
Im Moment weiß man gar nicht, worüber man zuerst schreiben soll, viele Ereignisse häufen sich. Aber zur Bundespräsidentenwahl in Deutschland schreibe ich erst am 30. Juni, aber soviel sei gesagt: beide Hauptfavoriten, Wulff und Gauck, sind aus linker Sicht inakzeptabel, sodass eine eigene Kandidatin der Linken eine absolute Notwendigkeit ist. Gegen Wulff spricht seine Parteilichkeit, gegen Gauck sein unversöhnlicher Antikommunismus und sein Opportunismus, denn zu DDR-Zeiten konnte er auch anders reden, siehe: http://www.jungewelt.de/2010/06-11/018.php).
Wichtige Wahlen fanden in der letzten Woche in den Niederlanden und der Slowakei statt. Der Rechtstrend in Europa hält weiter an. Es ist erstaunlich und erschreckend,dass linke antikapitalistische Parteien trotz der gegenwärtigen Kapitalismuskrise keinen Erfolg bei den Wählern erreichen können.
Hier das Ergebnis der Niederlande:
Partei | 2010 | Unterschied | ||||
Stimmen | Prozent | Sitze | Prozent | Sitze | ||
VVD | 1.926.551 | 20,5 | 31 | +5,8 | +9 | |
PvdA | 1.846.776 | 19,6 | 30 | -1,6 | -3 | |
PVV | 1.453.944 | 15,5 | 24 | +9,6 | +15 | |
CDA | 1.281.137 | 13,6 | 21 | -12,9 | -20 | |
SP | 924.977 | 9,8 | 15 | -6,7 | -10 | |
D66 | 653.265 | 6,9 | 10 | +5,0 | +7 | |
GroenLinks | 627.912 | 6,7 | 10 | +2,1 | +3 | |
ChristenUnie | 305.628 | 3,2 | 5 | -0,7 | -1 | |
SGP | 163.512 | 1,7 | 2 | +0,2 | 0 | |
PvdD | 122.257 | 1,3 | 2 | -0,5 | 0 | |
Sonstige 2006 | – | 1,2 | 0 | +-0,0 | 0 | |
Insgesamt | 9.409.443 | 100,0 | 150 | 0,0 | 0 |
Da es keine Fünfprozenthürde gibt und nach Verhältniswahlrecht gewählt wird, gibt es traditionell ein breites Parteienspektrum im Parlament. Größter Gewinner sind die Rechtspopulisten um Geert Wilders, die 15 Mandaten dazugewannen. Auch die rechtsliberale VVD und linksliberale D66 sowie die Grünen konnten zusätzliche Mandate gewinnen. Größter Verlierer sind die Partei des alten Regierungschefs Balkenende (christdemokratische CDA), der konsequenterweise seinen Rücktritt als Parteichef erklärt hat. Leider hat auch die linkssozialistische SP große Verluste eingefahren, mit 9,8 % hat sie aber im europäischen Vergleich von Linksparteien einen guten Wert.
Die Koalitionsbildung ist offensichtlich schwierig. Die große Frage wird sein, ob man die Rechtspopulisten in die Regierung holen soll? Dafür spräche, dass sich solche Parteien in Regierungsverantwortung von alleine entzaubern und in Konflikte mit ihren Wahlversprechen kommen. Dagegen spricht, Parteien mit solch platten Anti-Islam-Sprüchen auch noch mit Ämtern zu belohnen. Eine Mitte-links-Koalition hätte auf keinen Fall eine Mehrheit, wahrscheinlich werden die liberalen Parteien eine Koalition schmieden: entweder mit den Rechtspopulisten oder den Sozialdemokraten.
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Niederl%C3%A4ndische_Parlamentswahlen_2010
In der Slowakei ist das Ganze etwas überschaubarer, dank der Fünfprozenthürde:
Partei | Stimmen (Anz./%) | Sitze | +/− | ||
Richtung – Sozialdemokratie | 880.111 | 34,79 % | 62 | +12 | |
Slowakische Demokratische und Christliche Union – Demokratische Partei | 390.042 | 15,42 % | 28 | –3 | |
Freiheit und Solidarität | 307.287 | 12,14 % | 22 | +22 | |
Christlich-demokratische Bewegung | 215.755 | 8,52 % | 15 | +1 | |
Most–Híd | 205.538 | 8,12 % | 14 | +14 | |
Slowakische Nationalpartei | 128.490 | 5,08 % | 9 | –11 | |
Stimmenanteil unterhalb 5 Prozent und somit nicht im Nationalrat vertreten | |||||
Partei der ungarischen Koalition | 109.638 | 4,33 % | 0 | −22 | |
Volkspartei – Bewegung für eine demokratische Slowakei | 109.480 | 4,32 % | 0 | –20 | |
Partei der demokratischen Linken | 61.137 | 2,41 % | 0 | − | |
Volkspartei Unsere Slowakei | 33.127 | 1,33 % | 0 | – | |
Sonstige zusammen | 88.183 | 3,49 % | 0 | 0 | |
Zusammen | 2.303.139 | 100,00 % | 150 | – |
Eine der wenigen verbliebenen sozialdemokratischen Premierminister, R. Fico, wird es leider schwer haben, im Amt zu verbleiben. Zwar wurde seine Partei wieder stärkste Kraft und konnte 12 Sitze dazugewinnen, aber seine nationalistischen Koalitionspartner schwächelten: die Slowakische Nationalpartei hat es gerade noch mit 5,08 % in den Nationalrat geschafft, die Volkspartei blieb mit 4,32 % außen vor. Gewinner sind die rechtsliberale „Freiheit und Solidarität“ (2009 gegr.) und die liberal-konservative Partei der ungarischen Minderheit „Most-Híd“, die ebenfalls noch relativ jung (2009) ist.
Ich denke von dieser Ungarn-Partei wird auch abhängen, ob die rechten und liberalen Parteien eine Koalition bilden können und die stärkste Partei in die Opposition schicken. Vielleicht kann die sozialdemokratische Smer („Richtung“) mit etwas Verhandlungsgeschick noch einen Koalitionspartner finden, schließlich fehlen nur 14 Mandate zur absoluten Mehrheit.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Parlamentswahlen_in_der_Slowakei_2010
