mieter die Wertsteigerung zehnmal und öfter bezahlen? Ich will es nicht begreifen.
Ich frage die SPD und Grünen: Wann seid Ihr in Übereinstimmung mit der Mehrheit der Bevölkerung endlich bereit, euch bei der Bevölkerung für die Agenda 2010 zu entschuldigen. Ich frage sie weiter: wann wollt Ihr am Niedriglohnsektor und bei der Leiharbeit nicht nur rumdoktern, sondern sie beseitigen? Wann wollt Ihr den Missbrauch der Werkverträge wirklich ausschließen? Und wann seid Ihr bereit, nur noch die sachbegründete einmalige befristete Beschäftigung zuzulassen und den Zustand zu beseitigen, dass 52 Prozent der Erwerbstätigen bis zum 35. Lebensjahr und 70 Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Dienst nur befristete Arbeitsverträge kennen? Der öffentliche Dienst, nicht die Privaten, ist negativer Spitzenreiter.
Ich frage die SPD und Grünen, wann hört ihr in Übereinstimmung mit der Mehrheit der Gesellschaft endlich mit eurer Zustimmung zu den völlig falschen Eurorettungsschirmen von Angela Merkel auf? Warum sorgt Ihr dafür, dass Aktionäre und Anteilseigner der Banken alle Verluste von den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern erstattet bekommen, dass in Griechenland die Friseurin das Ganze zu bezahlen hat, während die reichen Griechen nicht einen halben Euro mehr zu bezahlen haben. Wann endlich ändern SPD und Grüne hier ihre Haltung? […]“
Stimmen der Medien:
„Den Reichen nehmen, den Armen geben“ (ZDF)
„Nicht prinzipiell dagegen“ (Junge Welt)
„Macht »Die Linke« den Unterschied?“ (Neues Deutschland)
Presseschau im Neuen Deutschland