Olympia-Referendum ist Demütigung für alle Sportkapitalisten

Wahlen, Was sonst noch in der Welt passiert

Wieder hat es nicht geklappt. Nach München ist nun auch Hamburg/Kiel am demokratischen Souverän gescheitert, denn die Olympia-Projektträger konnten die Mehrheit der Bürger in Hamburg und Kiel nicht vom Sinn und Nutzen Olympischer Sommerspiele in diesen Städten im Jahr 2024 überzeugen. Im Referendum wurde über folgenden Text abgestimmt: „Ich bin dafür, dass sich der Deutsche Olympische Sportbund mit der Freien und Hansestadt Hamburg um die Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Spiele im Jahr 2024 bewirbt.“ Dies befürworten zwar 65,6 % der in Kiel zur Abstimmung gegangenen Bürger, aber nur 48,4 % der Hamburger, die demnach mit 51,4 % mit „Nein“ stimmten. Das große „Ja“ in Kiel relativiert sich angesichts einer kümmerlichen Wahlbeteiligung von 31,7 % (Hamburg: 50,1 %). Dank der klugen Hamburger bleiben dem deutschen Staat bzw. Steuerzahler Unkosten in Höhe von mindestens 7,4 Milliarden Euro (bei geplanten Gesamtkosten von 11,4 Mrd.) für andere Zwecke, z. B. der Förderung des Breitensports und des Sportunterrichts in den Schulen.

Und woran lag es, wird nun überall gerätselt? Ich hätte auch gegen eine Bewerbung für Olympische Spiele gestimmt, obwohl ich großer Fan vieler olympischer Sportarten bin. Doch warum soll ich Ausgaben in Höhe von über 11 Mrd. Euro für ein Sportevent von zwei Wochen Dauer unterstützen? Noch dazu, wo alle vergangenen Spiele bewiesen haben, dass es erhebliche Mehrkosten gab? Terrorangst spielt da überhaupt keine Rolle, ebenso die Frage, ob das Konzept der Organisatoren nun gut oder schlecht war. Das Schlechte am ganzen Sportsystem des IOC ist, dass es primär nur ums Geldverdienen geht, und zwar Geldverdienen für große monopolitische Großunternehmen wie Coca-Cola, Visa, Adidas etc. Außerdem profitieren vom Gigantismus, der immer noch nicht wirksam begrenzt wird, Bauunternehmen und Immobilienspekulanten, die aus den olympischen Grundstücken nach den Spielen Profit ziehen, ohne dass es der Allgemeinheit (sprich dem kleinen Mann und der kleinen Frau was nutzt). Olympische Spiele wären toll, wenn sie in bescheidenen Sportstätten (muss denn überall immer ein neues Olympiastadion und hypermoderne Sporthallen neu gebaut werden???) und mit reinen Amateursportlern, die außer einer kleinen Medaille keine großen Gewinne aus ihrem Olympiasieg ziehen könnten, stattfänden. Wenn es um viel weniger Geld ginge, wäre auch der Anreiz zu systematischem Doping, das mit größter Wahrscheinlichkeit nicht nur in Russland praktiziert wird, in vielen Sportarten nicht mehr vorhanden. Und vielleicht würden die Bewerberstädte im Bewerbungsprozess auch nicht mehr so viel Geld zum Schmieren korrupter Sportfunktionäre ausgeben …

Siehe auch:

tagesschau.de

Wikipedia

Neues Deutschland (sehr guter, ausführlicher Beitrag von Rainer Benecke und Joachim Bischoff)

ZEIT Online (Zitat: „Was aber feststeht: Olympische Spiele werden immer teurer als geplant. Forscher der Universität Oxford fanden heraus, dass die durchschnittliche effektive Kostenüberschreitung bei Olympischen Spielen 252 Prozent betrage, die Spiele also zweieinhalbmal teurer werden, als ursprünglich kalkuliert. Dass es ausgerechnet in Hamburg oder Berlin, den Städten der Elbphilharmonie und des BER, nicht der Fall sein sollte, wäre dann doch überraschend. „)

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