
Blanc (1781-1866), Sohn eines Berliner Tanzlehrers, besuchte das französische Gymnasium in Berlin, danach das angeschlossene Predigerseminar. Nach kurzer Zeit als Lehrer an seiner ehemaligen Schule berief man ihn 1806 zum Nachfolger Chodowieckis als zweiter Prediger der französisch-reformierten Gemeinde in Halle. Auf sein Betreiben hin wurde die Gemeinde 1809 mit der deutschen reformierten Domgemeinde vereinigt, damit wurde er Dritter Prediger am Halleschen Dom. 1838 stieg er zum Zweiten Domprediger auf und war in dieser Eigenschaft auch Kurator des v. Jenaischen Fräuleinstifts. 1860 ließ er sich als Domprediger emeritieren.
Unter der Napoleonischen Besetzung machte er keinen Hehl aus seiner preußischen Gesinnung. Er schloss sich einem „patriotischen Schießklub“ an und half seinen Mitbürgern mit seinen Sprachkenntnissen gegenüber der Verwaltung des Königreiches Westphalen. 1811 wurde er als Verschwörer von den Franzosen inhaftiert. Nach seiner Befreiung 1813 nahm er als Feldprediger in der Blücher‘schen Armee und im Gefolge des Generals Yorck an Feldzügen gegen Napoleon teil.
Bereits bei seiner Ankunft in Halle hatte sich Blanc an der Universität um Anstellung als Lektor des Französischen bemüht, allerdings ohne Erfolg. In der Folgezeit erteilte er in Halle privat französischen und italienischen Sprachunterricht und hielt Privatvorlesungen zur Literatur und Kultur, womit er sich in der Stadt und an der Universität einen Namen machte.
1821 von der Universität zur Bewerbung aufgefordert, war seinem Bewerbungsschreiben um eine „Professur der südlich romanischen Sprachen“ Erfolg beschieden. Er wird 1822 auf eine außerordentliche Professur „der südlich europäischen Sprachen“ berufen. 1833 erfolgte die Beförderung zum ordentlichen Professor für das Fach der „romanischen Sprachen und ihrer Literatur“. Mit dieser ersten Professur ist Halle eine Wiege der Institutionalisierung der Romanistik an deutschen Universitäten. [1]
Blanc war ein außerordentlich beliebter und guter Lehrender, er hatte großen Zulauf von Studenten und wurde für seine lebendige Vortragsweise gelobt. Seiner Zeit voraus war er durch die Beschäftigung mit zeitgenössischen Autoren in der Lehre.
Sein besonderes Interesse galt dem Italienischen, insbesondere Dantes Göttlicher Komödie, deren eigene Übersetzung ins Deutsche 1864 erschien. Sein 1851 publiziertes „Vocabulario Dantesco“ wurde auch in Italien herausgegeben, Gemeinsam mit Carl Witte und Carl Eduard Boehmer war er zudem Mitbegründer der Deutschen Dante-Gesellschaft.[2]
Blancs Korrespondenz und zahlreiche weitere Dokumente belegen, dass seine Selbstsicht nicht die eines hugenottischen Franzosen, sondern die eines preußischen Universitätsprofessors war.
[1] UAHW, Rep. 3, Nr. 321 und Rep 21, Nr. 438
[2] Lieber 1994, Voretzsch 1905, Witte 1869