Im vergangenen Jahr tobte an der Universität eine seit 2014 nicht mehr dagewesene Kürzungsdebatte. Anfang 2021 schockte der Rektor die Universitätsöffentlichkeit mit der Botschaft, dass im Haushalt der Universität ein Loch von ca. 10 Mio. € existiere. Die Zahl änderte sich zwischenzeitlich auf 5 Mio. €, dann plötzlich auf 17 Mio. €, dann sogar auf 21 Mio € und nun geht man von einem Betrag zwischen 10 und 17 Mio. € aus. Woher das Defizit kommt? Weiß niemand. Bis heute verweigert sich das Rektorat einer transparenten Aufarbeitung. Alle Bundesländer unterzeichneten in Juni 2019 den „Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken“, in dem sie zusagten, die Universitäten mit der gleichen Summe wie der Bund Co-finanzieren zu wollen. Hier gab es von Anfang an keine Bewegung, da das Land Sachsen-Anhalt seinen Pflichten aus dem Zukunftsvertrag nicht nachkommt und noch immer an einer veralteten Hochschulstrukturplanung von 2014 festhält. In dieser soll die Universität drastisch verkleinert werden, z.B. sollen die Sport- und Agrarwissenschaften komplett geschlossen werden.

Schlimmer noch: ein dreiviertel Jahr lang schwieg der zuständige Wissenschaftsminister zu den Vorgängen an der größten Universität des Landes. Doch er musste auch gar nichts sagen, der Rektor hatte schon entschieden, dass er die Universität verkleinern will, und begann, dies in die Tat umzusetzen. Anstatt sich ans Land zu wenden und für eine Ausfinanzierung der Universität zu kämpfen, erarbeitete das Rektorat kurz vor der Landtagswahl ein Papier, welches massive Schließungen, insbesondere in kleinen Fächern, vorsah. Massiver Protest des Aktionsbündnis MLUnterfinanziert, an dem auch wir uns beteiligten, folgte. Zunächst konnte das Papier abgewendet werden. Wir befinden uns im Frühjahr 2021.

Zeitsprung zum Frühjahr 2022. Wir sind am 06.04.2022 auf dem Universitätsplatz, der Senat soll erstmals wieder in Präsenz tagen, doch Studierende haben den Senatssaal besetzt. Warum? Was war passiert? Über die letzten Monate hatte das Rektorat ein neues Papier erarbeitet. Diesmal soll in allen Fakultäten gekürzt werden, insgesamt 26 Professuren, 350 Personalstellen und 4000 Studienplätze stehen auf der Abschussliste. Kriterien nach denen gestrichen wird? Roter Faden? Fehlanzeige. Ein Nothaushalt zwingt die Universität in die Knie; Einstellungsstopps, keine Berufungen, begrenzte Kapazität für Sachmittel, Lehre am absoluten Limit. Der Rektor stellt das Kürzungspapier als einzige Lösung dar, spricht von einem „Profilierungsprozess“. Eine tatsächliche Lösung für das aktuelle finanzielle Problem bietet das Papier jedoch nicht. Er sagt, dass das Papier unter Einbezug der Hochschulöffentlichkeit erstellt wurde; Studierende, Personal und Dekane (es gibt tatsächlich nur cis-männliche) widersprechen. Kommunikation mit dem Land habe stattgefunden, beteuert der Rektor, doch davon sehen wir nichts. Der Minister pocht auf die Hochschulautonomie, die Hochschule müsse sich zuerst bewegen. Mehr Geld vom Land? Absage. Landespolitiker:innen meinen, es habe keine Kommunikation stattgefunden. Am Ende steht ein Ergebnis von 13 Ja Stimmen zu 10 Nein Stimmen für das Papier, welches nun mit der Sense durch die Universität mäht. Mehrere Fachbereiche wissen nicht, wie die Lehre in Zukunft weitergehen soll. Die blinde Starrheit von Land und Rektor haben sich vorerst durchgesetzt, doch wir kämpfen weiter für eine ausfinanzierte Universität!

Wir sagen darum: Es braucht ein Umdenken im Senat und Rektorat. Massive und überhastete Kürzungen können nicht die Lösung sein, jeder Studiengang, der jetzt eingestellt wird, ist ein Fehler. Der neue Senat muss das Kürzungspapier zurücknehmen und den Prozess endlich wirklich in die Hochschulöffentlichkeit holen. Personalrat und StuRa müssen sich an einem neuen, alternativen Papier beteiligen, welches am Ende eine bessere, effizientere Universität hinterlässt, keine gekürzte und kaputte. Es braucht massiven Protest dem Land gegenüber. Es kann nicht sein, dass das Land seinen Pflichten aus dem Zukunftsvertrag nicht nachkommt und den Hochschulen so mehrere Millionen Euro fehlen! So wird Sachsen-Anhalt entscheidend geschwächt. Der Rektor hat bewiesen, dass er dem Ernst der Lage nicht gewachsen ist. Entweder muss er die Konsequenz ziehen und  zurückzutreten oder von neuen Senat nicht wiedergewählt werden! Kürzungen? Nicht mit uns!

Wir fordern:

  • die Rücknahme aller Kürzungen
  • eine konstruktive Zusammenarbeit von Universität und Land, um die Universität besser und nicht kleiner zu machen
  • ein Rektorat, das die Interessen der Studierenden vertritt
  • Eine Ausfinanzierung ALLER Hochschulen in Sachsen-Anhalt
  • Eine Beteiligung von Studierenden und Personal im Prozess und allen Entscheidungen auch über den Senat hinaus