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18. Jan 2010

Mein Buch des Jahres (VI)

Verfasst von

Bundeskanzleramt BerlinAuch im neuen Jahr wollen wir die Reihe „Buch des Jahres“ noch etwas fortsetzen, zumal viele der hier vorgestellten Bücher ja zeitlos sind.;) Nachdem die Reihe bislang etwas Obama-lastig war, wenden wir uns heute der bundesdeutschen Politik zu. Aber keine Sorge: wir haben noch einige Obama-Buchtipps auf Lager.

Teilnehmer des Seminars „60 Jahre Grundgesetz“ (Wintersemester 2009/10) der Martin-Luther-Universität waren am Wochenende zu einer Exkursion in Berlin, bei der auch das Bundeskanzleramt besucht wurde. Vor dieser Exkursion habe ich mir antiquarisch das Buch „Kulisse der Macht“ zur Vorbereitung zugelegt und habe dem Buch viele neue Informationen, Zahlen und Fakten entnommen. Das Buch ist zwar bereits im Jahr 2001, pünktlich zur Einweihung des Kanzleramts, erschienen, aber für die Exkursionsteilnehmer dürfte das Buch ganz akuell sein.

Gerade weil das Buch bereits neun Jahre alt ist, sind einige Passagen vielleicht nicht mehr so zwingend, so etwa die genaue Rekonstruktion der Planungsphase, die in dem Buch sehr breit und detailliert geschildert wird (Wer machte welchen Vorschlag? Was wurde wie diskutiert, und von wem? Was sagt der Bauherr dazu? Was der Architekt? usw.), aber was das Buch so faszinierend macht, ist, dass es sich erfolgreich um eine Einordnung bemüht.

Der Autor Heinrich Wefing, von Haus aus Jurist mit einer Dissertation zum Thema „Parlamentsarchitektur“ und heute Journalist bei der Frankfurter Allgemeinen, verortet das neue Berliner Kanzleramt zunächst in der Baugeschichte der Vorgängerbauten: das Palais Radziwill (Sitz des Reichskanzlers ab 1878), Reichskanzlei und Neue Reichskanzlei, dann das Palais Schaumburg und das in den 1970er Jahren neu gebaute Kanzleramt in Bonn.

Dann wendet sich Wefing der Lage des neuen Gebäudes im Berliner Spreebogen zu, beschreibt Geographie und Geschichte des Ortes und setzt es in Verhältnis zu den umliegenden Gebäuden wie etwa dem Reichstagsgebäude. Wefing betont dabei, dass es für den Bau des Kanzleramtes schlichtweg keine Parallele bzw. kein Vorbild gab: erstmals seit vielen Jahrzehnten stand die Regierung eines westliches Landes vor der Herausforderung, sich eine neue „Machtadresse“ zu geben, die in der medialen Wahrnehmung zugleich stellvertretend für „das politische Berlin“ stehen sollte.

Letztlich war es der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl, der sich am Ende für das derzeitige Design entschied – auch wenn es ihm nicht mehr vergönnt war, als Bundeskanzler in das Gebäude einziehen zu dürfen. Aber schon sein Nachfolger Gerhard Schröder stand dem monumentalen Bau eher ablehnend gegenüber. So wird er im Buch zitiert mit der bei der Einweihung des Gebäudes  getätigten Aussage, dass nicht zu bestreiten sei, dass das Kanzleramt „eine Dimension eingenommen hat, die dem einen oder anderen Politiker  wie auf den Leib geschneidert sein mag“. Schon zuvor, während sein zukünftiges Domizil noch im Bau war, hatte Schröder spitz bemerkt: „Habt Ihr es nicht ein bißchen kleiner?“

Es folgt, wie erwähnt, eine ausführliche Darstellung der Planungs- und Baugeschichte sowie die Rezeption des Bauwerks in der öffentlichen Diskussion sowie ausführliche Erläuterungen der Architektur.

Insgesamt ist Wefing ein interessantes und faktengesättigtes Werk zur „Bundeswaschmaschine“ bzw. zum „Kohlosseum“ (Berliner Volksmund) gelungen, in dem es sich trefflich schmökern lässt. Zahlreiche Fotoaufnahmen vermitteln einen sehr guten und eindrucksvollen Überblick über die einzelnen Bereiche des Kanzleramtes.

Heinrich Wefing:

„Kulisse der Macht. Das Berliner Kanzleramt“,

Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/München,

2001, 274 Seiten. ISBN 3-421-05420-7.

Über Michael Kolkmann

3 Kommentare

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