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6. Jan 2011

Lektüren: „Wofür stehst Du?“

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Im letzten Winter haben hier auf den Blogseiten mehrere Studierende ihr „Buch des Jahres“ vorgestellt. Es musste nicht zwangsläufig ein Fachbuch oder ein politisches Buch sein. Dabei ist eine ganze Reihe an Rezensionen zusammen gekommen. Daran hat sich der Hallenser Politikstudent Nikolaus Schulz erinnert und möchte uns sein Buch des Jahres vorstellen: „Wofür stehst Du?“ von Axel Hacke und Giovanni di Lorenzo. Lesen Sie nachfolgend seine Rezension. Und wenn Sie selbst ein Buch des Jahres vorstellen möchten – herzliche Einladung! Schicken Sie uns einfach Ihren Beitrag an die bekannten Email-Adressen (zum Beispiel michael.kolkmann@politik.uni-halle.de). Ich werde bei der Gelegenheit übrigens in Kürze auch mein Buch des Jahres vorstellen.

Axel Hacke und Giovanni di Lorenzo: „Wofür stehst Du?“

Was ist wirklich wichtig im Leben? Für welche Werte trete ich ein? Wofür engagiere ich mich in der Gesellschaft? Kurzum: „Wofür stehst du?“

Zwei Freunde, der Journalist und Schriftsteller Axel Hacke sowie „Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo, stellen sich in ihrem Buch genau diese Frage. Sie plädieren darin nicht für oder gegen eine bestimmte Lebensweise oder formulieren gar ein Handbuch der Moral, wie man es auf den ersten Blick vielleicht vermuten könnte. Es ist ein sehr persönliches, zuweilen intimes Buch. In autobiografischen Anekdoten rekapitulieren sie ihre eigene Lebensführung und versuchen herauszufiltern, was wirklich wichtig war (und ist) in ihren bisherigen Leben.

Sie erzählen von ihrer Kindheit in der Nachkriegszeit, von ihrer Familie, von Scheidung und Rebellion, von eigenen Fehlern und Selbsttäuschung. Und natürlich von Politik! Waren die Politiker von damals wirklich so viel größer und besser als unsere heutigen? Oder ist das politische Tagesgeschäft von heute nicht viel komplizierter und undankbarer als jenes zu Zeiten Brandts und Schmidts? Ist es überhaupt legitim, immer auf „die“ Politiker zu schimpfen, ohne sich je selbst engagiert zu haben? Hacke und di Lorenzo liefern sich einen zuweilen dialogartigen Schlagabtausch, ohne sich selbst zu schonen.

Dem Autorenpaar gelingt dabei das Kunststück, in kurzweiligen Episoden zu verdeutlichen, was es heißt, mit einer bestimmten Haltung das Leben zu bestreiten, und wie unendlich wertvoll diese ist, nicht nur für sich selbst, sondern vor allem auch für seine Mitmenschen. Da ist beispielsweise die Geschichte des Unternehmensberaters, der vor einer Angestellten in Tränen ausbricht, weil er auf einer Liste neben ihren Namen „Sozialfall“ notierte. Oder die des jungen Schriftstellers, der im Kampf gegen die italienische Mafia seine Lebensträume opfert.

„Wofür stehst du?“ Man ertappt sich bei der Lektüre des Buches immer wieder, wie man seine Standpunkte selbstprüfend in den Blick nimmt. Es ist zudem eine entwaffnende Frage, die man schwerlich in ein, zwei Sätzen beantworten kann. Auch dieses Buch liefert keine vorgefertigten Antworten, aber hält doch einige wichtige Erkenntnisse bereit: Es ist legitim, ohne letzte Gewissheiten den Alltag zu meistern, auch Ambivalenzen und Pragmatismus sind erlaubt. Gleichgültigkeit dagegen nicht. So heißt es gegen Ende des Buches: „Was zu den größten Aufgaben jedes Menschen zählt: eine eigene Haltung zu entwickeln. Nicht ohne Bewusstsein im Strom der vielen zu leben.“
(Nikolaus Schulz)

Nähere Informationen zum Buch sind hier zu finden.

Über Michael Kolkmann

2 Kommentare

  1. jhon K sagt:

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