»Die Tat ist das Kind des Wortes«
Heinrich Heines Zeitgedichte im Spiegel der Zeit
Die Literatur schöpft ihre Thematiken und Fragestellungen weitgehend aus den historisch-gesellschaftlichen Bedingungen, in die sie eingebettet sind. Das trifft für die Literatur des 19. Jahrhunderts in ganz besonderem Maße zu, denn durch die zahlreichen politischen, sozial-gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Veränderungen und Neuerungen zeigt sich die Literatur dieses Jahrhunderts als außergewöhnlicher Vexierspiegel der Zeit. Heinrich Heine nimmt dabei eine differenzierte Rolle ein, in welcher er sich nicht nur als Literat, Lyriker und Journalist bewährt, sondern auch eine besondere Empfindsamkeit für die Prozesse seiner Zeit zeigt. Erst unter der Betrachtung des historischen Kontextes können die Heine’schen Werke so in ihrer vollen Bedeutung verstanden werden. Als Autor reflektiert Heine die Geschehnisse seiner Zeit, egal ob literarisch, politisch oder wirtschaftlich, wie kaum ein anderer, weswegen es mir unmöglich scheint, sein Werk abseits dieser Reflexionen zu betrachten, da man seine Literatur sonst ihrer Vielschichtigkeit berauben würde.
Aus diesem Grund teilt sich die Arbeit in zwei recht gleichrangige Teile. Zunächst wird versucht, einen Abriss der Zeit Heines zu erstellen, der die für den Autor prägenden Ereignisse und Entwicklungen samt ihrer Bedeutung darstellt. Nur wenn ein Verständnis für die Wechselwirkungen zwischen Politik, Literatur, Literaturmarkt und Gesellschaft in ihrem historischen Kontext geschaffen wurde, kann sich ein volles Verständnis für die Tiefe von Heines Werken entfalten, in denen genau jene Prozesse, Entwicklungen und Wechselwirkungen, die den Neuerungen der Zeit entspringen, literarisch verarbeitet werden. Es kristallisiert sich ein besonderes Zeitgefühl Heines heraus, welches sich vor allem in der Verwebung von Ideen, Literatur und Politik zeigt. Heine erschafft dabei einen neuen Duktus in der Literatur, der für ihn gleichzeitig mit hohen Ansprüchen gekoppelt ist, die einerseits ihre Begründung in den vorherrschenden historischen, politischen und sozial-gesellschaftlichen Bedingungen finden und andererseits durch die Literatur verarbeitet und überwunden werden sollen.
Das Augenmerk liegt dabei nicht auf Vollständigkeit oder definitorischer Genauigkeit, sondern auf jenen Aspekten, die sich als bestimmend für Heines literarisches Schaffen zeigen. Ziel soll es sein, die Literatur Heines im Zeitgeschehen zu verorten und die dafür wichtigen Tendenzen hervorzuheben. Dabei steht die Entwicklung seiner poetischen Konzeption im Spiegel der Zeit deutlich im Vordergrund der Analyse, während auf politische und literarische Einordnungen Heines bewusst verzichtet wird, da sich diese für meine Untersuchung als nicht zielführend erweisen. Die Fragen, die den ersten Teil der Arbeit begleiten, richten sich einerseits an die Ereignisse der Zeit und andererseits an deren Wirkung auf Heine und seine literarische Umsetzung. Was hat Heinrich Heines Literatur mit dem Zeitgeschehen und der Literatur des 19. Jahrhunderts zu tun? Inwiefern werden historische, politische und gesellschaftliche Gegebenheiten in seiner Literatur gespiegelt und wozu? Was sind die Ziele der Literatur Heinrich Heines? Wofür plädiert er und warum? Wie drückt sich ›Zeit‹ als Kontext in der Literatur aus?
Der zweite Teil meiner Ausführungen beschäftigt sich mit dem Spezifikum der Zeitgedichte, die in ganz besonderer Weise die Geschehnisse der Zeit ausdrücken und exemplarisch den literarischen und vor allem lyrischen Stil sowie den eigenen Anspruch Heines an seine Literatur aufzeigen. Fragen, die für diesen zweiten Teil richtungsweisend waren, sind: Wie setzen sich die aus dem historischen Kontext gewonnenen Erkenntnisse aus dem ersten Teil der Arbeit in Heines literarischem Schaffen um? Durch welche Strategien setzt Heine seine Anforderungen an die Literatur in seinem eigenen literarischen Schaffen um? Löst er die Forderungen, die er an die Literatur stellt, selbst ein? Welche Schreibverfahren wendet Heine für seine kritischen Gegenwartsdiagnosen an? Wie positioniert er sich im Vergleich zu zeitgenössischen Autoren? Warum ist die Form der Lyrik ein geeignetes Mittel, um Standpunkte auszudrücken?
