Das Staatsexamen steht bevor – das bedeutet Lernen, Lernen und natürlich Wiederholen! Wohl die meisten Jura-Studierenden nutzen daher die sog. Repetitorien, um die Lerninhalte zu wiederholen oder um vielleicht auch früher vernachlässigte Besuche der Vorlesungen und Kolloquien nachzuholen. Die wohl bekanntesten Unternehmen, die solche Ganzjahres-Repetitorien anbieten, sind Hemmer und Alpmann-Schmidt. Nicht zu vergessen ist aber auch das Angebot der MLU, das ebenfalls ganzjährig Studierende auf das 1. Staatsexamen vorbereitet.
Ich habe diese drei Repetitorien besucht und eine Woche probegehört. Ich versuche, anhand meiner gesammelten Erfahrungen, aber auch nach Hörensagen, einen Vergleich dieser Repetitorien aufzustellen. Jedoch weiß ich selbst, dass eine Woche zu kurz ist, um genau vergleichen zu können. Nichtsdestotrotz kann dieser Vergleich als Anhaltspunkt für die dienen, die noch komplett unentschlossen sind.
Alle Daten befinden sich auf dem Stand von Januar 2024.
Zunächst die Fakten:
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Preise
- 185 €/Monat
- 175 €/Monat, wenn
- Anmeldung als Gruppe >= 5 Personen oder
- ELSA oder Law&Legal-Mitglied
- Zuschlag von 3 €/Monat, wenn ausgedruckte Hauptkursunterlagen gewünscht
- 175 €/Monat
- 165 €/Monat, wenn
- Anmeldung als Vierer-Gruppe oder
- Anmeldung zwei Monate vor Kursbeginn
- in Studiengebühren inkl.
Zeitumfang
- Unterricht an drei Tagen pro Woche (Mo-Mi) á vier Stunden
- Pause: 30 Minuten
- Unterricht an drei Tagen pro Woche (Mo-Mi) á drei Stunden
- Pause: 5 Minuten
- Unterricht an drei Tagen pro Woche (Di-Do) á vier Stunden
- Pause: meist 15 Minuten
Ort
- Halberstädter Str. 14
Nähe Stadtpark – Halle - 1. Etage
- mit der Straßenbahn gut vom Juliot-Curie-Platz aus erreichbar
- Stadtmuseum Halle, Große Märkerstraße 10
- 4. Etage
- schnell zu Fuß von der Uni erreichbar
- am Unicampus im Hörsaal a/b oben im Löwengebäude
- hybrides Angebot
- hybrides Angebot
- Präsenz mit Aufzeichnung der Veranstaltung
Zusatzmaterialien
- Anzahl der Examensklausuren nicht bekannt, aber sicherlich auch viele
- 160 Klausuren auf Examensniveau
- in Zivilrecht ca. 20-25 Klausuren, in anderen Rechtsgebieten noch unbekannt
- 12 Verlagsprodukte nach Wahl
- 20 AS-Skripte
- Kursfolien und teilweise Skripte
- Zugang zur App „StudySmarter“
- Zugang zur App „AS-App“, adaptiert von „Repetico“
- Zugang zur Zeitschrift „Life&Law“ mit Wiederholungen und Rechtsprechungsübersicht
- Erhalt der Rechtsprechungsübersicht (RÜ)
- sechs Monate kostenlose Nutzung von juris(byhemmer)
- Zugriff auf das RÜ-Archiv ab 1998
- uni-eigener Zugriff auf sämtliche Datenbanken
Vorbereitung auf schriftliches Examen
- Anzahl der Examensklausuren nicht bekannt, aber sicherlich auch viele
- 160 Klausuren auf Examensniveau
- in Zivilrecht ca. 20-25 Klausuren, in anderen Rechtsgebieten noch unbekannt
- Anfertigung zu Hause und Abgabe online
- Anfertigung zu Hause und Abgabe online
- Anfertigung zu Hause oder in einem Raum an der Uni handschriftlich
Vorbereitung auf mündliches Examen
- Vorbereitungskurse bzw. Simulationen des mündlichen Examens bieten alle Kurse an.
