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9. Sep 2020

Antonio de Nebrija – Gramática de la lengua castellana

Verfasst von

Im Jahr 1492, dem Jahr, in dem die Reconquista abgeschlossen wurde und Cristóbal Colón Amerika entdeckte, veröffentlichte Antonio de Nebrija seine Gramática de la lengua castellana, die erste gedruckte Grammatik einer romanischen Sprache, welche er der Königin Isabell widmete. Ziel war es mit dieser Grammatik das intellektuelle Niveau in Spanien anzuheben (Bollée & Neumann-Holzschuh, 2013). Doch zu Lebzeiten Nebrijas fand diese nur wenig Beachtung. Weinrich bezeichnet sie auch als „eine schöne Leiche“ (Weinrich, 1973, S. 534). Ein Grund dafür, dass die Gramática de la lengua castellana nur so wenig Beachtung fand, war die immer noch „starke Stellung des Lateins im 16. und 17. Jh“ (Bollée & Neumann-Holzschuh, 2013). Nicht nur, dass die Grammatik wenig Beachtung fand, hinzu kam, dass sie stark kritisiert wurde, wie beispielsweise von Valdés, der ihm unterstellte als Andalusier „gar nicht das Recht, eine Grammatik und ein Wörterbuch des Kastilischen zu schreiben“ (Weinrich, 1973, S. 535)

Titelseite Nebrijas „Gramática de la lengua castellana

Nebrijas Grammatik besteht, wie die lateinischen Schulgrammatiken, aus 5 Büchern über Orthographie, Metrik, Prosodie, Etymologie und Syntax. Der berühmteste Teil seiner Grammatik ist der Prolog. Zentrale Inhalte des Prologs sind nach Bollée und Neumann-Holzschuh (2013):

  • die Idee der Geschichtlichkeit der Sprache: Sprache ist nicht statisch, sie entwickelt sich
  • politische Einigung bedeutet sprachliche Einheit
  • Widerspiegelung des Sprachdenkens der Renaissance (S. 89): Sprache kann bewusst verändert werden
  • Sprache als Begleiterin der Herrschaft – Verbindung zwischen politischer Macht und Sprache; die Sprache folgt dem Imperium: die Sprache wird anderen auferlegt und muss damit lernbar sein (Legitimation seiner Grammatik)

Nebrija: ein Mathematiker mit einer Vorliebe für das Kastilische

Im Jahr 1444 wurde Antonio Martínez de Cala geboren, der später unter dem Namen Antonio de Lebrixa bekannt wurde, welcher von seiner Geburtsstadt Lebrixa/ Lebrija, die 60 km von Sevilla entfernt ist, abgeleitet wird. Während Nebrija an der Universität Salamanca Philosophie und Mathematik studierte entwickelte er bereits ein Interesse an Sprache. Mit 19 Jahren zog es ihn nach Italien, wo er 10 Jahre lang lebte und seine Ausbildung beendete. Im Jahr 1470 kam er wieder nach Spanien zurück und trat 6 Jahre später eine Grammatik-Professur an der Universität Salamanca an, wobei er sich zunächst stärker dem Latein widmete (Bollée & Neumann-Holzschuh, 2013). Er starb 1522 in Alcalá de Hernares.

Vorschlag für eine Orthographiereform

Nebrija äußert sich 1517 in den Reglas de la orthographía zu einer möglichen Reform. Als Ideal strebt er eine eindeutige Beziehung zwischen Laut und Graphem an. Nach Becker (2013) bedeutet das, dass jedes Graphem nur einen Laut repräsentieren soll. Er plädiert dafür, dass das Phonem /k/ konsequent durch das Graphem <c> realisiert wird, wobei die Buchstaben <k>und <q> wegfallen sollen. Konsequenter geht Gonzalo Correas in seiner 1630 veröffentlichten „ortografia kastellana nueva i perfeta“ vor. Mehr zu Correas gibt es hier.

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Zum Weiterlesen:

Becker, M. (2013). Einführung in die spanische Sprachwissenschaft. Stuttgart/Weimar: Metzler.

Bollée, A. & Neumann-Holzschuh, I. (2013). Spanische Sprachgeschichte. Stuttgart: Klett.

Weinrich, H. (1973). Das spanische Sprachbewusstsein im Siglo de Oro. In H. Baader & E. Loos (Hrsg.), Spanische Literatur im goldenen Zeitalter. Festschrift für Fritz Schalk zum 65. Geburtstag. (S. 524-547). Frankfurt/Main: Klostermann.


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