I told you! Das nice, Digger!
Stilistische und syntaktische Analyse von Three-Element-Breaks in den Morning Shows der Radiosender MDR Sputnik, Fritz und Energy Sachsen
»Ein großer Teil dessen, was wir von anderen Menschen wissen, ist sprachlich vermittelt: Über Gespräche, Hörfunk- und Fernsehbeiträge oder durch Bücher, Zeitungen und Zeitschriften.« (Früh 1992: 59)
Der private Hörfunk hat seit jeher eine besondere Rolle in der Unterhaltungsbranche eingenommen. Insbesondere die Morning Shows der Radiosender haben sich als beliebte Formate etabliert, um die Hörer:innen mit Musik, Nachrichten und Unterhaltung in den frühen Morgenstunden zu begleiten. Vor allem die Zwischenmoderationen tragen entscheidend zu Informationsvermittlung und Unterhaltung bei. Im Zeitalter der modernen Medien stellt sich aber durchaus die Frage, wie der Hörfunk als vermeintlich veraltetes Medium es schafft, auch ein junges Publikum anzusprechen. Die Nutzung von Humor in den Zwischenmoderationen und die lockere Umgangsform der Moderator:innen mit der Hörerschaft mag eine Antwort darauf sein. Welche sprachlichen Besonderheiten sind es aber nun, die dazu beitragen, eine Radiomoderation humorvoll und frisch aufzuarbeiten, sodass der Hörfunk auch für ein junges Publikum attraktiv und ansprechend gestaltet wird?
Zur Beantwortung dieser Frage, der im Folgenden nachgegangen wird, sollen die Zwischenmoderationen in den Morning Shows der Radiosender MDR Sputnik, Fritz und Energy Sachsen untersucht werden. Ziel ist es, eine stilistische und syntaktische Analyse dieser Moderationen durchzuführen und dabei insbesondere die Erzeugung von Humor im Hörfunk durch die Nutzung von Jugendsprache näher zu beleuchten. Es soll aufgezeigt werden, welche Merkmale der Jugendsprache dazu beitragen, humorvolle Effekte bei der Hörerschaft zu erzielen, um Aktualität und Wiedererkennung zu leisten.
Die Radiosender MDR Sputnik, Fritz und Energy Sachsen wurden ausgewählt, da diese bei jungen Erwachsenen besonders beliebt und erfolgreich sind. Zudem haben sich diese drei Sender durch ihre Moderationen und deren individuellen Stil einen Namen gemacht. Kennzeichnend für Morning Shows ist ein dialogisches Sprechen einer weiblichen Moderatorin und eines männlichen Moderators. Was die Materialbasis angeht, so wurden die Zwischenmoderationen der drei Sender eigenhändig aufgezeichnet und transkribiert. Es liegen jeweils zwei Zwischenmoderationen von jedem Sender vor, sodass insgesamt sechs Analysetexte genutzt werden konnten.
Radiomoderation im Dualen Rundfunk
Die Bedeutung des Hörfunks und die Funktion von Radiomoderationen sind nicht zu unterschätzen. Radiomoderationen spielen eine wichtige Rolle im aus öffentlich-rechtlichen wie auch privaten Sendern bestehenden dualen Rundfunksystem. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben in der Regel den Auftrag, einen umfassenden Informationsauftrag zu erfüllen, Bildungsprogramme anzubieten und kulturelle Inhalte zu fördern. Sie finanzieren sich oft über Rundfunkgebühren oder Steuergelder und sind unabhängig von kommerziellen Interessen. Die privaten Sender hingegen sind in erster Linie auf Gewinnerzielung ausgerichtet und finanzieren sich über Werbung und Sponsoring. Sie bieten oft ein breites Unterhaltungsprogramm an und konkurrieren mit den öffentlich-rechtlichen Sendern um Rezipient:innen und Werbekunden. Das duale Rundfunksystem soll sicherstellen, dass sowohl öffentlich-rechtliche als auch private Sender existieren, die verschiedene Interessen und Bedürfnisse der Zuschauer abdecken. Es ermöglicht eine Vielfalt an Programminhalten und Meinungen und fördert den Wettbewerb zwischen den verschiedenen Rundfunkanstalten (vgl. Bernd-Peter 1999).
Die Radiomoderationen, also die Gespräche und Kommentare, die ein Moderator oder eine Moderatorin während einer Radiosendung führt, sind dabei dem jeweiligen Programm angepasst. Sie dienen dazu, die Hörer:innen durch das Programm zu leiten, Informationen zu vermitteln, Musiktitel anzukündigen, Interviews zu führen und die Stimmung der Sendung zu gestalten. Radiomoderationen können live oder vorab aufgezeichnet und je nach Format und Zielgruppe des Radiosenders unterschiedlich gestaltet sein (vgl. Troesser 1986).
Trotz der Programmvielfalt zeichnen sich die einzelnen Sender durch ein fixes Format und ein beständiges Profil aus: Durch die zu jeder Zeit gleiche Basisstrukturierung wissen die Hörer:innen beim Einschalten immer sofort, was für ein Programm der jeweilige Sender vorgibt, bspw. Musik, Kultur, Sport, Wirtschaft (vgl. Bernd-Peter 1999). Hauptelement des Hörfunks ist seit Jahrzehnten die Musik. Sie kann dafür genutzt werden, um eine Moderation einzuleiten oder zu beenden, um eine bestimmte Stimmung zu erzeugen oder einen Übergang zu markieren; sie bietet Abwechslung und kann dazu beitragen, dass sich die Hörer:innen wohlfühlen und länger am Radio bleiben oder sich speziell für das Radiohören entscheiden. Das Radioprogramm muss seine Hörer:innen dort abholen, wo sie sich gerade befinden, denn häufig ist das Radiohören nur eine Tätigkeit neben einer anderen (vgl. Bernd-Peter 1999).
