„Mit eigenen Augen“ – Männern bei der Arbeit zusehen

Die Dokumentation “Mit eigenen Augen” fängt genau da an, wo sie nach fast zwei Stunden aufhört: in den Büroräumen der Redaktion des Politikmagazins “Monitor” des WDR. Der Regisseur Miguel Müller-Frank wollte mit seinem Film einen Einblick in die Prozesse der journalistischen Arbeit schaffen und hat dafür die “Monitor” Redaktion über mehrere Wochen mit der Kamera begleitet.

Die Kamera zeigt die Tagesabläufe der Redaktion in Vorbereitung auf eine Sendung und bleibt dabei möglichst neutral, es gibt keine thematische Einführung, Interviews oder eine Vorstellung der Protagonist*innen. Dadurch bleiben viele Fragen offen und der Film zeigt lediglich die Menschen bei ihrer Büroarbeit ohne weiteren Kontext. Mit einer Laufzeit von fast zwei Stunden zieht sich die Dokumentation sehr in die Länge und erzeugt wenig Spannung und Interesse für das Geschehen. 

Zudem fällt auf, dass die Redaktion des “Monitor” sehr weiß und männlich ist. Zu Beginn der Dokumentation sind mehrere Frauen in der Teamsitzung zu sehen, die später aber nur am Rande gezeigt werden oder in Situationen, wo sie von ihren Kollegen unterbrochen und übergangen werden. Der Film macht nicht den Eindruck, dass er versucht auf diese Problematik aufmerksam zu machen, sondern diese nur “nebenbei” zeigt. Als der Regisseur in einem Interview darauf angesprochen wurde betont er, dass ihm die Missstände zwischen Frauen und Männern in der Redaktion aufgefallen sei, die Problematik jedoch nicht “in den Mittelpunkt stellen wollte”. Damit ist die Dokumentation ein weiterer Beitrag in einer stark männlich geprägten deutschen Filmlandschaft, die wenig Kreativität und Gesellschaftskritik aufweist.

Anmerkung: Der Film “Mit eigenen Augen” wurde 2019 gedreht und ist 2020 erschienen. Das erwähnte Interview mit dem Regisseur Miguel Müller-Frank wurde am 8.12.2021 im Puschkino Halle nach der Vorführung seines Films geführt.

2 thoughts on “„Mit eigenen Augen“ – Männern bei der Arbeit zusehen

  1. Super Rezension! Vernichtende Kritik, dabei sachlich, gut begründet und nachvollziehbar. Sehr gut finde ich den Fokus auf das Herausstellen der Problematik des Geschlechterverhältnisses, sowie der Rollenverteilung in der Hierarchie und der Arbeitsweise innerhalb der Redaktion sowohl bereits im gut gewählten Titel als auch im Artikel. Hat für mich persönlich tatsächlich auch deren (mir auch im Habitus etwas wichtigtuerisch erscheinende) Arbeit von Anfang an etwas diskreditiert. Auch die Frage der Autorin im Nachgespräch im Kino an den Regisseur diesbezüglich, und deren Erwähnung im Artikel, fand / finde ich wichtig. Ob vom Filmemacher allerdings viel mehr Kritik daran zu erwarten war, bei seiner allgemein zurückhaltenden Erzählperspektive, könnte man vielleicht debattieren, oder zumindest, wie genau eine kritischere Positionierung innerhalb des Filmes ggf. hätte aussehen können in einem Satz vorschlagend oder abwägend erwähnen (z.B. durch weitere vergleichbare Szenen, oder Kommentierung, andere Ideen?).

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