ALLTAGSRASSISMUS (-sexismus, …)

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  • #1507

    Wie bewerten Sie die schwierige Gratwanderung zwischen ›Political Correctness‹ und ›Candel Culture‹?

    #1534
    Alina Gräf-Shymova
    Participant

    Ich glaube die Diskussion im Rahmen des Seminars hat heute gezeigt, dass wir mehr Räume und Erfahrung brauchen über diese Themen zu sprechen. Leider fehlt oft eine gemeinsame Wissensgrundlage über diese Themen, da sie – zumindest aus meiner Erfahrung – schon in der Schulbildung viel zu kurz kamen. Wenn man sich als deutschsprachiger Mensch nicht aktiv mit Themen wie Alltagsrassismus oder -sexismus auseinandersetzt, hat man ein begrenzte Sicht auf die Thematik. Es sind dann meistens die Menschen die Diskriminierungserfahrungen gemacht haben, die sich aktiv damit auseinandersetzen, weil sie es eben müssen. Aber trotzdem möchten Menschen – die eben nicht betroffen sind – über alles mitreden können, anstatt erst einmal zuzuhören.

    Sprache bestimmt unser Denken und eben auch unsere politische Realität. Das wurde bisher in mehreren wissenschaftlichen Studien nachgewiesen. Ein Beispiel: Wenn ein deutschsprachiger Mensch gefragt wird, sich vor dem inneren Auge einen Arzt vorzustellen, stellen die wenigsten sich eine Ärztin vor. Und das spiegelt sich dann auch in realen gesellschaftlichen Strukturen wieder, wenn zum Beispiel Spitzenpositionen zum Großteil nur von Männern besetzt werden.

    Um zum Diskurs zurückzukommen: Die Autorin Kübra Gümüşay beschreibt es so: “Ich möchte Realitäten schaffen und nicht nur damit beschäftigt sein, auf Realitäten zu reagieren, die andere schaffen.” Damit ist der aktuelle Diskurs um diese Themen sehr auf den Punkt gebracht. Sprache verändert sich seit Jahrtausenden und wenn sie sich verändert, warum dann nicht in eine Sprache die alle einschließt? Ich persönlich möchte darüber reden, wie es möglich ist das zu erreichen und nicht irgendwelchen Männern (und auch Frauen) erklären müssen, warum das was sie sagen eigentlich diskriminierend ist. Weil das sollten eigentlich alle wissen. Dafür braucht es aber die erwähnte Wissensgrundlage und awareness, die aktuell noch nicht in der Breite der Gesellschaft besteht.

    Für mich läuft alles also auf zwei Dinge hinaus: Bildung und Mitgefühl. Es ist hilfreich sich damit auseinanderzusetzen, wie Sprache unser Denken und unsere Realität beeinflusst. Außerdem ist es wichtig, dass alle wissen, welche diskriminierenden Alltagserfahrungen Menschen (seit Jahrtausenden) machen und das sollte schon viel ausführlicher in der Schule behandelt werden. Es ist eben von Bedeutung den Geschichten von den Menschen zuzuhören und dann empathisch darauf zu reagieren. Weil im Endeffekt geht es darum: Um reale menschliche Gefühle und Diskriminierung und das sollte nicht vergessen werden.

    #1548
    Leo Winkelmann
    Keymaster

    Konkret ging es in unserer Diskussion im Seminar gar nicht um „Cancel Culture“. Niemand hat jemanden persönlich angegriffen oder darauf abgezielt, Menschen aus einem Diskurs auszuschließen. Somit geht die Frage zumindest in Bezug auf unsere Sitzung für mich fehl. Vielmehr war Sensibilisierung für diskriminierenden Sprachgebrauch Thema. Dabei ergibt es einfach Sinn, sich zu fragen, wozu sollten wir Begriffe verwenden, die beleidigend sind? Ist dies wirklich notwendig, zu was soll es dienen, und gibt es nicht eine bessere, wertschätzendere Möglichkeit, sich auszudrücken? Hier ist meiner Meinung nach eine Offenheit, sich mit diesen Themen zu beschäftigen wichtig, und auch die Bereitschaft, sich selbst zu hinterfragen und die eigene Sprache daraufhin zu überprüfen.

    Insofern fand ich den Hinweis von Torben Tanne hilfreich, und unsere Diskussion fruchtbar – sehe aber gleichzeitig auch, dass ein solcher z.T. emotionale Reaktionen hervorruft wie an der Antwort von Herrn Montag abzulesen war. Dabei ging es gar nicht darum, ihm Rassismus zu unterstellen. Tatsächlich bin ich bei seinem Zitat der rassistischen Begriffe auch zusammengeschreckt, hatte es dann aber schnell wieder vergessen, und bin froh, dass wir gemeinsam nochmal darüber disktuiert haben, sodass ich diesbezüglich nun mehr Klarheit und Bewusstheit habe. Vielen Dank an Frau Dr. Schürmer, dass Sie dieses Thema heute noch einmal explizit und ausführlich zur Diskussion gestellt haben.

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