Musik kann dazu beitragen, dass sich Hörer:innen mit einem bestimmten Radiosender identifizieren, denn Radiosender wählen bestimmte Musikgenres oder -stile, die zu ihrem Image und ihrer Zielgruppe passen. Mit der Einführung eines festen Formats lassen sich Radiosender in verschiedene Formatkategorien einteilen. Die besondere »Musik-Moderation ist vom Format der Programme abhängig« (Neu 2004: 192). So spricht etwa das DOM-Format (deutsch-orientiert-melodiös) mit deutscher Unterhaltungsmusik der letzten 30 Jahre, meist Schlager oder Volksmusik, die Altersgruppe der Best Ager an und zeichnet sich durch eine ›Sie‹-Höreransprache aus; ein Beispiel wäre der Sender WDR4. Das AC-Format (Adult-Contemporary) bietet zeitgenössische, meist internationale Popmusik der letzten 20 Jahre für die Altersklasse bis 49 Jahre. Als Sonderform kann noch das HOT AC-Format mit jüngerer Zielgruppe (MDR JUMP, BB Radio), das SOFT AC-Format mit Fokus auf Softrock und Balladen (Radio Brocken, Hitradio) und das Oldie Based AC-Format für 40 bis 49-Jährige mit dem Schwerpunkt Charthits der 60er, 70er und 80er Jahre (MDR Sachsen- Anhalt) unterschieden werden. Das EHR-Format (European Hit Radio) findet sich häufig bei Jugendradios wieder und spielt neben Popmusik auch Rap, HipHop, Soul, Techno und House. Nicht selten ist dieses Format auch als CHR (Contemporary Hit Radio) bekannt. Die drei für die Analyse ausgewählten Radiosender MDR Sputnik, Energy Sachsen und Fritz Radio ordnen sich diesem Format zu (vgl. Waisen 2008).
Mit der Auswahl der Musik können Sender ihre Identität und ihren Charakter präsentieren. Sie ist für die meisten Hörer:innen der Hauptbeweggrund ein Begleitprogramm zu hören. Junge Leute schalten das Radio zu 80% wegen der Musik ein und wählen einen Sender entsprechend der Musikfarbe, die konsequent eingehalten wird (vgl. Waisen 2008). Im Zeitalter von Spotify, Apple Music und YouTube etc. stellt sich die Frage, ob und warum junge Leute überhaupt Radio hören. Die jährlich durchgeführte JIM-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs) zeigt in ihrer Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger von 2023, dass die Nutzung des Hörfunks auch bei jungen Menschen in den letzten Jahren konstant geblieben ist. 58% der Jugendlichen hörten im Jahr 2023 regelmäßig Radio als Zugangsweg zu Musik, Nachrichten und weiteren Inhalten (2022: 57%, 2021: 58%, 2020: 58%) (vgl. Mpfs 2023). Die Nutzungssituation steht mit großer Wahrscheinlichkeit in Verbindung mit derjenigen der Eltern oder anderer Verwandter. 73% der Studienteilnehmenden haben den Hörfunk über das Autoradio genutzt, gefolgt von Radiogeräten zu Hause mit 56%. 27% hörten Radio über ihr Handy, jede:r Fünfte über einen Smartspeaker wie Amazon Echo oder Google (21%). Das Autoradio gewinnt vor allem ab dem 14 Lebensjahr an Bedeutung: 12–13 Jahre: 67 %, 14–15 Jahre: 74 %, 16–17 Jahre: 76 %, 18–19 Jahre: 73%. Auch wenn der Einfluss der älteren Generation in Hinblick auf Autoradio oder Radiogeräte zu Hause anzunehmen ist, zeigt die Nutzungsstudie doch, dass sich junge Leute selbst dafür entscheiden, das Radio bei der eigenen Autonutzung oder im Privathaushalt einzuschalten; insgesamt ist allerdings ein Rückgang der Hörfunknutzung mit zunehmendem Alter festzustellen. Im Vergleich zum Jahr 2022 ist der Anteil an regelmäßigen Radiohörer:innen unter den Jüngeren angestiegen (12–13 Jahre: +7 Prozentpunkte), während er bei den Älteren etwas abgenommen hat (18–19 Jahre: -4 Prozentpunkte) (vgl. Mpfs 2023).
Auch eine Studie des ARD/ZDFs zeigt, dass das Radiohören vor allem während der Autofahrt genutzt wird. Die Mobilität der Menschen nimmt nach Corona wieder zu, da die meisten zu ihrem gewohnten Tagesablauf zurückkehren. Es wird wieder weniger Zeit zu Hause zu verbracht und mehr Zeit für das Pendeln mit Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit, Schule oder Uni gebraucht. »Dies hat dazu geführt, dass pro Tag 5 Minuten mehr (175 Minuten) mit dem Hören von Medienangeboten verbracht werden« (ARD Media 2023). Die Studie verdeutlicht, dass moderne Musik-Streamingangebote bei 14–29-Jährigen noch immer am häufigsten genutzt werden; aber auch, dass das Nutzungswachstum von Musik-Streamingportalen eher stagniert, während es beim Hörfunk steigt (vgl. ARD Media 2023).
Insgesamt wird deutlich, dass auch im Zeitalter der modernen Medien der Hörfunk noch immer von großer Bedeutung für die Gesellschaft ist. Hörer:innen erhalten schnell aktuelle News und werden von den Moderator:innen durch die Sendungen geführt. Auf das Radiohören greifen Personen besonders gerne zurück, wenn sie unterwegs sind.
