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11. Nov 2024

Labor-Praxis: Learning by Doing

Verfasst von

Protokoll: Maria Wiebke

Innerhalb der ersten Hälfte der Sitzung setzte sich der Kurs mit dem Text von Y. Anzai und H. A. Simon mit dem Titel „the theory of learning by doing“ (1979) auseinander. Zuvor fand eine Einordnung zum Leben und Schaffen des Autors H. A. Simon statt. Inhaltlich näherte sich der Kurs anschließend, anhand der praktischen Anwendung des Towers of Hanoi, den logischen und mathematischen Schlussfolgerungen von Anzai und Simon an.

In der zweiten Hälfte der Seminareinheit fand eine Aufteilung der Studierenden in zwei Gruppen statt. Wobei beide Gruppen die Aufgabe bekamen jeweils zwei Ton- bzw. Videobänder der Kassetten auszutauschen.

Seminarpart I – Tower of Hanoi und KI

Im Kurs wurde festgehalten, dass Herbert A. Simon ein zentraler Akteur im Rahmen der Arbeiten mit künstlicher Intelligenz war. Er ist vorrangig Soziologe und Politologe gewesen, wobei er besonderes Interesse an der Erstellung eines Algorithmus in dem Forschungsgebiet der Entscheidungsfindung zeigte. Gemeinsam mit A. Newell hat er 1957 die Software des General Problem Solvers (GPS) entwickelt. Dieses Computerprogramm war erstmals dazu in der Lage Aktionen durchzuführen, für die ein Mensch Intelligenz braucht.

Turm von Hanoi (Spielzeug)

Das Ziel der ersten Hälfte Sitzung bestand darin, den Ansatz der logischen Problemlösung von Anzai und Simon anhand eines praktischen Versuches nachzuvollziehen. Da zuvor keine:r der Seminarteilnehmenden das Spiel des Towers of Hanoi gespielt hatte, begann der Kurs gemeinsam die ersten Schritte dessen zu exerzieren. Da das im Seminar gespielte Set aus zehn Scheiben, anstatt wie im zu lesenden Experiment aus fünf Scheiben bestand, wurden lediglich die ersten drei Scheiben gemeinsam gelöst. Durch die Praxis verdeutlichte sich, dass das Spiel nicht aus einem einzelnen Problem besteht, welches gelöst werden muss, sondern wie Simon und Anzai in ihrer Veröffentlichung auch verdeutlichen, aus mehreren Teilproblemen, welche gelöst werden müssen.

Der Kurs hielt fest, dass diese Form des Lösens auf einer Rekursion basiert. Die bei Rekursion aufeinander folgenden Teilvorgänge/-probleme sind nicht unabhängig voneinander, sondern zwischen jedem Teilvorgang/-problem besteht eine besondere, die rekursive Beziehung. Dies bedeutet, dass es sich um ein lineares Problem handelt (um den zehn Scheiben Turm zu lösen, muss man einen zwei Scheiben Turm lösen, einen drei Scheiben Turm lösen, usw.). Mathematisch dargestellt wird dies als Fakultätsgleichung n! = n×(n-1)!

Ein interessanter Fakt: Für das im Seminar vorhandene Spiel mit zehn Scheiben des Towers of Hanoi, bräuchte es als Ideallösung mindestens 1023 Schritte um alle Scheiben von dem linken (P1) auf den rechten Stapel (P3) zu übertragen.

Festgehalten wird bei Anzai und Simon zudem, dass sowohl das Kurzzeit- als auch das Langzeitgedächtnis des Menschen hier von zentraler Rolle sind, um das im Experiment vorhandene Problem zu lösen. Das Kurzzeitgedächtnis, welches die letzten zehn Sekunden umfasst, dient dazu, sich daran zu erinnern welche Scheibe zuletzt auf welchen Stab gesteckt wurde. Dies dient dem prozessualen Verarbeiten, durch welches wir Taktiken spielen, die für den Moment nützlich sind. Im Langzeitgedächtnis entwickeln wir wiederum Strategien und speichern sie.

Abschließend wurde besprochen, warum Anzai und Simon ein psychologisches Experiment durchgeführt haben, obwohl sich die Arbeit primär mit der Erstellung einer KI auseinandersetzt. Der Grund liegt darin, dass sie eine generelle Theorie zur Problemlösung aufstellen wollten, wobei sie sich am Verhalten des Menschen orientiert haben. Dafür fand eine Abstraktion des Experiments statt, um formalisierend über Probleme nachzudenken, die man lösen möchte.

Seminarpart II – typischen Problem eines Medienlabors

In der zweiten Hälfte der Seminareinheit, wurde der Kurs mit einem typischen Problem aus Medienlaboren konfrontiert. Hierfür wurde der Kurs in zwei Gruppen aufgeteilt, wobei jede Gruppe zwei Audiokassetten oder Videokassetten und einen Schraubenzieher ausgehändigt bekam. Die Aufgabe, die gestellt wurde, lautete wie folgt: „Kassette auf, Bänder austauschen, Kassette zu.“ Nach einigen Problemen, mit denen die Gruppen jeweils konfrontiert waren, schafften es beide Gruppen schlussendlich erfolgreich die Bänder zu wechseln und die Kassetten wieder zu verschließen.

Transplantation zweier VHS-Bänder

In der Reflexion des Vorgehens stellten die Seminarteilnehmenden fest, dass sich ein vorheriges Anschauen des Aufbaus von den Kassetten oder ein bildliches Festhalten der Ausgangsposition als nützlich erwiesen hätte. Zudem kam die Überlegung auf, dass ein vorheriges Informieren zum Öffnen der Kassetten in Form von Anleitungen sinnvoll gewesen wäre. Weiterhin wäre es logischer gewesen zuerst eine Kassette zu öffnen, diese anzuschauen und dann erst die Zweite zu öffnen, so die Studierenden. Dadurch hätten eventuell aufgetauchte Fehler beim zweiten Öffnen vermieden werden können.

Transplantation zweier Compact-Cassetten-Bänder

Über Stefan Höltgen

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