Didaktischer Kommentar

Inhalt

Auf dem Blog finden Sie unseren Vorschlag, wie eine Exkursion mit einer Schulklasse in eine katholische Kirche umgesetzt werden kann. Das Konzept richtet sich dabei an 5. und 6. Klassen innerhalb der Sequenz, in welcher Religionen behandelt werden.

Vor dem Besuch einer katholischen Kirche sollen im Ethikunterricht Assoziationen und Vorstellungen der Schüler*innen zu Kirchen gesammelt und besprochen werden. Dafür kann die Umfrage, die unter dem Reiter ‚Schüler*innen‘ – ‚Vorbereitung‘ zu finden ist, genutzt werden. Alternativen wären zum Beispiel Wortwolken bei Mentimeter oder ein Brainstorming an der Tafel. Diese Vorstellungen sollen anschließend mit dem Material der Propsteikirche St. Trinitatis in Leipzig verglichen werden. Ausgehend davon wird im Gespräch deutlich, dass Kirchen sich nicht anhand ihrer äußeren Merkmale auszeichnen, sondern durch bestimmte Elemente. Ausgehend davon stellt sich die Frage, welche Elemente eine Kirche aufweisen muss, um als katholische Kirche zu gelten.  

Hinweis: Vorausgesetzt wird die Kenntnis der SuS über den Unterschied zwischen protestantischem, orthodoxem und katholischem Christentum.

Während der Exkursion erfolgt zunächst eine Belehrung seitens der Lehrkraft über den sensiblen Umgang mit religiösen Räumen und Gegenständen. Danach bekommen die SuS einen Zeitraum zur Verfügung gestellt, in dem sie die Kirche allein erkunden und den Raum auf sich wirken lassen können. Gemäß Christina Brüll gestalte jede Religion Räume und lebe durch diese und prägen mit ihrer Atmosphäre das Glaubensbewusstsein oftmals tiefgründiger als das gesprochene Wort. Dabei unterscheide er sich deutlich von anderen öffentlichen Räumen und seine Architektur mache ihn signifikant und vermittle eine Botschaft (vgl. Brüll, Ittmann, Maschwitz, & Stoppig, 2005, S.20). Daher bietet diese Erkundung der Schüler*innen einen ersten sinnlichen Zugang zum Gebäude und zum Glauben.

Anschließend an den selbstständigen Rundgang werden die Kärtchen mit den Elementen im Memory-Verfahren an die SuS verteilt. Daraufhin suchen die Kleingruppen das zugewiesene Element in der besuchten Kirche. Haben sie es gefunden, suchen sie sich eigenverantwortlich die Aufgaben und Infotexte zum jeweiligen Element auf der Blogwebseite heraus, oder holen sich bei der Lehrkraft die Arbeitsblätter, wenn sie keinen Internetzugang haben sollten.

In der Nachbereitung im Unterricht werden die in der Kirche erfassten Informationen auf einem Plakat oder einer anderen für eine Präsentation geeignete Form zusammengefasst, damit sie anschließend in einem Galerierundgang im Klassenzimmer ausgestellt werden können. Zusätzlich oder alternativ zum Galerierundgang können die SuS ihre eigene Kirche entwerfen und bauen. Dies bietet die Möglichkeit eines fächerübergreifenden Unterrichts mit dem Fach Kunst.

Des Weiteren gibt es noch ein Quiz, welches aus einem Wortsuchsel und einem Kreuzworträtsel besteht. Dieses kann von den schnelleren Schüler*innen gelöst werden. So können sich alle beschäftigen, ohne dass sich manche Schüler*innen aufgrund der Zeit stressen müssen und die anderen langweilen sich nicht. Zudem bietet das Quiz eine gute Möglichkeit, das neu erworbene Wissen zu überprüfen.

Fachdidaktischer Hintergrund

Der Text von Brüll et. al. verdeutlicht die Relevanz und Bedeutung von Räumen für den Menschen und verdeutlicht, dass Räume ein Ausdruck des menschlichen Strebens und Hoffens sind und Auskunft über die Menschen gibt, die den Raum gestaltet haben (vgl. Brüll et al., 2005, S.17) und so gestaltet auch die Religion Räume und lebt durch diese. (vgl. ebd., S. 19) Aus eben diesem Grund können Schüler*innen durch den Besuch heiliger Stätten tiefgreifende Einblicke in die Religion erlangen und auch ein Verständnis für diese aufbauen, das über ein bloßes Faktenlernen im Unterricht hinausgeht. Die Räume sind dabei “in ihrer Komplexität […] Ausdruck und Bezugspunkt kultureller Identität und geben somit wesentlichen Aufschluss über Traditionen, Werte und Verbindlichkeiten einer Kultur”  (Gehlen, 1998, zitiert nach Brüll et al., 2005, S.19). Ein Kulturraum hat dabei immer spezielle Zeichen der Wiedererkennung und in diesem nehmen Menschen eine besondere Haltung ein, wobei Brüll vor allem die sinnliche Erfahrung anspricht. So seien religiöse Räume immer Orte des Sehens, des Hörens, des Riechens, des Tuns, des Denkens und des Glaubens (vgl. Brüll et al., 2005, S. 23). Daher wird dort unter anderem auch die Methode “den Raum mit allen Sinnen erleben” vorgestellt, an deren grundlegenden Ideen sich das erstellte Arbeitsmaterial orientiert. 

Ziele

Ziel der Exkursion ist die Schulung der phänomenologischen Kompetenz der Schüler*innen im Zuge der Erkundung der Kirche mit allen Sinnen. Dabei lernen sie die notwendigen Elemente einer katholischen Kirche kennen und sind anschließend in der Lage, diese zu benennen und zu beschreiben. Die Selbstständige Erkundung der Kirche mithilfe des Arbeitsblattes gibt den Schüler*innen als Form des entdeckenden Lernens die Möglichkeit, sich ein eigenes Bild zu konstituieren, indem sie einen real existierenden Ort erforschen.

Literatur:

Brüll, C., Ittmann, N., Maschwitz, R. & Stoppig, C. (2005). Synagoge – Kirche – Moschee. Kulträume erfahren und Religionen entdecken. München: Kösel.

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