Die Morningshows
Das Aushängeschild vieler Radiosender sind ihre Morning Shows, da sie die höchsten Hörerzahlen verzeichnen. Gerade auf dem Weg zur Arbeit fällt häufig die Entscheidung, das Radio anzuschalten. Entsprechend wird im Folgenden gezeigt, welche Bedeutung die Morning Shows haben und wie die Moderationen der Morning Shows aufgebaut sind. Morning Shows sind darauf ausgerichtet, die Hörer:innen in den Tag zu begleiten und sie mit Informationen, Unterhaltung und Musik zu versorgen. Das Programm passt sich dabei den Tagesgewohnheiten des potenziellen Publikums an (vgl. Bernd-Peter 1999). Morning Shows haben oft eine feste Moderator:innenbesetzung, die für eine persönliche und lockere Atmosphäre sorgt. Sie bieten aktuelle Nachrichten, Verkehrsinformationen, Wetterberichte, Interviews, Gewinnspiele und Musik. Oft gibt es auch Rubriken wie Horoskope, Comedy-Einlagen oder Diskussionen zu aktuellen Themen. Morning Shows sollen den Hörer:innen einen guten Start in den Tag ermöglichen (vgl. Gebauer 2015). Es kann davon ausgegangen werden, dass Hörer:innen den Tag mit einem Lachen oder einer allgemein positiven Grundstimmung beginnen wollen, weshalb vermehrt unterhaltende Elemente angeboten werden (vgl. Wasian 2008). Die Aufgabe von Moderator:innen ist es daher, das Programm so zu präsentieren und zu gestalten, dass die Hörer:innen das Verlangen haben, die Sendung weiter zuhören und bestenfalls zu einem späteren Zeitpunkt erneut einzuschalten. Eine unmittelbare persönliche Ansprache der Hörer:innen kann dazu beitragen, da es ein intimes Verhältnis zwischen Sprecher:in und Hörer:in aufbaut (vgl. Bernd-Peter 1999).
Die Aufgaben der Moderator:innen sind vielfältig: Sie stellen das Programm zusammen, kümmern sich also um Auswahl und Vorstellung der Musiktitel, das An- und Abmoderieren von Beiträgen und Nachrichten, das Führen von Interviews und Gesprächen mit Gästen sowie das Kommentieren und Analysieren von aktuellen Themen. Sie fungieren darüber hinaus auch als Ansprechpartner:innen für die Hörerschaft, nehmen Anrufe entgegen und führen Live-Gespräche mit ihnen. Radiomoderator:innen müssen oft spontan reagieren und auf aktuelle Ereignisse oder Themen eingehen können. Sie sollten in der Lage sein, improvisierte Gespräche zu führen und unerwartete Situationen zu bewältigen. Obwohl Spontaneität wichtig ist, ist eine gute Vorbereitung ebenfalls unerlässlich. Moderator:innen sollten über ein breites Allgemeinwissen verfügen und sich auf aktuelle Themen vorbereiten, um interessante und informative Inhalte liefern zu können (vgl. Wasian 2008).
Besonders in einer […] Morningshow […] setzt man auf Moderatoren-
persönlichkeiten, die ausgesprochen frisch, fröhlich, frech, witzig, gutgelaunt,
ungezwungen, dynamisch und extrovertiert durch die Sendung führen. Dabei
sollte vermieden werden, dass der Moderator eine übertriebene Inszenierung
betreibt und seine Moderationen mit Fröhlichkeit überfrachtet. […] Eine
lockere, unverkrampfte und ungezwungene Art von Moderation ist gefragt, die
den Hörer mitreißt und ebenfalls positiv gestimmt in seinen Tag starten lassen
soll. (Wasian 2008: 119)
Eine Studie der Soziologin Christa Lindner-Braun zum Moderatorentest für den Hörfunk zeigte, dass die Stimme von Moderator:innen mit 74% das mit Abstand häufigste Wiedererkennungsmerkmal eines Programms ist. Die Akzeptanz eines Moderators entstehe durch Sympathie, Autorität, Glaubwürdigkeit und Kompetenz. Mit 66% ist die Identifikation eines Programms über die Sendung, welche häufig in Verbindung mit Moderator:innen steht, das zweithäufigste Wiedererkennungsmerkmal (vgl. Lindner-Braun 1998). Die Wahrnehmung und Beschreibungen der Moderationen werden durch die Hörer:innen mehr oder minder bewusst wahrgenommen, weshalb der Stimme von Moderator:innen einen besonderen Wiedererkennungswert zugeschrieben wird (vgl. Gebauer 2015).
Allerdings ist nicht nur die Person hinter der Radiosendung von großer Bedeutung, sondern auch der Aufbau einer Moderation, weshalb nun An- , Ab- und Zwischenmoderationen voneinander abgegrenzt werden und die Funktionalität dieser hervorgehoben wird.
Eine wichtige Komponente einer Morning Show sind, wie bereits gesagt, die Zwischenmoderationen, die zwischen den einzelnen Musiktiteln oder Programmbestandteilen stattfinden. Diese Moderationen können ganz unterschiedliche Formen annehmen, es finden sich Witze, Anekdoten, Interviews oder Diskussionen über aktuelle Themen (vgl. Große-Kracht 1999), aber auch Angaben über Zeit, Wetter, Verkehrslage oder den Musiktitel wieder (vgl. La Roche und Buchholz 2008). Die Zwischenmoderationen unterbrechen die Abfolge der Musiktitel, weshalb sie auch als breaks bezeichnet werden, und leiten die einzelnen Titel ineinander über. Ein sogenanntes »Three-Element- Break« (3-EB) ist eine Zwischenansage, die aus insgesamt drei Bestandteilen besteht (vgl. La Roche und Buchholz 2008). Hierzulande sind sie auch als Dreier-Zwischenmoderationen bekannt. Die spezifische Art der Programmgestaltung besteht somit aus drei Elementen: Opener, Body und Closer (vgl. Sturm und Zirbik 1996). Der Opener dient dazu, die Aufmerksamkeit der Hörer:innen zu gewinnen und das Thema der Moderation einzuführen. Der Body enthält den Hauptteil der Moderation, in dem die moderierende Person das Thema vertieft, Informationen liefert oder eine Diskussion führt. Der Closer schließt die Moderation ab und kann eine Zusammenfassung, eine Pointe oder einen Ausblick enthalten (vgl. Große-Kracht, 1991).
