Altmesopotamische Tonnägel

Sgl. Kurth Nr. 2 (Zeichnung: Julius Kurth)
Sgl. Kurth Nr. 1 (Zeichnung: Julius Kurth)
Sgl. Kurth Nr. 2a (Zeichnung: Julius Kurth)

 

 

 

 

 

Inschriften altmesopotamischer Herrscher des 3. Jahrtausends v. Chr. in sumerischer und akkadischer Sprache haben sich auf Statuen, Stelen, Ziegeln, Weihplatten etc. bzw. als spätere Abschriften auf Tontafeln erhalten. Aber auch aus Ton geformte nagelähnliche Gebilde konnten als Inschriftenträger dienen. Sie wurden in großer Zahl hergestellt und in den oberen Teil der Mauern von Bauwerken waagerecht eingeführt, wobei der Nagelkopf leicht aus der Maueroberfläche herausragen konnte. Zum Teil waren sie aber auch völlig vom Mauerwerk umschlossen. Bei den Inschriften handelt es sich in der Regel um sog. Bauinschriften, die über die Baugeschichte bzw. über die Art des jeweiligen Gebäudes (zumeist Tempel) Auskunft geben. So bezieht sich die Inschrift des Fürsten Gudea auf dessen Bautätigkeit am Eninnu, dem Heiligtum des Gottes Ningirsu. Tonnägel können auf ihrem Schaft aber auch mit Inschriften versehen sein, die Informationen über historische Vorgänge enthalten, wie dies z. B. bei der Inschrift des Königs Utuhegal von Uruk der Fall ist. Mit dem „Mann von Ur“ ist gewiss der spätere König und Begründer der III. Dynastie von Ur Urnammu (2111–2094 v. Chr.), gemeint, der zunächst als Statthalter des Utuhegal in der Stadt Ur fungiert hatte. Die Inschrift kann als Hinweis auf die Expansionsbestrebungen des Urnammu verstanden werden, der versuchte, sich des Territoriums von Lagas zu bemächtigen und sich der Oberherrschaft des Utuhegal zu entledigen.

Sammlung Kurth Nr. 1
Höhe: 8,5 cm; Fundort: Girsu (Tello) (?); Zeit des Nammahani von Lagas (ca. 2113–2109 v. Chr.)
Übersetzung der Inschrift:
Nammahani, Stadtfürst von Lagas.

Sammlung Kurth Nr. 2
Höhe: 10,5 cm; Fundort: Girsu (Tello) (?); Zeit des Gudea von Lagas (ca. 2144–2124 v. Chr.)
Übersetzung der Inschrift:
Dem (Gott) Ningirsu, dem starken Helden des (Gottes) Enlil, hat Gudea, der Stadtfürst von Lagas, alles, was sich kultisch gehört, strahlend erscheinen lassen. Sein Eninnu – Weißer Anzu hat er ihm gebaut und ihm wiederhergestellt.

Sammlung Kurth Nr. 2a
Höhe: 8 cm; Fundort: Girsu (Tello) (?); Zeit des Utuhegal von Uruk (2116–2110 v. Chr.)
Übersetzung der Inschrift:
Der (Göttin) Nanse, der gewaltigen Herrin, der Herrin der Aufschüttung, hat Utuhegal, der König der vier Weltgegenden – auf das Territorium von Lagas hatte der Mann von Ur Anspruch erhoben – (dieses Gebiet) in ihre Hand zurückzugeben.

aus: Hans Neumann (1994), 300 Jahre Universität Halle. Schätze aus den Sammlungen und Kabinetten, S. 168.


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