Meine Eindrücke der Repetitorien:
Wenn ich meine Kommiliton:innen gefragt habe, zu welchem Rep sie gehen, erhielt ich meist die Antwort: Hemmer! Warum? Meist war es die Antwort, dass sie einen richtigen Kick in den Allerwertesten bräuchten, um zu lernen. Das liegt nicht zuletzt an dem fast schon ikonischen Repetitor Richard, der einem einiges abverlangt – aber hierzu später mehr. Ich beginne mit meinen Erfahrungen anhand der Kursreihenfolge:
Strafrecht
Strafrecht fand montags statt. Kursleiter war ein recht junger Repetitor. Angefangen haben wir mit einigen Wiederholungen von dem letzten Mal. Diese Auffrischung fand ich gut.
Sodann fingen wir mit den Strafbarkeiten rund um die EC- und Kreditkarten an. Gelernt haben wir anhand von Fällen. Einiges konnte ich aus dem Kurs mitnehmen, aber letztlich empfand ich den Kurs doch recht trocken.
Öffentliches Recht
Kursleiter war hier der sympathische Marvin, den ich an diesem Tag leider nur per Videokonferenz sehen konnte. Es stand Baurecht auf dem Plan. An ein paar inhaltliche Dinge kann ich mich noch erinnern, sicherlich wäre es bei lokaler Anwesenheit mehr gewesen. Highlight hierbei war aber auf jeden Fall Marvin, der einen den Stoff sehr gut vermitteln kann und überaus freundlich ist. Mir wurde einmal gesagt, dass er das sachsen-anhaltinische Landesrecht besonders gut nahebringen kann – dies habe ich im Ansatz anhand der BauO LSA gemerkt.
Zivilrecht
Die zivilrechtlichen Themen sind das Herrschaftsgebiet von Richard und das ist sicherlich keine Übertreibung. Selten habe ich Personen gesehen, die so confident durch das Zivilrecht geschritten sind und dabei fast alle möglichen Normen kannten. „Gut“, würden manche sagen, „er ist ja auch Repetitor!“ Ja, das stimmt, aber Richard kann dies didaktisch auch wirklich gut in die Köpfe der Zuhörer – na ja, man kann schon sagen – rein“hemmern“. Wichtige Inhalte, die man sich auf jeden Fall merken sollte, hat er gebetsartig aufgesagt und von einigen Zuhörern wiederholen lassen. Und hier kommt auch der „Kick“ zum Vorschein, von den viele sprachen. Denn wage es dir, die Inhalte, die schon mind. zwei Mal drankamen, zu vergessen. Dann kann Richard auch böse werden und dich wie ein Buslenker rund machen. Wiederum ist er auch belohnend zu denjenigen, die eine bereichernde Antwort liefern. Richards Art dabei, den Unterricht durchzuführen, ist auch sehr eigen und sorgt auf jeden Fall für Erinnerungswert.
Seine Tafelbilder fertigt er größtenteils live an, damit sich die Strukturen zwischen den Gesetzen mit dem Fortschritt der Fallbearbeitung weiterentwickeln. Das fand ich auch gut!
Arbeitsatmosphäre
Der Kursraum liegt noch ganz OK gelegen in der Nähe der Uni. Er hat einen Vorbereitungsraum mit einer kleinen Couch und Wasser- und Kaffeekocher. Der Hauptraum ist randvoll bestuhlt, da den Hemmer-Kurs viele Leute besuchen. Bequemlichkeit ist dort OK. Der Beamer projiziert leider an eine zu kleine Wand, wo auch der Sicherungskasten im Weg ist. Es gibt ein Whiteboard und auch eine kleine Bibliothek mit den wichtigsten Kommentaren.
Die Teilnehmenden nahmen meist aktiv am Kurs teil, sodass eigentlich nie diese gefürchtete Stille eintrat, wo niemand auf eine Frage antworten wollte/konnte.