Der Three-Element-Break ist eine gängige Methode, um Inhalte strukturiert und ansprechend zu präsentieren, er ermöglicht eine klare Trennung zwischen den einzelnen Teilen, sodass Verständnis und Orientierung für die Hörer:innen geschaffen werden. Es hilft den Moderator:innen, ihre Botschaften klar zu vermitteln und die Aufmerksamkeit der Hörer:innen aufrechtzuerhalten. Durch den Einsatz von Humor, persönlichen Geschichten oder aktuellen Themen können die Moderator:innen eine Verbindung zu den Hörer:innen herstellen und eine positive Hörerfahrung schaffen. Die Zwischenmoderationen können die Hörer:innen informieren oder aber als Werbung für den Sender genutzt werden. Inhalte der festgelegten Zwischenmoderation können Promos, Teaser, Werbeslogans, Produktwerbungen sowie Musikinformationen oder Servicenachrichten sein (Sturm und Zirbik 1996: 253). Als einfachste Moderationsform kann der 3-EB eine Reihe an Programmbestandteilen informativ und verbindend präsentieren, indem die Intensität und das Tempo der Übergänge live an die Situation angepasst werden (vgl. Sturm und Zirbik 1996).
Wichtig zu beachten, ist, dass die Zwischenmoderation nicht mit An- und Abmoderation gleichzusetzen ist. Die Anmoderation schließt meist an eine Dreier-Zwischenmoderation an oder ist deren letzter Bestandteil (vgl. Grawunder und Kettel 2015). Hierbei handelt es sich um eine kurze sprachliche Überleitung innerhalb einer Nachrichtensendung, die verschiedene Berichte thematisch und formell miteinander verbindet (vgl. Grawunder und Kettel 2015).
Eine Anmoderation ist also der Teil einer Radiosendung, der vor dem eigentlichen Beitrag oder der Musik gesprochen wird. Bei der Anmoderation wird von den Moderator:innen nicht nur erwartet, dass sie einen Einstieg in ein Thema schaffen, sondern vor allem auch, dass sie die Hörer:innen dafür begeistern können. Die Moderator:innen schaffen eine Brücke zwischen Hörer:innen und Thema und machen damit die Relevanz und den persönlichen Bezug zum Thema deutlich (vgl. Wasian 2008). Die Abmoderation hingegen ist der Abschluss eines Beitrags oder einer Sendung (vgl. Wasian 2008). Es soll ein fließender Übergang zum nächsten Beitrag oder zur nächsten Sendung geschaffen werden. Nicht selten werden auch die Moderator:innen nochmals genannt oder es wird ein Dank an die Hörer:innen für das Zuhören ausgesprochen (vgl. Sturm und Zirbik 1996). In einer Musikmoderation werden häufig nochmals der Titel und die Künstler:innen oder Hintergrundinformationen wie private Details oder neue Veröffentlichungen genannt (vgl. Wasian 2008).
Three-Element-Breaks als jugendsprachliche Unterhaltungsmoderation
Die nun folgende Analyse beruht auf einem korpusbasierten Ansatz, bei dem eine Sammlung von Zwischenmoderationen aus verschiedenen Morning Shows verwendet wird, wobei ein besonderer Fokus auf der Analyse des Three-Element-Breaks liegt. Die Dialoge wurden transkribiert und anschließend auf sprachliche Merkmale wie Satzstruktur und Wortwahl untersucht. Des Weiteren wurden auch andere stilistische Merkmale wie rhetorische Fragen, Wortspiele oder humorvolle Elemente untersucht, um die sprachliche Vielfalt und Kreativität in den Dialogen zu erfassen. Auf die Intonation der Moderator:innen wurde nicht gesondert eingegangen, diese wurde lediglich bei der Betrachtung von Dialekten angesprochen.
Besonders auffallend in den 3-EB ist die Ansprache eines jungen Publikums durch die Nutzung der Stilschicht Jugendsprache. Der gewählte Stil ist für Moderationen im Hörfunk äußerst wichtig, da dieser maßgeblich dazu beiträgt, Botschaften und Inhalte effektiv zu vermitteln und das Publikum zu erreichen.
Der Begriff ›Stil‹ bezieht sich hier auf die Art und Weise, wie Sprache verwendet wird, um bestimmte kommunikative Ziele zu erreichen. Stil kann sich auf verschiedene Aspekte der Sprache beziehen, wie zum Beispiel den Wortschatz, die Grammatik, die Satzstruktur, die Aussprache und die Intonation. Die Stilistik ist ein Teilgebiet der Linguistik, das sich mit der Untersuchung von funktions- und situationsbezogener Variation in der Sprache befasst (vgl. Eroms 2008; Krieg-Holz, Bülow 2016).
Im Hörfunk kann ein guter Stil die Aufmerksamkeit der Hörer:innen aufrechterhalten, die Verständlichkeit verbessern, eine angenehme Hörerfahrung bieten und eine persönliche Verbindung zum Publikum herstellen. Eine authentische und natürliche Art zu sprechen, kann das Vertrauen der Hörer:innen gewinnen und sie dazu ermutigen, sich mit den Moderator:innen zu identifizieren. Ferner kann der Stil auch dazu beitragen, die Marke und den Charakter des Radiosenders zu präsentieren. »Mit einem ausgeprägten Sprachgefühl und damit verbundener Kreativität, stilistischer Sicherheit und Vielfalt in der Sprache, besteht die Chance souverän, sicher und kompetent zu wirken« (Wasian 2008: 105). Ein konsistenter, erkennbarer und unterhaltsamer Stil kann das Image des Senders stärken und das Publikum anziehen, und somit das Interesse der Hörer:innen aufrechterhalten und sie dazu ermutigen, dem Programm treu zu bleiben.
