Eva
Seit ich 20 bin, bereise ich die Länder des ehemaligen Jugoslawiens – und begonnen hat meine Leidenschaft für diesen Raum Südosteuropas 1996 in Bosnien und Herzegowina, in Workcamps in der kleinen zentralbosnischen Stadt Jajce, organisiert vom Friedenskreis Halle e.V. Damals ging es ganz praktisch darum, zerstörte Häuser wieder bewohnbar zu machen und ich habe viel gelernt: Dächer decken, Fensterglas einsetzen, Deckenbalken einziehen, Wände verputzen… Und ganz viel Schutt ausräumen, der in der Regel durchsetzt war mit persönlichen Gegenständen der einstigen Bewohnerinnen und Bewohner: Fotos, Geschirr, Kleidung…
Heike
Das waren unheimlich spannende und intensive Jahre, in denen aus der Verliebtheit eine enge Freundschaft gewachsen ist. Viele persönliche Verbindungen sind entstanden, schließlich habe ich ja dort mit der ganzen Familie, also einschließlich meiner drei Kinder gelebt, die bis heute erhalten geblieben sind. Aber auch beruflich war es eine wunderbare Zeit: An der Abteilung für Germanistik an der Universität in Sarajevo arbeiten hervorragende WissenschaftlerInnen und DozentInnen, die an sich und die Studierenden hohe Ansprüche stellen, was sich in der Qualität der Lehre und Forschung widerspiegelt. Besonders beeindruckend aber sind die Studierenden, die mit sehr guten Deutschkenntnissen und ebenso guter Bildung diesen Ansprüchen gerecht werden können. Umso glücklicher bin ich, dass die Germanistik der MLU seit 2016 durch das Erasmus+-Programm mit Nicht-EU-Ländern mit der Abteilung in Sarajevo kooperiert und dadurch ein Studierenden- und Lehrendenaustausch möglich wurde. Durch die Zusammenarbeit mit der Abteilung für Südslawistik, konnten wir diese Kooperation auch mit der Universität in Novi Sad, Serbien verbinden und deshalb eine Exkursion organisieren, die eine trinationale Begegnung ermöglichte.
Es ist recht einfach, die Schönheit und das Potential des Landes zu erkennen, aber die Geschichte und die aktuelle politische Situation des Landes und der Region zu verstehen, ist nicht ganz so leicht. Durch die Gespräche und die Erfahrungen auf dieser Exkursion habe ich wieder neue Einsichten und Erkenntnisse gewonnen und ich freue mich darauf, diese Kooperation fortzusetzten und eine nächste Exkursion zu planen…
Susan
Mein Name ist Susan Bargmann und ich bin Studentin des Masterstudiengangs Interkulturelle Europa- und Amerikastudien mit den regionalen Schwerpunkten Lateinamerika, Frankreich und Südosteuropa.
Hellen
Ich bin Hellen und ich studiere Frankreich- und Südosteuropa-Studien mit Medien- und Kommunikationswissenschaften im Nebenfach.
Ich habe angefangen mich für den Balkan zu interessieren, weil er in meiner imaginären Europakarte lange eine Grauzone dargestellt hat.
Ich wusste nicht so wirklich was da war und ist aber das wollte ich gerne.
Das Seminar und die Exkursion waren für mich, abgesehen vom Serbisch/Kroatisch/Bosnisch Sprachkurs, die erste Veranstaltung in der Süd-Slawistik. Eine Erfahrung, die mein Interesse und den Wunsch, mich näher mit den kulturgeschichtlichen und politischen Hintergründen der Staaten des ehemaligen Jugoslawiens zu beschäftigen, verstärkt hat.
Aleš
Mein Name ist Aleš Janoušek und ich studiere Politikwissenschaft und Germanistik in Halle (Saale). Ich bin ein leidenschaftlicher Reisender, der liebend gerne unterwegs über die Umgebung reflektiert. Dafür gab es während der Woche in Bosnien und Herzegowina mehr als genug Gelegenheiten.
Steffen
Ich bin Steffen. Ich habe mich in meiner Dissertation mit der deutschen Debatte unter Schriftsteller*innen über die Jugoslawienkriege der 1990er Jahre beschäftigt. Die (Ex-) Jugoslawiens dieser Texte beanspruchten zwar jeweils Gültigkeit. Mit dem Land und den Leuten, die es in Wirklichkeit gibt, hatten sie nichts zu tun. Für die Erstellung meiner Arbeit war dieses wirkliche (Ex-) Jugoslawien zwar ohne Relevanz, trotzdem wuchs meine Neugierde auf die Klärung der politischen und vor allem kulturellen Situation. Zugleich wuchs mein „touristisches“ Interesse. 2004 hatte ich schon zwei Wochen in Serbien verbracht, 2015 einige Tage in Sarajevo.
Neben dem unbestimmten Privatinteresse, mehr von diesen Gegenden und Menschen zu erfahren, reizte mich vor allem die Möglichkeit, innerhalb des Seminars, das ich mit Eva und Heike betreute, nun mit Zeitzeugen ins Gespräch zu kommen. Ich hatte erst spät im Leben erfahren, dass die Perspektive „von unten“ historische Ereignisse nicht nur „illustrieren“ und „lebendig“ machen, sondern Zusammenhänge gegebenenfalls tatsächlich anders beschreiben und erklären. Konnten die Interviews Antworten aufzeigen für die gelebte Existenz dieser prekären Lebensverhältnisse namens Bosnien und Herzegowina? Dem sah ich mit großem Interesse entgegen.
Philipp
Ich bin Philipp und studiere Lehramt an Gymnasien für die Fächer Deutsch und Ethik. Über den Balkan im Allgemeinen und Bosnien und Herzegowina im Speziellen stolperte ich immer wieder während meiner Zeitungslektüren. Stolpern, da ich mich des Öfteren stark über den Blick der deutschen bzw. europäischen Öffentlichkeit auf die Länder Südosteuropas wunderte. Das Seminar Welche Rolle spielt das Erbe von Titos Jugoslawien im heutigen Bosnien und Herzegowina, bot mir durch die einwöchige Exkursion die Möglichkeit einen persönlichen Eindruck diesbezüglich zu bekommen.
Clara
Hannah
Ich bin Hannah, seit fast zwei Jahren bin ich jetzt in Halle. Ich studiere Lehramt für die Fächer Deutsch und Informatik.
Als ich mit Kindern aus einem Jugendzentrum einen Workshop zu Europa gemacht habe, wurde mir bewusst, wie wenig ich über „den Balkan“ wusste. Ich erinnerte mich an meine Schulzeit, wo in alten Atlanten noch „Jugoslawien“ stand und die Lehrerin nur kurz meinte „Das gibts nicht mehr“.