Sprachenlernen unter Laborbedingungen

Nach 1949 hatte sich in der DDR die Situation der romanischen Sprachen radikal geändert. Eine Reise oder ein Studienaufenthalt in einem romanischen Sprachgebiet waren undenkbar geworden. Also musste man die Sprache „zu Hause“ lernen.

Bereits 1951 unterrichtete mit Françoise Esther Kotler wieder eine französische Lektorin am Institut (bis 1954).

Album zum 70. Geburtstag von Victor Klemperer, S. 12. © Deutsche Fotothek Dresden.
Links, Françoise Esther Kotler, die erste französische Lektorin nach dem 2. Weltkrieg, rechts neben Ihr Edith Mysyk (später gemeinsam mit Ihrem Mann Prof. Horst Heintze eine wichtige Übersetzerin französischer und italienischer Literatur ins Deutsche) und Hadwig Kirchner, die spätere Frau Klemperer.

Zu Wissenswertes am Rande, Sprachenlernen im Labor

Seit dieser Zeit waren immer muttersprachliche Lektor*innen für Französisch in Halle tätig. Gerda Haßler schreibt dazu:

Da es nicht möglich war, Studienabschnitte im Ausland zu absolvieren, wurde die gesprochene Sprache der Gegenwart an einigen Instituten zu einem bevorzugten Studiengegenstand, der allerdings vorwiegend unter Laborbedingungen anzueignen war. Hinzu kamen die Berührungsängste in Bezug auf landeskundliche Inhalte, die zu der sicher schwer vorstellbaren Situation führten, daß hohe Perfektion im mündlichen Gebrauch der Fremdsprache an Texten und Themenstellungen über die DDR angestrebt wurde. Die naheliegende Vorstellung, daß in der DDR mangels unmittelbarer Sprachaneignung in natürlicher Umgebung im Studium vor allem gelesen wurde, ist nur bedingt richtig (Haßler 1992:16).

Sie selbst sorgte dafür, dass seit Mitte der 1980er Jahre auch wieder Lektor*innen aus Italien und spanischsprachigen Ländern am Institut tätig waren.

Bereits ab Ende der 50er Jahre wurde mit Tonbandgeräten gearbeitet. 1961 forderte man gemeinsam mit dem Sprachenzentrum unter Berufung auf die guten Erfahrungen des Fremdspracheninstituts in Moskau dringend ein modernes Sprachkabinett für alle Sprachen zur Nutzung für die Hörer aller Fakultäten und der philologischen Studienrichtungen, wobei in der Begründung bereits viel Augenmerk auf das Selbststudium/ Selbstlernen und die mündliche Sprachausübung gelegt wurde.

1968 kam es zu einer Zusammenarbeit mit dem CREDIF und Prof. Gilbert Moget von der Ecole Normale Supérieure de St. Cloud um den auditiven Französischkurs ”A vous Paris” (später ”De vive voix”).

Unterricht im Fremdsprachenkabinett im Rahmen einer Weiterbildung mit Prof. Gilbert Moget, Ecole Normale Supérieure de Saint-Cloud, Paris/CREDIF zur Arbeit mit audio-visuellen Lehrmaterialien, in: Martin-Luther-Universität, Universitätszeitung 13/1968, 7. November 1968, S. 2. Am Lehrerpult Dr. Joachim Hecht.
Scroll to Top