Betrachtet man nun die Stilschichtung des Wortschatzes, also die Einteilung von Wörtern in verschiedene Stilebenen oder Sprachregister, die dabei helfen, den richtigen Ton und die passende Ausdrucksweise in verschiedenen sozialen oder fachlichen Kontexten zu treffen (vgl. Eroms 2008), wird deutlich, dass in den Zwischenmoderationen der Radiosender Fritz Berlin, MDR Sputnik und ENERGY Sachsen ein junges Publikum angesprochen wird, insofern neben dem neutralen Wortschatz auffällig oft auf die Jugendsprache zurückgegriffen wird. Während ein neutraler Wortschatz in den meisten Kommunikationssituationen angemessen verwendet werden kann, weist die Stilschicht der Jugendsprache ihre eigenen Merkmale, Regeln und einen besonderen Wortschatz auf, die einen bestimmten Effekt hervorrufen (vgl. Eroms 2008). Die Stilschicht Jugendsprache, die sich durch den Einsatz von Slang, Anglizismen und Abkürzungen auszeichnet, wird in den Zwischenmoderationen verwendet, um einen informellen und lockeren Ton zu erzeugen. Auch Wortspiele und Wortneuschöpfungen finden häufig Verwendung, um humorvolle Effekte zu erzielen. Diese kreativen Sprachkonstruktionen sind typisch für die Jugendsprache und tragen zur Unterhaltung der Hörer:innen bei. Jugendsprache ist dynamisch und verändert sich ständig. Sie dient oft dazu, eine eigene Identität und Zugehörigkeit zu einer bestimmten Jugendgruppe auszudrücken (vgl. Schlobinski/ Kohl/ Ludewigt 1993).
Des Weiteren fällt in den Moderationen auf, dass viele Synonyme der Stilschicht der Jugendsprache genutzt werden, die somit den gleichen Stilwert verzeichnen. Der Stilwert spiegelt einen bestimmten sprachlichen Stil einer Gruppe oder einer sozialen Schicht wider. Es handelt sich um Wörter oder Ausdrücke, die in einem bestimmten Kontext oder Umfeld üblich sind und von anderen möglicherweise als ungewöhnlich oder unpassend wahrgenommen werden, wodurch eine bestimmte Atmosphäre geschaffen oder Botschaft vermittelt wird (vgl. Eroms 2008). Das zeigt sich etwa an folgenden Moderationspassagen:
Du fühlst dich wie die Main-Figur gerade in so nem richtig coolen Film. – Ja. Übelst
Und auch Nothing But Thieves. Die sind ja eigentlich eher für so sehr rockige Dinge
bekannt. – Ja, geil, geil, geil, geil, geil!
Ja, das geil.
Äh, Gestört aber Geil in der Dream Thank you, gibt’s hier gleich […] Ja, ist gestört
oder geil das Problem jetzt? Du bist gestört aber geil!
Geiler Song.
Wenn ihr während meiner Comedyshows,sei es live, sei es vor dem
Fernsehempfangsgerät anfangen zu bumsen. Dann bitte einfach kurz pausieren
In den Zwischenmoderationen finden sich also Synonyme wie geil anstelle von toll, übelst statt sehr oder bumsen als Ausdruck für den Geschlechtsverkehr wieder.
Wortneuschöpfungen, ein weiteres Merkmal der Jugendsprache, können dazu dienen, eine bestimmte Gruppe oder Gemeinschaft zu kennzeichnen, um so eine gemeinsame Identität oder Zugehörigkeit auszudrücken. Jugendliche erfinden oft neue Wörter oder geben bestehenden Wörtern eine neue Bedeutung. Diese Wörter können sich schnell ändern und sind meist nur innerhalb der Jugendgruppe verständlich (vgl. Schlobinski/ Kohl/ Ludewigt 1993).
In den Zwischenmoderationen finden sich entsprechend zum einen Modewörter wieder, die zu einer bestimmten Zeit in Mode kommen, meist aber nur vorübergehend genutzt werden und nach einer gewissen Zeit wieder veraltet sind (vgl. Eroms 2008). Hierzu zählen Wörter wie bumsen, geil und übelst. Aber auch cool, Lieblingshits ballern oder Digger, wie in folgenden Beispielen:
Und zwar BECKS. Ist ne richtig coole New Comerin aus Berlino […]
Du fühlst dich wie die Main-Figur gerade in so nem richtig coolen Film.
Ja na klar. Wir sind laut und die Lieblingshits ballern hier direkt aus dem Radio
raus.
Die sind giftig, wenn man sie isst, Digger
Zum anderen lassen sich auch Neologismen, also Bezeichnung für neue Konzepte oder Technologien, in den Dialogen nachweisen. Hierbei handelt es sich teilweise um Wörter, die mittlerweile alltäglich genutzt werden, wie bspw. Comedyshow, Fernsehempfangsgerät oder Googlen. Auch LGBTQA+-Community könnte mit dazugezählt werden.
Eine besondere Form von Neologismen sind Individualismen, auch Gelegenheitsbildungen genannt. Es kann sich auch um Sprichwörter, Zitate oder Anspielungen handeln (vgl. Eroms 2008). In den Zwischenmoderationen treten folgende Beispiele auf:
Streamteam
Die Stiefel schon wieder.
Unsere beiden Fritzen
Berlino
Moini Po-Poini!
Die Individualismen markieren Authentizität und ein persönliches Sprachgefühl der Moderator:innen. Sie entstehen aus dem Moment heraus und fördern einen lockeren Umgangston. Alle Formen von Wortneuschöpfungen können als Ausdruck von Kreativität und Originalität angesehen werden, indem sie zeigen, dass der Verfasser bereit ist, neue Wege zu gehen und sich von gängigen Sprachkonventionen zu lösen. Daher können Wortneuschöpfungen humorvoll wirken und zum Lachen anregen. Sie können Wortspiele enthalten oder absichtlich ungewöhnliche Kombinationen von Wörtern verwenden, um eine komische Wirkung zu erzielen.