Auch hier werde ich zunächst wieder über die einzelnen Kursgebiete sprechen.
Zivilrecht
Zivilrecht hatten wir mit einem netten Rechtsanwalt. Mir hat es Spaß gemacht, mich dort einzubringen.
Öffentliches Recht
Öffentliches Recht leitete ein Rechtsanwalt, der schon ewig Repetitor bei AS ist. Routiniert und mit einigen Tipps für’s Examen lenkte er die Veranstaltung. An einigen Stellen gab es spannende Vertiefungen und seine Stellungnahmen zu einigen Meinungsdifferenzen offenbarten intelligente Argumentationsketten, die man sonst so in Lehrbüchern nicht findet. Sein Umgang mit den Zuhörenden empfand ich als sympathisch.
Strafrecht
Die strafrechtlichen Inhalte lehrte ein noch recht junger Rechtsanwalt und Strafverteidiger, der wenig Zeit mit Vorgesprächen führte, sondern direkt in die Fallbearbeitung startete. Auch wenn das zunächst dröge klingen mag, so vermittelte er mir durch seine Gelassenheit und seinen vereinzelt gestreuten Humor ein gutes Gefühl.
Arbeitsatmosphäre
Der Kursraum ist gut in der Stadtmitte im Gebäude des Stadtmuseums gelegen. Neben den Treppen zum 4. OG gibt es einen, leider recht langsamen, Fahrstuhl. Oben angekommen erwartet einem ein lichtoffener, großzügiger Seminarraum. Ich empfand die Stühle als etwas unbequem, da mir die Rückenlehne an meinem Stuhl nicht wirklich Halt bot.
Das Repetitorium von AS besuchten aus meinem Umfeld recht wenige – das spiegelte sich auch an der, im Vergleich zu Hemmer, mäßigen Teilnehmerstärke im Kursraum wieder. Das soll keinesfalls negativ sein! Ich empfand die Atmosphäre dort recht angenehm. Es war wie in einem Kolloquium oder Seminar, sodass es sich gut arbeiten ließ.
Ich habe auch erfahren, dass Alpmann-Schmidt wohl eine Abschlussfahrt mit den Teilnehmenden anbietet.
Beim Uni-Rep. war ich sehr gespannt auf die Teilnehmerzahl und Repetitoren. Was mir am ersten Tag aufgefallen ist, dass anscheinend alle Repetitorien 8:30 Uhr und nicht wie am Plan 8:00 Uhr beginnen. Das ist wohl eine ungeschriebene Regel. Außerdem weicht der Ablaufplan hier weit von dem der privaten Repetitorien ab. Statt einen geregelten Rhythmus zu haben, finden Rechtsgebiete auch hintereinander statt. So kam es leider, dass ich beim Strafrecht noch nicht dabei sein konnte – das findet erst wieder im März statt. Daher kann ich, Stand jetzt, nur vom Öffentlichen Recht und Zivilrecht erzählen.
Öffentliches Recht
Thema an dem Tag waren Grundrechte im Bereich des Staatsrechts. Begleitet wurde dieser Kurs von Herrn Dr. Frederic Stephan, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am LS Kluth. Ich hatte ihn schon einmal im Kommunalrecht und mir haben seine Vorlesungen immer ganz gut gefallen. Er hat einen schönen Stil, die Lehrinhalte zu vermitteln, geht gut auf die Fragen ein und „rauschte“ nicht durch die Inhalte.
Zivilrecht
Zivilrecht leitet Herr Prof. Madaus, momentan war Schuldrecht I auf dem Plan. Diese Einheit hatten wir zwei Tage hintereinander. Und ich muss sagen: Ich war wirklich sehr beeindruckt und mir hat das Arbeiten mit ihm viel Spaß gemacht und mich auch angeregt, mich danach nochmal mit den problematischen Punkten zu beschäftigen. Das ist bei mir ziemlich selten, dass ich, wenn ich keinen Lerndruck habe, Inhalte nochmal nacharbeite. Das hat mich positiv überrascht.
