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Die Auswirkungen einer KI auf das Schreiben von Texten. Eine kurze Zusammenfassung zum Beitrag „ChatGPT oder Überlegungen zu den Veränderungen des Schreibens in der Schule“ von Kirsten Schindler (2023).

Hinweis: Der folgende Beitrag stellt eine kurze Zusammenfassung über einen Artikel von Kirsten Schindler über die Veränderung des Schreibens in der Schule aus dem Jahr 2023 dar.

Wie kann eine KI angelernt werden?

Schindler (2023) schreibt dazu, dass ChatGPT über vier Trainingsschritte angelernt wurde, nämlich über ein generatives, unüberwachtes Vortraining, ein überwachtes Feintuning, einem reward modelling sowie einem inforcement leraning. Dabei  muss von menschlichen Ratern sichergestellt werden, dass weder gewaltbezogene, noch diskriminierende oder strafrechtlich relevante Inhalte produziert werden können (Schindler, 2023). Im ersten Schritt wird das System unter anderem mit Wikipediaartikeln angelernt, also mit im Internet frei verfügbaren digitalen Texten aus dem Trainingsjahr (Schindler, 2023). Um aber einen eigenen Text generieren zu können, muss das System Sprache fortführen können (Schindler, 2023). Dazu werden, vom Nutzer eingegebene Inhalte untersucht und mögliche folgende Inhalte über eine Wahrscheinlichkeitsverteilung errechnet, sodass das System dann eine Antwort, in Form eines fortlaufenden Textes formulieren kann (Schindler, 2023).

Welche Gefahren und Möglichkeiten können aus der KI-Nutzung resultieren?

Schindler (2023) macht darauf aufmerksam, dass die Textausgabe der KI, aufgrund komplexer, mehrschichtiger Rechenprozesse, von Menschen nicht prognostiziert werden kann. Des Weiteren lässt sich feststellen, dass minimale Abweichungen im Input, also in der Eingabe beispielsweise einer Fragestellung, deutliche Abweichungen im Output, also im ausgegebenen Text, produzieren (Schindler, 20203). Das macht deutlich, wie schwer es nachzuvollziehen ist, was der Nutzer von ChatGPT eingegeben haben muss, um den ausgegebenen Text als Endprodukt zu erhalten. Die Texte, die die KI produziert, sind aufgrund ihres Trainings mit von Menschen generierten Texten häufig schlüssig, da das System wahrscheinliche und typische Sprache reproduziert (Schindler, 2023). Auch bemerkenswert ist, dass die KI keine Plagiate, sondern Originale erschafft (Schindler, 2023). Das deutet auch auf eine enorme Herausforderung für Schule und Lehre hin, da es fast unmöglich ist den Lernenden nachzuweisen, ob sie gewisse Texte in Eigenleistung oder mit Hilfe von ChatGPT oder anderen KI-Softwares produziert haben. Weiterhin konnte ChatGPT das bayrische Abitur mit einer Note von 2 abschließen (Schindler, 2023). Das verdeutlicht, wozu KI bei intensivem und richtigem Training in der Lage sein kann und stellt vorhandene Prüfungsformate, wie Haus- und Abschlussarbeiten, in Frage.

Welche Rolle spielt das Medium beim Schreiben von Texten?

Schindler (2023) orientiert sich bei der Einteilung der Medien an den sechs Dimensionen technisch-medial, physisch kognitiv, sozial, semiotisch und textuell-diskursiv, die Steinhoff im Jahr 2022 in seinem Beitrag „Die digitale Transformation des Schreibens“ festlegte.

Über digitale Texte lässt sich zunächst sagen, dass sie sich aufgrund ihrer technisch-medialen Facette fundamental von analogen Texten unterscheiden (Schindler, 2023).
Sie sind für eine maschinelle Verarbeitung geeignet, was impliziert, dass sie automatisch in Verbindung mit anderen Texten gesetzt, neu strukturiert, durchsucht, berechnet und manipuliert werden können (Schindler, 2023). Die Nutzung von KI-Tools ermöglicht eine automatisierte Weiterbearbeitung digitaler Texte, was einerseits eine enorme Arbeitserleichterung bedeuten kann (Schindler, 2023). Andererseits kann die KI-Nutzung zu einem möglichen Kompetenzverlust in bestimmten Fertigkeiten wie dem Exzerpieren, Paraphrasieren und Zusammenfassen führen, was als Deskilling bezeichnet wird (Schindler, 2023).

