Haustiere in Partnerschaften: eine black box in der Sozialforschung?

Welche Bedeutung kommt Haustieren in Partnerschaften zu? Dienen Sie dem Ausgleich oder befördern sie Konflikte? Sind Sie Ersatz fehlender eigener Kinder oder zusätzliches Familienmitglied? Ersetzen sie gar einen Partner? Der Forschungsstand hierzu ist mager bzw. nicht vorhanden. Dabei blüht in Öffentlichkeit und Medien ein alltagsweltliches Interesse und uninformiertes Räsonieren. 

Für die Analyse der kommunikativen Einbindung von Haustieren in Familien hat Bergmann (1988) unter qualitativen Forscher*innen legendäre Tischgespräche mit dem Familienvogel analysiert. Die Royal Statistical Society Biology hat jüngst einen Aufsatz zur Kommunikation publiziert (Ben-Aderet et al. 2017), in dem für Hunde aufgezeigt wurde, dass Welpen zwar noch stärker auf menschliche Ansprache reagieren, Hunde mit zunehmendem Alter jedoch erheblich ignoranter gegenüber menschlichen Stimmen werden. Das werden Hundehalter vielleicht nicht gerne hören, aber auch eine Partnerschaft Mensch-Hund scheint sich kommunikativ gesehen abzunutzen. In den letzten Jahren sind aber auch zwei Sammelbände erschienen, in denen verschiedene Facetten des Verhältnisses der Menschen zu ihren Haustieren soziologisch (Burzan und Hitzler 2017Pohlheim 2008) und erziehungswissenschaftlich (Buchner-Fuhs und Rose 2012) beleuchtet werden. Die Rolle von Haustieren in Partnerschaften wird zwar auch darin ausgeblendet, aber das Thema Mensch-Tier wird überhaupt betrachtet. Zur Gesundheit der Menschen mit Tier stellen Weber und Schwarzkopf (2003) vom Robert-Koch-Institut dann noch Analysen und Empfehlungen im Zusammenhang mit der Haustierhaltung zusammen.

Sucht man Zahlen zur Beschreibung des Phänomens Haustiere, findet sich im Statistikportal Statista eine Grafik, die eine Zunahme an Haushalten mit Haustieren seit 2012 bis 2017 für Deutschland zeigt. Demnach leben Haustiere zuletzt in knapp mehr als der Hälfte der deutschen Haushalte: dominiert von Katzen (22%), dann Hunden (18%), dann dem Rest.

Ansonsten erfährt das spezielle Thema von Haustieren in Partnerschaften keine weitere Beachtung in den Sozialwissenschaften. Im Gegensatz dazu stellen Medien und Öffentlichkeit in zahlreichen Online-Beiträgen thematisch interessante Fragen nach Tiefe und Grenzen der Beziehung zu Haustieren, auch inwieweit sie Alternative zum eigenen Partner oder Kindern sein können. Auch zur Wirkung von Haustieren innerhalb von Partnerschaften findet sich eine Bandbreite an Äußerungen zwischen Tieren als Beziehungskiller und Kindersatz, zwischen der Beeinflussung des Sexuallebens und der Förderung der allgemeinen Gesundheit. Eine Internetrecherche mit dem Stichwort „Haustier Partnerschaft“ ergibt bei Google 11,9 Mio. Einträge zeigt interessante, wenngleich allesamt negativ besetzte Eingabevorschläge des Suchalgorithmus:

Von daher stellt sich die Frage: Warum ist das Thema eine black box in der Forschung?

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