Des Weiteren sind Anglizismen, also die Verwendung von englischen Wörtern oder Ausdrücken, als besonderes Merkmal der Jugendsprache zu nennen. Teilweise werden auch Wörter anderer Fremdsprachen in die Jugendsprache übernommen, allerdings werden diese meist nicht von der breiten Masse genutzt. Dies kann auf den Einfluss der englischen Popkultur und Medien zurückzuführen sein. Durch die Verwendung von englischen Wörtern können Jugendliche ihre Offenheit für andere Kulturen und ihre Verbindung zur globalen Jugendkultur ausdrücken, wodurch eine internationale Atmosphäre geschaffen werden kann (vgl. Schlobinski/ Kohl/ Ludewigt 1993). Anglizismen werden oft verwendet, um modern und trendig zu wirken und sollen meist etwas Positives, Expressives oder Interessantes beschreiben, wie Ka-Ching, hypded, weird oder random.Beispiele hierfür wären:
So und weil wir, Fritz, euer Premium-Radio, Ka-Ching, äh gerne euch ähm auch als
Premium-Hörer:innen, wie wir euch gerne mal bezeichnen, weil wir euch gücklich
machen wollen.
Ich bin immer noch richtig, richtig dolle hyped.
Boah, das ist ja auch super weird, wenn man laufen lässt, ehrlich gesagt. Dann hat
man Sex, und dann hört man dich!
Und ich glaube, wenn wir einfach so random, was hier reinschreiben. Ich glaube
keiner, also keine Übereinstimmung
Anglizismen drücken zum Teil auch spezifische Begriffe oder Konzepte aus, für die es in der eigenen Sprache keinen passenden Ausdruck gibt, wie bspw. New Comerin für eine Person, die neu in einer bestimmten Szene ist, oder Saves To Do, um auszudrücken, dass etwas auf jeden Fall getan werden muss. Teilweise werden komplexe oder lange deutsche Ausdrücke durch kurze und prägnante englische Wörter ersetzt. Dies kann die Kommunikation vereinfachen und die Sprache effizienter machen. Ferner kann die Nutzung von Anglizismen auch als Ausdruck der Abgrenzung von älteren Generationen oder der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kultur angesehen werden (vgl. Schlobinski/ Kohl/ Ludewigt 1993). So wird anstelle von tiefsinnig hier ganz schön deep verwendet, anstelle von Hauptfigur Main-Figur, nice für toll, yes anstelle von ja. Damit kann eine Exklusivität ausgedrückt werden, die nur von bestimmten Personen verstanden wird.
Die Nutzung von Slang oder Dialekten ist eine weitere Auffälligkeit der Sprache der Moderator:innen. Teilweise werden Slangausdrücke genutzt, um sich von älteren Generationen abzugrenzen, so wird bspw. dolle anstatt von sehr genutzt (Ich bin immer noch richtig, richtig dolle hyped). Auch Füllwörter können gruppenspezifisch sein, wie bspw. und so.
Ja, oder hier so Pommes in Eis dippen und so, ne?
Ne, ich wollte eigentlich nur noch sagen: Gästelistenalarm und so, aber ihr wisst
Bescheid, ich bin verstört.
Sätze mit und so zu füllen, entspricht eher der Sprachpraxis von jungen Menschen, anders als Interjektionen wie äh oder ähm, die in allen Altersgruppen genutzt werden.
Neben dem Stilwert auf einem Spektrum zwischen vulgär bis gehoben können auch regionale Geltungsgrade in den Zwischenmoderationen auftreten, also das Spektrum der Akzeptanz von Dialekten. Gewisse Formen dialektaler Sprache sind zwar nicht per se als Jugendsprache anzusehen, aber als Umgangssprache, weshalb der Stilwert von Dialekten und Jugendsprache gleichzusetzen ist. Dialektale Strukturen sorgen für Frische und Abwechslung und ermöglichen, gekoppelt mit Fröhlichkeit, guter Laune und Optimismus der Moderator:innen, die Hörer:innen von Alltagssorgen abzulenken (vgl. Wasian 2008). Die Identifikation mit der Region sowie lokale Kenntnis der Moderator:innen erzeugen ein Heimatgefühl bei der Hörerschaft. Dieses verstärkt sich, wenn die Moderator:innen auf den regionalen Dialekt zurückgreifen. Die Moderation wirkt dadurch authentisch, glaubwürdig und ist somit die ideale Basis, das Sendegebiet für sich zu gewinnen (vgl. Wasian 2008). Auffällig ist, dass Dialekte nur dort verwendet werden, wo sie als angenehm identifiziert werden können oder als positiv identitätsstiftend angesehen werden. Daher finden sich Dialektnutzungen nur bei Fritz Radio. Es werden zwar keine spezifischen Ausdrücke verwendet, die im Rest des deutschsprachigen Raums nicht genutzt werden, die veränderte Intonation ist hingegen durchaus wahrzunehmen. Der Berliner Dialekt zeichnet sich bspw. durch das Weglassen des R’s oder E’s am Wortende aus; das ch wird eher als ck ausgesprochen. Es werden oft andere Silben betont oder die Betonung wird stärker hervorgehoben.
Ihr sagt ja immer, dass’a niemals ’n Paar werden würdet. […] Seid’a jetzt ein
Paar oder seid’a nicht?
Ick hab et euch ja immer so, mögt ihr euch denn jetz in echt oder nicht?
Aus einer aktuellen Umfrage von Preply geht hervor, dass Sächsisch der mit Abstand unbeliebteste Dialekt Deutschlands ist. Berlinerisch hingegen befindet sich relativ mittig. Da Sachsen-Anhalt sich größtenteils durch Hochdeutsch auszeichnet und lediglich im nord-östlichen Bereich durch mark- brandenburgischen und im südlichen Teil durch thüringisch-obersächsischen Dialekt geprägt ist, werden diese kleineren Varietäten nicht mit aufgelistet. Mark-Brandenburgisch ist dem Berlinerischen sehr ähnlich und Thüringisch-Obersächsisch ist ein Ableger des klassischen Sächsisch (vgl. Mykhalevych 2023). Es ist anzunehmen, dass, obwohl sich Radiosender immer durch Regionalität auszeichnen, auch an überregionale Hörer:innen gedacht wird. Die Nutzung von Dialekten ist von ihrer Beliebtheit abhängig. Unbeliebte Dialekte werden also nicht gesprochen; Dialekte, die aber positiv oder sympathisch wirken, schon.