Welche Bedeutung die gewonnenen Erkenntnisse haben und warum Heine ein perfektes Exempel für den Schriftsteller des 19. Jahrhunderts darstellt, sind unter anderem die Thematiken, die im Fazit zusammenfassend erläutert werden.
Die Zeit, das Zeitgeschehen und die Literatur
Das 19. Jahrhundert zeigt sich als eine Zeit des Umbruchs, der Veränderung und der Dynamik, die vor allem durch die politischen Ereignisse geprägt ist. Schon 1789 beginnt mit der Französischen Revolution eine neue Zeitwahrnehmung. Geschichte wird beeinflussbar, nah und greifbar; sie wird verstanden als ein Prozess, der linear und offen in die Zukunft übergeht.1 Die Revolution rüttelte vor diesem Hintergrund nicht nur Frankreich wach, sondern sorgte für die generelle Grundlage, ein geschichtliches Bewusstsein zu entwickeln, »als sie zunächst einmal das Gegenwartsbewusstsein schärfte, dieses jedoch zugleich als Ergebnis von Veränderungen der Vergangenheit verstanden werden musste«.2 Wie groß die geschichtliche und politische Bedeutung der Französischen Revolution tatsächlich war, zeigte sich erst im beginnenden 19. Jahrhundert, also eine Generation später, deren Vorreiter Heine war.3 Es beginnt eine »neue Zeit« des Fortschritts, welche die Differenz von Vergangenem und Zukünftigem in den Mittelpunkt stellt.4 Dabei geht der Fortschritt einher mit Veränderung und Bewegung, ausgelöst und angefangen durch die Französische Revolution »…und von dieser Bewegung lebt noch unsere Gegenwart«,5 schreibt Heine 1834 und zeigt damit die Wichtigkeit der vergangenen politischen und sozial-gesellschaftlichen Ereignisse an, die die Grundlage der Gegenwart schaffen.
In Deutschland manifestierten sich die Auswirkungen der Französischen Revolution lediglich in den gesetzlichen Bestimmungen durch Napoleon, aber viel entscheidender ist, dass die Ideen, welche der Revolution zugrunde lagen, auf eine große Menge des deutschen Bürgertums geistig befreiend wirkten und zwar »im Sinne einer politischen Aufklärung«.6 Für Heine beginnt 1789 eine neue »Weltepoche, wo die Lehre der Freiheit und Gleichheit so siegreich emporstieg aus jener allgemeinen Erkenntnisquelle, die wir Vernunft nennen […]«.7 Die Revolution sowie die Befreiungskriege zeigen sich bei Heinrich Heine in erster Linie als kognitive Prozesse, als intellektuelle Revolutionen in der Bereitschaft eines Umdenkens.8 Diese intellektuelle »Bewegung« des Geistes kann aber erst durch ein gewisses Maß an Freiheit erlangt werden, für welche die Französische Revolution, in Heines Augen, überhaupt erst mit der Declaration des Droits de l‘Homme et du Citoyen den Grundstein legte. Wenn Heine über Politik spricht, geht es ihm viel weniger um Parteien, Machthaber oder Staatsformen, als vielmehr um Ideen, um Gedanken, die aus dem Alltäglichen ausbrechen und zur Veränderung von Missständen anregen,9
[…] denn die politischen Staatsformen und Regierungen sind nur Mittel; Monarchie oder Republik, demokratische oder aristokratische Instituzionen sind gleichgültige Dinge solange der Kampf um erste Lebensprinzipien, um die Idee des Lebens selbst, noch nicht entschieden ist.10
Die ersten Lebensprinzipien, auf die Heine hier anspielt, zeigen sich in der Gleichheit aller Bürger und der Emanzipation des Volkes.11 Die Politik ist die »Wissenschaft der Freiheit«12 und ihr Ziel »die Volkwerdung«13 dieser – wenn man diese Gedankenschritte Heines teilt, wird deutlich, warum bei ihm die Revolution weder auf Frankreich noch auf das 18. Jahrhundert beschränkt betrachtet wird, sondern sich als eine »Universalrevolution« zeigt, die mit der Reformation als einem ersten Schritt der Befreiung aus »geistiger Unmündigkeit« beginnt und noch über die Julirevolution hinausgeht.14 Heines politische Haltung wird in der Forschung sehr unterschiedlich gedeutet, doch