
Voretzsch (1867-1947) studierte in Tübingen, Freiburg und Halle, wo er 1890 bei Hermann Suchier mit einer Arbeit zum Roman de Renart promoviert wurde und sich bereits 1891 mit einer Schrift zum altfranzösischen Heldenepos habilitierte. Nach Professuren in Tübingen und Kiel wurde er 1913 Nachfolger Suchiers in Halle.
Den traditionellen Themen seiner Qualifizierungsarbeiten blieb er lebenslang treu, ergänzte nur seine literaturgeschichtliche Forschung durch Arbeiten zur provenzalischen Gegenwartsliteratur. Außerdem beschäftigte er sich bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Geschichte seines Faches.
Politisch war er rechtkonservativ, Mitbegründer des „Stahlhelms“ 1918, Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei und äußerte sich auch antisemitisch; der NDSAP trat er aber nicht bei.
1935 emeritiert, übernahm Voretzsch mehrfach kriegsbedingt bzw. nach dem frühen Tod seines Schülers und Nachfolgers Werner Mulertt (1892–1944) die Professur wieder und sorgte noch bis 1947 für die Kontinuität des Lehrbetriebs.
Seine schon in der Tübinger Zeit erstmals veröffentlichten Lehrbücher zur altfranzösischen Sprache und Literatur waren außerordentlich erfolgreich und erlebten zahlreiche Neuauflagen und Nachdrucke (zuletzt 2012).[1]
[1] Vgl. Lebsanft