Serbische Lieder am Leipziger Turm

„[…] Liebeslieder, alle voll Glut und Unschuld, begabt mit der Gewalt und Schönheit des einfachsten Ausdrucks. […] Die Gedanken sind heftiger, farbiger als in den Volkspoesien des übrigen Europas […] Sie haben den Geruch der Rosen, keines Rosenöls“

– Jacob Grimm (1853)
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Therese Jacob Denkmal

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Sie befinden sich direkt an der Hansering-Promenade, an einem Ort, wo Blumen und Bänke einen Ort der Ruhe inmitten des Verkehrschaos bieten. Hier findet sich neben im Schatten des Leipziger Turms auch noch ein viel kleineres Denkmal, die Gedenktafel für die gebürtige Hallenserin Therese von Jacob, die sowohl selbst geschrieben als auch übersetzt hat. Lesen Sie hier ein Beispiel für ihre Übersetzungskunst:

„Vereint im Tode“ von Therese von Jacob

Herzlich liebsten sich zwei treue Liebsten,
Wuschen sich an einem Wasser beide,
Trockneten sich ab an einem Tuche,
Wohl ein Jahr war’s, daß es niemand wußte,
Doch im zweiten Jahr erfuhr es jeder.
Und der Vater hört es und die Mutter,
Wollte nicht die Mutter ihre Liebe,
Trennte voneinander Lieb und Teures.

Durch den Stern entbot der Liebst der Liebsten:
„Stirb, o Liebchen, spät am Samstagabend!
Früh am Sonntag will ich, Jüngling, sterben.“
Wie sie sagten, also ist’s geschehen:
Spät am Samstagabend starb das Liebchen,
Früh am Sonntagmorgen starb der Liebste.
Beieinander wurden sie begraben,
Durch die Erd verschlang man ihre Hände,
Ihre Hände, grüne Äpfel drinnen.
Wenig Monden waren erst vergangen,
Überm Liebsten stroßte eine Kiefer,
Überm Liebchen eine rote Rose,
Und die Rose wand sich um die Kiefer,
Wie du Seide um den Strauß sich windet.

Eine Geistreiche Frau

Therese von Jacob ist mit diesen Übersetzungen, die sie unter dem Namen „Talvj“ (für Therese Albertine Luise von Jacob) veröffentlicht hat, als „eine der geistreichesten Frauen der Welt“ berühmt geworden. Obwohl sie heute nur weniger bekannt ist, hatte sie Kontakt mit literarischen Größen wie den Gebrüdern Grimm und Goethe, der auch dieses Projekt zur Übersetzung von serbischen Volksliedern gefördert hat – und das, obwohl Talvj die Sprache extra für dieses Projekt lernen musste! Neben Übersetzungen hat sie aber auch durch Entlarvungen von gefälschten alten Texten, Handbücher zu den slawischen Sprachen, und mehreren Romanen ihre eigenen Spuren in der deutschen Literatur hinterlassen: ein wahres Hallenser Multitalent.

Literaturtipps & Nachweise

„Serbische Volkslieder“, herausgegeben von Vuk Stefanovic Karadzic, Reclam 1980

„Heloise“, Talvj 1852

Gehen Sie den Hansering in Richtung Joliot-Curie-Platz hoch und suchen Sie sich eine Bank für eine kleine Pause aus.