Die physische Dimension spielt beim digitalen Schreiben eine ähnliche Rolle wie beim analogen Schreiben, die aber auf andere Weise wirken (Schindler, 2023). Schindler (2023) macht darauf aufmerksam, dass das Tippen oder Wischen auf Touchscreens die Bewegung des Fingers in den Fokus gerückt hat, wodurch eine Vereinheitlichung der Bewegungsabläufe entsteht und keine Unterscheidung auf Graphemebene mehr erfolgt. Mit der Verbreitung von Spracherkennungstechnologien, so Schindler (2023), könnte das Diktieren als Alternative zum handschriftlichen oder getippten Schreiben weiter an Bedeutung gewinnen, womit die Abnahme der Bedeutung handschriftlicher Übungen und die Entwicklung von Brain-Computer-Interfaces die Zukunft des Schreibens beeinflussen könnten.

Schindler (2023) bezieht sich bei der Beschreibung der kognitiven Dimension auf Hayes & Flower (1980) und sagt, dass sich diese darin zeigt, dass in vielen Schreibprozessmodellen das Textverfassen als Denkprozess betrachtet wird, der verschiedene Teilprozesse wie Planen, Strukturieren und Überarbeiten umfasst. Wenn Teile dieses Denkprozesses vom System übernommen werden können, könnte dies laut Limburger et al. (2023) bedeuten, dass der eigentliche Akt des Denkens beim Schreiben nicht mehr in gleichem Maße erforderlich ist. Schindler (2023) bezieht sich auch auf Sturm (2022) und sagt, dass diese Veränderungen nicht nur grundlegende Schreibfertigkeiten, sondern auch komplexe Kompetenzen wie das Strukturieren und Argumentieren in Texten betreffen könnten.

Schindler (2023) stellt fest, dass Steinhoffs Konzept der sozialen Facette des Schreibens mit Stadlers Theorie der Digitalität korreliert, was vor allem den Aspekt der Gemeinschaftlichkeit betrifft. Nach Schindler (2023) sind Referenzialität, Gemeinschaftlichkeit und Algorithmizität grundlegende Muster für die Bedeutungsgenerierung und gemeinsame Bedeutungsverhandlung in digitalen Gesellschaften. Im schulischen Schreiben bietet die Gemeinschaftlichkeit durch kooperatives Schreiben Schindler (2023) zufolge vielfältige Möglichkeiten, sowohl zwischen Schreibenden als auch in Interaktion mit KI-Tools. Jedoch bleibt fraglich, inwieweit technische Systeme tatsächlich soziale Rollen beim gemeinsamen Schreiben übernehmen können (Schindler, 2023).

Schindler (2023) sagt, dass das Schreiben untrennbar mit Schrift verbunden ist, auch wenn diese diktiert wird. Sie weißt darauf hin, dass Steinhoff eine genauere Berücksichtigung semiotischer Faktoren beim Schreiben fordert, indem er auf Diskussionen aus der Schriftlinguistik, insbesondere zum interaktionsorientierten Schreiben, eingeht (Schindler, 2023). Schindler führt weiterhin an, dass die kreative Nutzung von Schrift durch Grundschüler, um Bedeutung zu vermitteln darauf hindeutet, dass sich möglicherweise auch traditionelle Vorstellungen von Schrift und deren Bedeutung ändern, während die Gestaltdimension von Schrift vermehrt in den Fokus rückt, unterstützt durch die Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten in Textverarbeitungsprogrammen und KI-Tools.

Schindler (2023) legt dar, dass Steinhoff die textuell-diskursive Facette als eine weitere Dimension des Schreibens identifiziert, wobei digitale soziale Medien wie Instagram zeigen, dass wir in einer visuellen Kultur leben, in der Bilder und Text-Bild-Bezüge entschlüsselt werden müssen. Die Bedeutung visueller Elemente im Text, schreibt sie, hat möglicherweise angesichts der zunehmenden Alphabetisierung der Gesellschaft weniger Aufmerksamkeit erhalten, obwohl neue Textsorten wie Blogs, Tweets und TikToks sowie der Wechsel zwischen verschiedenen Modalitäten wie Text, Sprache und Bild die Textlandschaft verändern. Einige Experten, Schindler (2023) führt hier Limbur et al. (2023) an, erwarten eine höhere Fluidität des Textkonzepts im Zeitalter von KI, während andere vermuten, dass sich die Art und Weise, wie wir Text produzieren, verändern wird.

Im weiteren Verlauf des Textes geht Kirsten Schindler auf veränderte Bedingungen für das Schreiben in der Schule ein und gibt dazu Einblicke in Handreichung zu Nutzung von KI im Unterricht für Lehrkräfte verschiedener Bundesländer.

Quelle: Schindler, Kirsten (2023): ChatGPT oder Überlegungen zu den Veränderungen des Schreibens in der Schule. In: Medien im Unterricht, 6.