Panathenäische Preisamphora

Inv.-Nr. 560
Bildfeld Seite B mit Läufern
Seite A mit Fragment der Athena
Rekonstruktion der Athena (Henryk Löhr 2000)

 

 

 

 

 

 

 

Die Amphora diente als Siegespreis für einen Athleten bei den Panathenäischen Spielen. Diese sportlichen und musischen Wettkämpfe wurden 566 v. Chr. begründet und fanden ähnlich wie die Olympischen Spiele alle vier Jahre statt. Stilistisch gehört die hallesche Preisamphora in die Jahre um 560 v. Chr. und damit zu den ältesten erhaltenen Exemplaren ihrer Gattung. Die Zeichnung zeigt Einflüsse des bekannten Vasenmalers Lydos auf, in dessen Umfeld sie entstanden sein muss. Das Gefäß ist nur zum Teil erhalten; die bei einer früheren Restaurierung in Gips ergänzten Partien wurden 1999 überarbeitet und farblich soweit möglich rekonstruiert, um einen Eindruck des ursprünglichen Aussehens zu vermitteln. Beide Seiten der Amphora tragen ein gerahmtes Bildfeld mit Darstellungen in schwarzfiguriger Technik. Temperaturschwankungen beim Brandprozeß verhinderten die beabsichtigte schwarze Durchfärbung des aufgetragenen Glanztones, daher erscheinen sowohl die Figuren als auch der Gefäßkörper teilweise rotbraun. Vom Bild der Hauptseite ist nur eine einzelne Scherbe erhalten, die daraus erkennbare kanonische Darstellung der Athena lässt sich aber mit Hilfe von Fragmenten einer Amphora desselben Malers in der Sammlung Jacques Chamay in Genf weitgehend wiedergewinnen. Als Schutzherrin der Spiele erscheint die Göttin in voller Rüstung, eine beigeordnete Inschrift wies ursprünglich auf die Bestimmung der Amphora als Siegespreis hin. Die besser erhaltene Nebenseite zeigt drei Männer im schnellen Lauf – das Gefäß war also für einen Sieger im Kurzstreckenlauf bestimmt. Dieser bekam mindestens 50 dieser Gefäße (der zweite 10–12), gefüllt mit Olivenöl, das einen beträchtlichen Wert darstellte. Carl Robert erhielt die Amphora als Geschenk von dem Marburger Althistoriker Walter Altmann, der sie in Athen erworben hatte. Wahrscheinlich wurde sie dort auch gefunden, wohl als Beigabe oder Urne in einem Grab – entweder des Athleten selbst, der sie als Erinnerung an seinen Sieg behalten hatte, oder eines späteren Erwerbers.

Autor: Henryk Löhr (2002)


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