Eine generationenspezifische Metamorphose in Heiner Carows Sheriff Teddy (1957)
Die bisherige Forschung zu Heiner Carows Sheriff Teddy (1957) hat oft die realistische Darstellung von Kindheit im geteilten Berlin betont (beispielsweise Blessing; König; Schenk; Silberman; Wiedemann; Wolf), wobei darauf verwiesen wird, dass die moralisch und politisch eindeutigen Positionen, die der Film zeigt, aus den „damaligen Überzeugungen und den aktuellen sozialen Verhältnissen resultieren“ (König, Wiedemann und Wolf). Darauf aufbauend will dieser Vortrag, fußend auf Thomas Ahbe und Rainer Gries (Die DDR aus generationengeschichtlicher Perspektive), die Analyse mit Betonung der Signifikanz von verschiedenen DDR-Generationen und insbesondere der Kinder für den Aufbau des Sozialismus fortführen. Zunächst westsozialisiert, entpuppt der Protagonist Kalle sich am Ende als Junge, der das Potential zum guten Sozialisten hat, eine Entwicklung, die nicht zuletzt auch durch den Namen unterstrichen wird, den Kalle sich selbst gegeben hat: „Sheriff Teddy“ mag zunächst auf einen Hang zum amerikanischen Lebensstil deuten, denn „Teddy“ kann hier nicht nur auf das Kindliche eines Teddybärs verweisen, sondern auch als Anspielung auf Teddy Roosevelt fungieren, doch der kleine Sheriff verwandelt bzw. entwickelt sich und kann am Ende auch als Hinweis auf Ernst „Teddy“ Thälmann verstanden werden. Diese Analyse widmet sich daher den Details dieser Entwicklung und der ihr zugrundeliegenden Sozialisation einer ganzen Generation, um die Bedeutung von Sheriff Teddy als historisches und sozialgeschichtliches Zeugnis stärker herauszuarbeiten.
Kurzvita
Prof. Dr. Sonja E. Klocke ist Professorin (Associate Professor) für deutsche Literatur, Film und Kultur an der University of Wisconsin – Madison, deren Forschung und Lehre auf die Kultur des 20. und 21. Jahrhunderts, insbesondere auf Literatur und Film nach dem 2. Weltkrieg fokussieren. Stark beeinflusst von kulturwissenschaftlichen Theorien zu Körper- und Krankheitsdiskursen und Gender Theorien, hat sie diverse Artikel zu DDR-Literatur und -Film, zum Erbe der DDR und des Holocaust und zur Gegenwartsliteratur (insbesondere Familie, modernes Exil, Migration und Globalisierung) veröffentlicht. Ihre Monografie Inscription and Rebellion: Illness and the Symptomatic Body in East German Literature wurde im Oktober 2015 bei Camden House verlegt und erscheint im März 2019 als Taschenbuch. Zuletzt erschienen bei de Grutyer Christa Wolf: A Companion in der Serie Companions to Contemporary German Culture (2018; mit Jennifer R. Hosek) und der zweisprachige Band Protest und Verweigerung. Neue Tendenzen in der deutschen Literatur seit 1989/Protest and Refusal. New Trends in German Literature since 1989; mit Hans Adler). Im Frühjahr 2019 wird ein Special Issue für Colloquia Germanica zu New Perspectives on Young Adult GDR Literature and Film (mit Ada Bieber) veröffentlicht.