Die Analyse der Stilschicht Jugendsprache in den Zwischenmoderationen zeigt, wie die Verwendung von Jugendsprache dazu beiträgt, eine persönliche Verbindung zu den Hörer:innen herzustellen und eine unterhaltsame Atmosphäre in der Sendung zu schaffen. Alle sechs Zwischenmoderationen zeichnen sich durch informelle und umgangssprachliche Wortwahl und ein entsprechendes Vokabular aus. Es gibt viele Füllwörter wie äh und ja, die den informellen Charakter des Gesprächs unterstreichen. Es werden auch viele Wiederholungen verwendet, um Begeisterung auszudrücken, wie bspw. geil, geil, geil. Insgesamt ist der Dialog locker und entspannt, mit einem Fokus auf Musik und persönlichen Vorlieben. Die Verwendung von Jugendsprache in den Zwischenmoderationen trägt dazu bei, die Morning Shows im Hörfunk attraktiver für das junge Publikum zu machen. Sie schafft eine informelle und unterhaltsame Atmosphäre, die die Hörer:innen anspricht und zum Zuhören und Mitmachen motiviert.
Syntaktische Auffälligkeiten der Three-Element-Breaks
Im Folgenden wird sich die Untersuchung auf verschiedene syntaktische Phänomene konzentrieren, die in den Zwischenmoderationen auftreten können. Dazu gehören bspw. Vorfeldbesetzungen, Linksversetzungen und Ellipsen. Diese syntaktische Analyse der Zwischenmoderationen trägt dazu bei, ein besseres Verständnis der Struktur und des Aufbaus von Morning Shows im Hörfunk zu ermöglichen. Sie liefert wichtige Erkenntnisse über die Verwendung von syntaktischen Phänomenen in der gesprochenen Sprache und ihre Rolle in der Kommunikation.
In der Analyse soll mit der Felderlehre gearbeitet werden, die sich mit der Satzstruktur und der Positionierung von Satzteilen im deutschen Satz beschäftigt. Gemäß dieser Theorie gibt es im deutschen Satz ein Vorfeld, das sich am Anfang des Satzes befindet und dem sich das finite Verb, also die Linke Satzklammer, weitere Phrasen im Mittelfeld, ein infinites Verb in der Rechten Satzklammer und ggfs. weitere Phrasen im Nachfeld anschließen. Das Vorfeld beinhaltet meist das Subjekt, kann jedoch auch andere Satzteile enthalten, wie bspw. Objekte oder Adverbialbestimmungen. Die sogenannte Linksverschiebung oder Linksversetzung bezieht sich auf die Möglichkeit, Satzteile aus dem Mittelfeld des Satzes in das Vorfeld zu verschieben (vgl. Schlobinski 1997). Diese Verschiebung kann aus verschiedenen Gründen erfolgen, wie etwa um bestimmte Satzteile hervorzuheben oder zu betonen. In den Moderationen finden sich folgende Beispiele:
Unsere beiden Fritzen, ja, kann man so sagen. Die Comedians [Moritz] Neumeier
und Till Reiners Die kennt ihr natürlich, zum Beispiel von »Talk ohne Gast« von
unserem Podcast. Oder von »Falsch, aber lustig« von nem YouTube Comedy-
Format mit den beiden.
In allen Moderationen ist auffällig, dass sie aus wenigen satzwertigen Strukturen bestehen. Kurz zur Erläuterung: Satzwertige Satzstrukturen sind Strukturen, die den Wert eines vollständigen Satzes haben, aber nicht als eigenständiger Satz verwendet werden können, wie Nebensätze oder Infinitivkonstruktionen. Als besondere Unterteilung wird nochmals in satzförmig und nicht- satzförmig unterschieden. Satzförmige Satzstrukturen sind Strukturen, die den Aufbau eines vollständigen Satzes haben und als eigenständiger Satz verwendet werden können. Sie enthalten in der Regel ein Subjekt und ein Prädikat. Während diese Strukturen nicht sonderlich ungewöhnlich sind, fallen nicht-satzförmige Sätze hingegen dadurch auf, dass eine bestimmte Information in den Vordergrund gestellt wird. Nicht-satzförmige Strukturen weisen zwar ein infinites Verb, aber kein dazugehöriges finites Verb auf. Diese infiniten Satzstrukturen können verwendet werden, um einen Kontrast oder Gegensatz zur Hauptaussage herzustellen, wie man in folgendem Beispiel sieht:
Wenn ihr während meiner Comedyshows, […] sei es live, sei es vor dem
Fernsehempfangsgerät,[…] anfangen zu bumsen. […] Dann bitte einfach kurz
pausieren […] und dann gerne auch nochmal, weil sind wir mal ehrlich nochmal
fünf Minuten zurückspulen
[Einfach, einfach] anrufen!
Anne und Becks nochmal zusammen im Interview hören? […] Die Energy Musik
Lounge zum Nachhören auf Energy Slash Sachsen […]
Ja, oder hier so Pommes in Eis dippen und so, ne?
Die Aufmerksamkeit der Hörer:innen kann damit auf ein spezifisches Element gelenkt werden, was in den meisten Fällen das Subjekt des Satzes ist. Die Nutzung nicht-satzförmiger Strukturen lassen die Dialoge sehr locker und alltäglich wirken.
Eine weitere Form von Satzstrukturen sind nicht-satzwertige Sätze, welche auch als Satzäquivalente bezeichnet werden. Sie zeichnen sich durch das Weglassen des verbalen Kerns aus, wodurch eine starke Mündlichkeit erzielt werden kann. In allen sechs Zwischenmoderationen werden viele Satzäquivalente genutzt, die einen spontanen Sprachfluss erwirken, obwohl sie vorab verschriftlicht werden und die Skriptfassungen als Orientierung dienen.
Die folgenden Beispiele verdeutlichen, dass die Satzäquivalente häufig Kurzantworten aus Partikelwörten oder feste Phrasen darstellen, die kein Prädikat benötigen:
Guten Morgen!