Auch seine kleinen Exkurse haben mir gut gefallen und riefen bei mir wieder einige verloren gegangene Inhalte zurück.
Auf Fragen ging er sorgfältig ein, gute Antworten lobte er.
Strafrecht
Leider noch kein Strafrechtskurs besucht.
Arbeitsatmosphäre
Das Repetitorium haben viele Leute besucht, der Hörsaal a/b oben im Löwengebäude war ziemlich voll. Mir kam es so vor, dass die, die aktiv dabei waren, weit vorne saßen. Eine wirkliche Kolloquiumsstimmung kam mir da nur manchmal auf. Ansonsten finde ich den Raum sehr angenehm für ein Repetitorium: bequeme Stühle, die Tische sind groß genug und der Repetitor hat Beamer, Tafel und Whiteboard zur Verfügung.
Fazit:
Auch wenn ich bisher nur eine Woche bei den Repetitorien dabei war, so erlaube ich mir dennoch bereits mein Fazit mitzuteilen.
Für mich ist der Favorit bis jetzt das Repetitorium der Universität. Zwar lernt man dort in einer großen Mannschaft, ein Kolloquiumsstimmung kam für mich daher nur manchmal auf, doch am Ende der Probewoche hat für mich das Gesamtpaket gestimmt. Ausschlaggebend für mich war der Start am Vormittag, sodass man noch den Nachmittag gut nutzen konnte, die überzeugenden Repetitoren und der Raum, in dem das stattgefunden hat. Zudem tritt noch die Möglichkeit des Schreibens von Probeexamen in jeder Woche – das sogar bei Wunsch vor Ort und nicht wie bei den privaten Reps nur mit digitaler Abgabe – sowie die Examenssimulationen. Weniger wichtig für mich sind die vielen Skripte, die man bei den privaten Repetitorien dazu erhält, da ich bereits sehr viele Lehrbücher habe oder die Skripte auch in der Bibliothek lesen kann.
Vom Uni-Rep. sollte man absehen, wenn man, was die Repetitoren angeht, eine Kontinuität wünscht. Denn während man bei Alpmann-Schmidt und Hemmer stets dieselben Repetitoren hat, unterrichten beim Uni-Rep. je nach behandelten Rechtsgebiet immer andere Repetitoren.
Zum Abschluss hier noch eine Zusammenfassung. Du solltest zum …
Uni-Rep., wenn
- du kein kleines Vermögen für private Repetitorien ausgeben willst,
- du mit erfahrenen Hochschulreferenten lernen möchtest,
- du schon sowieso eine kleine Jura-Bibliothek zu Hause hast und keine neuen Skripte benötigst,
- du Platz und bequeme Bestuhlung im Raum schätzt,
- du eher am Vormittag zum Repetitorium gehen möchtest.
Hemmer-Rep., wenn
- du ab und zu zum Lernen gedrillt werden musst,
- du besonderen Bedarf an Zivilrecht hast,
- dir die Hemmer-Unterlagen gefallen,
- du eine Atmosphäre brauchst, in dem jeder der Teilnehmenden mitmacht.
Alpmann-Schmidt-Rep., wenn
- du besonderen Wert auf eine entspannte Kolloquiums-Atmosphäre setzt,
- du mit erfahrenen Rechtsanwälten lernen möchtest,
- dir die Alpmann-Schmidt-Unterlagen gefallen,
- du Lust auf eine Abschlussfahrt mit den anderen Teilnehmenden hast.
Wenn du eine ganz besondere Erfahrung mit einem der Repetitorium gemacht hast oder ein Repetitorium ganz besonders empfehlen würdest, dann lass es mich doch gerne wissen und vielleicht werde ich deine Erfahrungen mit deiner Erlaubnis dann hier auf der Seite für die anderen veröffentlichen.
Ich hoffe, dir war meine Einschätzung hilfreich!