1969: Große Brauhausstraße 18

1969 erfolgte im Rahmen der dritten Hochschulreform die Gründung der Sektion Sprach- und Literaturwissenschaft und die Institute für Anglistik und Romanistik zogen zum Großen Berlin 11. Aufgrund der Verwunderung, die diese neue Adresse bei Fachkollegen, vor allem im Ausland, erregte, und zahlreicher damit verbundener postalischer Irrläufer beantragte Institutsdirektor Ulrich Ricken, die Adresse an die der angrenzenden Straße anzugleichen, die neue Anschrift lautete nun: Große Brauhausstraße 17a, heute 18.

Das Institut, das damals zunächst Wissenschaftsbereich, später Lehrbereich Romanistik hieß, bezog das zweite Obergeschoß. Einige Lehrveranstaltungen fanden auch wieder im Löwengebäude statt.

Die Bibliothek war auf alle Seminarraume verteilt und belegte zusätzlich einen Raum im Erdgeschoß, der aber zugleich vom damaligen „Abschnittsbevollmächtigten“ der Volkspolizei genutzt wurde. Das Magazin befand sich in einem Nebengebäude, im ehemaligen Keller einer Bäckerei. Manchmal riefen Antiquariate an, dass ihnen Bücher mit dem Stempel der Institutsbibliothek angeboten worden waren. Ab 1970 wurden der Bibliothek Räume in den Franckeschen Stiftungen zur Verfügung gestellt.

Das markante Gebäude selbst wurde 1883 als „Städtisches Aich- und Wageamt“ erbaut, beherbergte auch ein Büro der Handelskammer und um 1900, solange die Moritzburg noch nicht entsprechend ausgebaut war, das „Museum für Kunst und Kunstgewerbe“. Nach 1990 waren hier u.a. der Mitteldeutsche Verlag, eine juristische Buchhandlung und das Kulturbüro der Stadt untergebracht.

© Martin Beitz, halle-im-bild.de

In den 1960er Jahren kam es unter dem Institutsdirektor Ulrich Ricken zu einer deutlichen Erhöhung der Studierendenzahlen und damit auch zu einer beträchtlichen Erweiterung des Personalbestandes. Anfang der siebziger Jahre wurden jährlich 60 bis 90 Studenten in drei bis vier Lehramtsfachkombinationen – immer mit Französisch – immatrikuliert.

Auch ein ausgewiesener Hispanist wie der 1969 zunächst als Dozent nach Halle gekommene Literaturwissenschaftler Rudolf Noack musste daher in der Lehre fast ausschließlich das Französische vertreten,

Daneben gab es – und dies musste von den Studierenden immer wieder hartnäckig verteidigt und neu gefordert werden – Sprachunterricht oder Lektürekurse in den anderen romanischen Sprachen. Spanisch, Italienisch und Rumänisch waren dabei immer vertreten, Portugiesisch eher selten.

Zum Ende der 1970er Jahre wurde die Hallenser Romanistik durch zentralistische Maßnahmen jedoch wieder reduziert und auf die Lehrerausbildung in nur noch einer möglichen Fachkombination (Russisch/Französisch) und eine „Fachrichtung Französistik“ reduziert. Mitte der achtziger Jahre wurde auf Initiative von Gerda Haßler, damals die Leiterin der Fachrichtung, begonnen, dieser Verengung entgegenzuwirken und die Hispanistik und Italianistik wieder aufzubauen. Damit war der Boden bereitet für die breitere Entwicklung, die die Romanistik ab 1989 wieder nehmen konnte.

Ein wichtiger Treffpunkt und Arbeitsort war zwischen 1969 und 1990 das nahegelegene Café Hopfgarten, in der Romanistik auch „Hörsaal 1“ genannt.

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