Ja!
Och!
Hahaha, Ihhh!
Stop!
Hm.
Ja. Übelst!
Nice!
Igel.
Super.
Sehr gerne.
Eben!
Hm, lecker!
Diese satzäquivalenten Formen zeichnen sich zwar durch Mündlichkeit aus, fallen aber im Alltag wenig auf, weshalb sie für die Hörer:innen neutral wirken. Deutlich auffälliger hingegen sind Satzäquivalente, bei denen ein benötigtes Prädikat weggelassen wird. Diese Form findet sich in den Radiomoderationen sehr häufig wieder:
Die Stiefel schon wieder.
Welches Ei?
DJ Belite und Tupac, All eyes on me.
Äh, und zwar live bei »Schund und Asche«
Ganz kurz kleine Info schon mal vorab vom Moritz.
Ganz wichtige Info!
Geiler Song!
Gleich der nächste von Sara aus Dresden: Nico Santos und ClockClock mit
Changes.
Aus der Werkzeugkiste. Hammer.
Ja, ungewöhnlich für n Dienstag
Unser Mann aus Dresden ja eigentlich, ne?
Und ein bisschen Salz noch drauf und dann …
Neue Mucke bei Sputnik Tag und Wach.
Eine weitere Form von Satzäquivalenten sind Ellipsen, die den Wegfall von wichtigen Nominalphrasen aufweisen. Meist wird das Subjekt weggelassen, wie in Ganz wichtige Info! (F2: 31). Es fehlt hier nicht nur das Prädikat, sondern auch ein Subjekt. Der Satz müsste eigentlich lauten: Das ist eine ganz wichtige Info! Auch in Ich glaube keiner, also keine Übereinstimmung! (S1: 14) scheint sowohl Prädikat als auch Subjekt zu fehlen, was daran liegt, dass der Satz spontan neu strukturiert wurde. Um den Satz zu vervollständigen, müsste auf die Sonderform es gibt zurückgegriffen werden: Ich glaube, es gibt keine Übereinstimmung. Eine weitere Auffälligkeit findet sich in dem Satz Kugelfisch hat Stacheln? (S2: 21), in welchem ein notwendiger Artikel fehlt. Die Untersuchung der Ellipsen als eigenständige Konstruktionen zeigt, dass sie eine wichtige Rolle in den Gesprächseinheiten in der jungen Sprache spielen. Die Funktion der Ellipsen besteht darin, die Alltäglichkeit der genutzten Sprache hervorzuheben und somit ein Gefühl vom Sicherheit und Humor zu erzeugen (vgl. Schlobinski 1997).
Die Ergebnisse der syntaktischen Analyse zeigen, dass die Dialoge aufgrund der Satzstrukturen sehr alltagssprachlich wirken, womit sich die Mehrheit der Hörer:innen identifizieren kann. Es entsteht ein Gespräch, das den Hörer:innen das Gefühl gibt, dass neben ihnen eine Unterhaltung geführt wird, an der sie selbst teilhaben könnten. Die Dialoge bestehen aus kurzen, teils fragmentierten Sätzen mit einer informellen Struktur, wodurch sie oft locker und humorvoll wirken. Insgesamt ermöglicht die syntaktische Analyse ein Verständnis der Unterhaltungsfunktion von Zwischenmoderationen aufgrund lockerer Strukturen.
Fazit: Jugendsprache wirkt unterhaltend
In den unternommenen stilistischen und syntaktischen Analysen von Three-Element-Breaks in den Morning Shows der Radiosender MDR Sputnik, Fritz und Energy Sachsen wurde deutlich, welche Faktoren von Unterhaltung die Moderator:innen gewährleisten und weshalb diese Formate als besonders humorvoll und ansprechend gelten. Die Jugendsprache kristallisierte sich als zentrales Element bei den drei gewählten Radiosendern heraus, wobei die Besonderheiten der Stilschicht der Jugendsprache mit Synonymen, Wortneuschöpfungen, Anglizismen, Slang und Dialektnutzung sowie die Nutzung von Ellipsen und unvollständigen Satzstrukturen in der Analyse nachgewiesen wurden. Es zeigt sich, dass diese als tragende Stütze des Humors in den Sendungen fungiert. Die Radiomoderator:innen arbeiten bewusst mit diesen stilistischen und syntaktischen Mitteln, um eine bestimmte Zielgruppe anzusprechen und eine dynamische, lockere und unterhaltsame Atmosphäre zu schaffen, um die Hörer:innen zu amüsieren. Die junge Hörerschaft kann sich mit dieser Sprache identifizieren, sodass das erneute Einschalten der Sendung gewährleistet werden kann. Wenn also nicht nur beliebte und abwechslungsreiche Musik gespielt, sondern auch eine höreransprechende, junge Sprache in den Radiomoderationen genutzt wird, kann auch künftig mit einem jungen Hörfunkpublikum gerechnet werden.
Angeliques (geb. 1995) Bachelor in Anglistik und Amerikanistik kombiniert mit Deutsche Sprache und Literatur folgt nun das Studium Deutsche Sprache und Literatur im Master. Ihre Schwerpunkte und Interessen liegen dabei in gegenwärtigen Literatur- und Sprachphänomenen (nach 2000), Adoleszenzliteratur sowie Genderforschung vom Mittelalter bis heute. Diese Interessen konnte sie durch das Mitwirken an diversen Projektseminaren sowie durch die Tätigkeit als Tutorin praktisch umsetzen. Nebenbei arbeitet Angelique als selbständige Texterin und Lektorin und kann so ihre Leidenschaft für Texte ausleben.
Kontakt: angelique.gabriel@student.uni-halle.de; angiegab@web.de
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Wasian, Michael (2008): Die Veränderung der Moderationskultur im Formatradio. Berlin/Bielefeld: Mensch-und-Buch-Verlag.
Schlobinski, Peter (1997): Syntax des gesprochenen Deutsch. Opladen: Westdeutscher Verlag.