„Spuk im Hochhaus“ (1981/82)

Der DEFA-Kinderfilm und die Kinderfernsehserie zwischen fantastischem Genre, Ästhetik des Komischen und sozialer Alltagskritik – Potenziale, Kontexte, Rekurse

Die Entwicklung der Kinder- und Jugendmedien der DDR der 1980er Jahre ist in einer Reihe herausragender Kindermedienverbünde gekennzeichnet durch eine wachsende Hinwendung zum fantastischen Genre (vgl. Roeder mit Bezug zur Kinderliteratur) und zur zunehmenden sozialkritischen Infragestellung der Alltagswirklichkeit; Kinderfiguren erscheinen „als gefährdete Wesen in einer Gemeinschaft, die gegen ihre einstigen Ideale lebt“ (Richter 2000, 147). Andererseits musste sich das DDR-Kinderfernsehen mit Blick auf Medien wie Serie und Kinderfilm der wachsenden Konkurrenz und der enormen Attraktivität des Westfernsehens entgegenstellen. Die DEFA reagierte auf diese sowohl spezifisch kinderliterarischen, die Verwertung im Kindermedienverbund von kinderliterarischen Stoffen betreffenden als auch spezifisch fernsehmedialen Phänomene. Die einerseits als zweiteilige DEFA-Filmkomödie im Kino gezeigte und andererseits in sieben Episoden von je dreißig Minuten Länge auf DDR 1 ausgestrahlte Kinderfernsehserie „Spuk im Hochhaus“ (1981/1982, Regie: Günter Meyer), die durch das DEFA-Studio für Spielfilme hergestellt wurde, versucht diesen vielfachen Herausforderungen durchaus subtil und mit einem eigenen ästhetischen Weg gerecht zu werden. Sie begründet einerseits das Genre der Grusel- und Spukserie als Teil fantastischer Medien für Kinder, greift jedoch andererseits mit ihrer komischen Ästhetik auch die sozialkritischen Alltagsbeobachtungen des Lebens am Beispiel eines DDR-Plattenbau-Hochhauses spannungsvoll und originell auf.

Kurzvita

Dr. phil. Sebastian Schmideler hat Germanistik/Deutsch und (Mittlere und Neuere) Geschichte im Magisterstudiengang (Abschluss Magister Artium) und für das Höhere Lehramt an Gymnasien (Erstes Staatsexamen) studiert. Danach war er als Editionsphilologe an der Edition sämtlicher Briefe Felix Mendelssohn Bartholdys tätig. Er arbeitet nach Stationen an der Universität Bielefeld (2012 bis 2014) und der TU Chemnitz (2014 bis 2018) als spezialisierter Kinder- und Jugendliteraturwissenschaftler in der Lehrerbildung der Universität Leipzig, wo er 2011 zu einem Thema der historischen Kinder- und Jugendliteratur promovierte. Er rezensierte Kinder- und Jugendbücher für das Magazin „Bulletin Jugend & Literatur“, ist Mitherausgeber der Fachzeitschrift kjl&m, war 2018 Mitglied der Sonderpreisjury des Deutschen Jugendliteraturpreises und hat zahlreiche Beiträge zu historischen und aktuellen Fragen der Kinder- und Jugendliteraturforschung veröffentlicht, darunter auch mehrere Beiträge und einen Sammelband zur Kinder- und Jugendliteratur der DDR.