Schimpfen in der Forschung: Das Konzept der Pejorisierung

Das Konzept der Pejorisierung lokalisiert Diskriminierung nicht ausschließlich im sprachlichen Objekt, sondern führt einen handlungsbetonten, mehrdimensionalen pragmatischen Ansatz zur Analyse sprachlicher Beschimpfungen ein (vgl. Hornscheidt 2011, S.15). 

Die Mehrdimensionalität des Konzepts der Pejorisierung als realisierte sprachliche Diskriminierungshandlung wird in der folgenden Abbildung (in Bezug auf Hornscheidt 2011, S.15) dargestellt. 

Mehrdimensionalität von Pejorisierungen in Anlehnung an Hornscheidt (2011, S. 15).

Für die Bestimmung einer sprachlichen Handlung als Pejorisierung sind alle dargestellten Dimensionen zu befragen. Auf diese Weise können sowohl die Bedeutung von Sprecher*innenintensionen, Semantiken von Wörtern als auch gesellschaftlich-strukturelle Aspekte berücksichtigt werden. Möglich ist es damit auch, bereits hegemonial tradierte und konventionalisierte Ausdrücke als diskriminierend und beleidigend zu entschlüsseln und nicht nur die Ebene der Sprecher*innenabsicht sowie der Wahrnehmung von Angesprochenen als Maß der Bewertung verbaler Diskriminierung heranzuziehen. Wichtig erscheint hierbei, dass Pejorisierungen stets situativ zu erfassen und somit vom Kontext abhängig zu beurteilen sind. Konventionalisiert werden Pejorisierungen durch Wörterbücher und ihre Kommentierungen, mediale oder aus der Pädagogik stammende Systematisierungen von Schimpfwörtern oder auch wissenschaftliche Abhandlungen. Mit dem Konzept der Pejorisierung wird also die Frage der strukturellen Diskriminierung für die Einschätzung von sprachlichen Äußerungen als beleidigend oder abwertend zur individuellen Entscheidungskomponente hinzugefügt (vgl. Hornscheidt 2011, S.15-22).

Die strukturelle Dimension vieler Ausdrücke aus unserem Alltag ist uns häufig kaum geläufig oder präsent.

Max Groschke

Aus diesem Grund beschäftigt sich ein weiterer Unterpunkt der Grundlagen des Schimpfens mit der Wirkung verbal-aggressiver Sprachhandlungen sowie einzelner Schimpfwörter.


Erläuterungen
  • pragmatischen: sachbezogenen
  • Semantiken: Bedeutungen

Max Groschke, 2022