Papierflieger

Papierflieger Anleitung

Sprache ist ein komplexes System, welches uns ermöglicht Gefühle und Gedanken auszudrücken sowie miteinander zu kommunizieren. Verschiedene Laute bilden Silben und werden letzten Endes zu Worten. Doch das ist noch längst nicht alles. Worte werden nicht einfach nur gesprochen, sie können auch gefühlt und visualisiert werden. Beispielsweise nutzen Taubstumme Menschen  eine optische Sprache die auf Handbewegungen, Mimik und Lippenbewegungen basiert. Sie nehmen ihre Gebärdensprache somit viel intensiver wahr,  weil jedes Wort mit dem ganzen Körper gefühlt werden kann. Eine andere Seite des visualisierten Wortes bildet die Symbol oder Zeichensprache.

Dieser Blog soll euch Beitrag für Beitrag zeigen, wie man Worte wahrnehmen kann.

Eine Frage brennt Ihnen wahrscheinlich noch auf den Lippen und Fingern: Warum Papierflieger?

Dieser ominöse Blog-Titel ist die erste Lektion in Sachen „Wortgefühle“.

Woran denkst du, wenn du „Papierflieger“ liest? Ich vermute mal: an ein zusammengefaltetes Blatt Papier.

Was fühlst du wenn du es aussprichst? Ich rate ein zweites mal: Nichts besonderes oder vielleicht kommen dir noch ein paar schöne Kindheitserinnerungen in den Sinn.

Mir ist aufgefallen, dass man während der Artikulation in Gebärdensprache die genutzten Worte durch die größeren Bewegungen mit Fingern, Hand, Arm und Gesicht viel intensiver wahrnimmt als beim akustischen Sprechen. Vielleicht kommt es nur mir, als nicht Muttersprachler, so vor. Beim Artikulieren mit Stimmbändern, Zunge und Mundhöhle führen zwar auch die zahlreichen verschiedenen Bewegungen zu den Lauten, jedoch laufen diese versteckt im Mundraum ab und werden daher nicht so aktiv wahrgenommen. Kaum jemand achtet während des Sprechens bewusst auf den Anspannungsgrad oder die Höhe der Zunge. Während es in der deutschen Lautsprache für alles sehr eindeutige Bezeichnungen gibt, erkennt man in der Gebärdensprache häufig erst im Satzzusammenhang die Bedeutung der Worte. Zudem sind viele Gebärden beinahe identisch und haben dennoch unterschiedliche Bedeutungen. Ob man von einem „Cent“ berichtet oder „traurig“ ist, hängt beispielsweise nur davon ab, wie die Handstellung ist. Beide Male zieht man den gestreckten Zeigefinger neben der Nase nach unten, bloß zeigt der Handrücken in einem Fall zum eigenen Körper hin, im anderen weg. In der Lautsprache sind wir daher mehr auf die spezifischen Wortbedeutungen geeicht als in der Gebärdensprache. Der Titel „Papierflieger“ soll genau diesen Unterschied bewusst machen. Er bezeichnet nicht das gebastelte Kinderspielzeug, sondern soll viel mehr als Metapher dienen. Es steht im übertragenen Sinn für barrierefreie Kommunikation für Gehörlose. Die Gebärde wird aus den zwei Zeichen für Papier und Flugzeug zusammengesetzt. Papier ist ein Symbol für den Wissensaustausch und ist für Gehörlose gut zugänglich, während fliegen von Freiheit zeugt. Daher soll der Papierflieger und demzufolge der gesamte Blog metaphorisch als Medium des freien und grenzenlosen Wissensaustausches verstanden werden.

Lasst euch von den neuen Impressionen tragen und genießt die Sprache.