August Hermann Francke (1663–1727) stand als Pietist der Weltläufigkeit und den französischen Sitten skeptisch gegenüber und war nicht begeistert davon, dass Unterricht in französischer Sprache unverzichtbar war. Dieser blieb daher lange nur fakultativ gegen zusätzliche Bezahlung. Die Mädchenschule der Stiftungen, das Gynäceum, war allerdings von Anfang an fest in französischer Hand. Die Mädchen sollten zu guten christliche Ehefrauen herangezogen werden und zu deren gesellschaftlichen Anforderungen gehörte auch eine angemessene Französischkompetenz. Francke vertraute die Leitung Louise Charbonnet (1665/66–1739) aus Metz an, daneben waren noch zwei weitere Französinnen tätig.
Die Franckeschen Stiftungen und die Universität waren von Anfang an eng miteinander verbunden. Die Lehrenden bei Francke waren vielfach Studenten. Auch Sprachmeister der Universität brauchten oft einen Zweitjob zum (Über-)Leben. An Franckes Pädagogium kam es sogar zu einer frühen Form von „Team-Teaching“ eines deutschen grammatikgeschulten Französischlehrers und eines französischen Maître[1]. Einer davon war David Etienne Choffin (1703–1773).
(Kupferstich von Gottfried August Gründler, 1749) © Franckesche Stiftungen. Bild rechts: © Uwe Gaasch / Franckesche Stiftungen
[1] Vgl. Kuhfuß 2014:417

