
In einer Wahlanalyse der FAZ wird dankenswerterweise darauf verwiesen, dass die „etablierten“ Parteien nur auf etwa drei Viertel jener Hälfte der Bürger kommen, die sich überhaupt an der Wahl beteiligen. Weil eine Parteiendemokratie nach dem Muster der Flächenländer der alten Bundesrepublik nach der Wiedervereinigung in Sachsen (und ganz Ostdeutschland) nicht entstanden ist, haben die kleinen Parteien (früher FDP, heute NPD und v. a. AfD) so einen Erfolg. Ob dieses Erklärungsmuster die Wahlmüdigkeit so ganz erklären kann, darf bezweifelt werden. Das ehrliche Wahlergebnis, bei dem sich die Stimmenanteile (Zweitstimmen) auf die Grundgesamtheit aller Wahlberechtigten stützt, sieht übrigens so aus (eigene Berechnung):
Stimmen | Anteil | |
Wahlberechtigte | 3510336 | |
CDU | 645344 | 18,38% |
LINKE | 309568 | 8,82% |
SPD | 202370 | 5,76% |
FDP | 61847 | 1,76% |
Grüne | 93852 | 2,67% |
NPD | 81060 | 2,31% |
AfD | 159547 | 4,55% |
Sonstige | 83776 | 2,39% |
Irritierend auch folgender Satz: „Während Bürger, die sich links der politischen Mitte verorten, sich entweder durch Linkspartei oder SPD hinreichend repräsentiert fühlen, öffnet sich rechts der von der CDU markierten politischen Mitte ein immenses Feld für Parteien, die sich den Bürger als Plattform anbieten, um den Mitte-links-Konsens zu irritieren.“ Was mit diesem Mitte-links-Konsens gemeint sein soll, ist mir nicht klar, es sei denn mit Mitte-links ist die neoliberale Politik a la Schröder/Agenda 2010 gemeint – das hat aber mit „links“ oder gar „Mitte-links“ im ursprünglichen Sinne nichts zu tun. Die FAZ sollte sich eher fragen, warum rechts neben der CDU – gerade in Sachsen – so viel Platz ist. Aufmerksam macht man noch auf den Volkspartei-Charakter der AfD, die aus allen Bevölkerungsschichten von jung bis alt, niedriges bis hohes Einkommen, Stimmen erhalten hat. Das ist auch an der Wählerwanderung erkennbar; die AfD hat von allen Parteien Wähler „abgeworben“:
Quelle: tagesschau.de (gilt auch für folgende Abbildung)
Wählerwanderung bei DIE LINKE:
Quelle: jeweils tagesschau.de
Weitere Wahlanalysen:
Wahlnachtbericht der RLS von Horst Kahrs
„Die Karawane zieht weiter“ (Der Freitag)
„Wahl-Analyse: Fünf Gründe für das Sachsen-Ergebnis“ vom SPIEGEL
Kurzanalyse der Forschungsgruppe Wahlen
