
Ulrich Ricken (1928-2011) musste bereits mit 17 Jahren Soldat werden und lernte in der Kriegsgefangenschaft (1944–1948) Französisch. Danach studierte er von 1948 bis 1952 an der Universität Greifswald Romanistik und Slavistik. 1953 promovierte er in Leipzig und habilitierte sich dort 1961.
Sein Forschungsinteresse galt Zeit seines Lebens der Geschichte der Sprachtheorien, insbesondere in Frankreich, und der Epoche der Aufklärung. Er arbeitete zu den „großen Autoren“ der Sprachtheorien des 18. Jahrhunderts und besorgte, wo nötig, auch deren Übersetzung ins Deutsche. Viele seiner Bücher sind auch in Frankreich erschienen.
1962 kam er – zunächst als Dozent, kurze Zeit später zum Professor ernannt – nach Halle und wurde zum Direktor des Romanischen Seminars (später Wissenschaftsbereich Romanistik) berufen. Dabei prägte er Strukturen und eine wissenschaftliche Orientierung, die z.T. auch in den nachfolgenden Entwicklungsphasen noch bestand hatten. Er sorgte unter schwierigen Bedingungen für vielfältige Kontakte nach Frankreich, bahnte zu Beginn der 1970er Jahre die Universitätskontakte nach Lille und Grenoble an und kümmerte sich um die Gewinnung muttersprachlicher Lektor*innen. Seine enge Vernetzung im internationalen Wissenschaftsbetrieb, u.a. als Mitglied französischer und internationaler Vereinigungen zur Aufklärungsforschung ermöglichte bereits in den 70er und 80er Jahren Gastvorträge und Konferenzteilnahmen zahlreicher renommierter Wissenschaftler*innen aus Frankreich, Italien und der BRD in Halle.
1984 gründete Ulrich Ricken einen Arbeitskreis Europäische Aufklärung, aus dem mit Unterstützung durch Prof. Paul Raabe, Direktor der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel, und die Volkswagenstiftung 1989 der Vorläufer des heutigen Interdisziplinären Zentrums zur Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) entstand. Nach dem Eintritt in den Ruhestand 1991 beschäftigte er sich vor allem mit der deutschen Aufklärung und ihren Beziehungen zur Romania. Seinen letzten Vortrag im IZEA hielt er 2008.[1]
[1] Vgl. Bach, Reinhard, Desné, Roland, Haßller, Gerda (Hrsgg.): Formen der Aufklärung und ihrer Rezeption = Expressions des lumières et de leur réception. Festschrift zum 70. Geburtstag von Ulrich Ricken. Tübingen 1999, Haßler, Gerda: Ulrich Ricken (1926-2011) – Ein Nachruf. Beiträge zur Geschichte der Sprachwissenschaft 21.2, 275-280, UAHW, Personalakte Ricken