oft wird der entscheidende Punkt übersehen: Bei Heine gibt es einen deutlichen »Abstand zwischen der politischen Idee und der politischen Realität«15 und deswegen fällt es so schwer, ihn politischen Bewegungen oder aber auch literarischen Strömungen zuzuordnen, denn auch hier geht es ihm um die Ideen dahinter. Er sah die Vor- und Nachteile einer jeden Partei, Staatsform oder Regierung, kritisierte sowohl die eine als auch die andere und sah in den verschiedenen politischen Bewegungen, Regierungen und Ländern, aber auch in den verschiedenen literarischen Gruppierungen und Strömungen die jeweiligen positiven und negativen Aspekte. Folglich lässt er sich weder in der Literatur noch in der Politik spezifischen Richtungen zuordnen. Es geht Heine immer um die Ideen, die hinter der Sache stehen, weswegen Labels, egal ob literarisch oder politisch, nur schwer auf ihn passen. Aus diesem Grund lassen sich Begriffe wie »Parteien«, »Länder« und »literarische Strömungen« in diesem Kontext über einen Kamm scheren, weil Politik und Literatur sowie die geistige Haltung der Gesellschaft unlösbar miteinander verknüpft sind und in einer Art gegenseitigem Wechselverhältnis stehen. Dass die geistige Haltung der Gesellschaft die Politik beeinflussen und sogar durch darauffolgende Taten ändern kann, zeigt 1789 par excellence: »Der Charakter der französischen Revoluzion war aber zu jeder Zeit bedingt von dem moralischen Zustande des Volks und besonders von seiner politischen Bildung«.16
Doch ist andererseits die Revolution der Politik als Befreiung aus der Unmündigkeit und inneren Abhängigkeit nötig, sodass diese wiederum die Freiheit und Emanzipation des Volkes, die Heine als »Gottesrechte des Menschen« ansieht,17 auf politischer Ebene durchsetzen und verankern kann.18 Erst in Folge der Revolution in Frankreich und dem Ende der Befreiungskriege kann sich in Deutschland neben der Idee der Einheit, die Idee der Freiheit entwickeln und langsam, aber sicher eine öffentliche Meinung entstehen, der fruchtbare Boden für politische Publizistik.19 Politik ist nicht mehr nur die Sache einer kleinen adeligen Minderheit, sondern auch eine Sache des Volkes; die Politik wird sozusagen vergesellschaftet und die Gesellschaft politisiert.20
Eine Grundlage dafür war die Expansion des Literaturmarktes und dessen Kommerzialisierung auf dem freien Markt in Folge der Einführung der Schnelldruckpressen sowie das wachsende Kommunikations- und Lesebedürfnis der Bevölkerung. Es entstanden immer mehr Tageszeitungen, Journale und Zeitschriften, was für die Herausbildung neuer und marktabhängiger Berufe sorgte, wie den des freien Schriftstellers, des Journalisten, Verlegers und Herausgebers. Die politische Publizistik konnte auf diesem Boden gedeihen und erhielt ihr Futter von allen Seiten, weil sowohl die konservativen Regierungen als auch die oppositionellen Schriftsteller und liberalen Verleger um ihren Einfluss auf das Publikum kämpften.21 Wie wichtig die Meinung des Publikums ist und warum es eben auch ein Anliegen des Literaturmarktes ist, dieses Publikum politisch aufzuklären, erläutert Heine selbst:
Ich glaube mit diesen flüchtigen Bemerkungen genugsam angedeutet zu haben, wie jede Frage über den Charakter den die Revoluzion in Deutschland annehmen möchte, sich in eine Frage über den Zustand der Civilisazion und der politischen Bildung des deutschen Volkes verwandeln muß, wie diese Bildung ganz abhängig ist von der Preßfreyheit, und wie es unser ängstlichster Wunsch seyn muß, daß durch letztere recht viel Licht verbreitet werde.22
Doch sorgte der Wiener Kongress 1815 und die Machtübernahme Metternichs für die zurückkehrende Dunkelheit.23 Mit der Rückkehr zum Staatensystem des 18. Jahrhunderts, wie es noch vor der Französischen Revolution und Napoleon in Europa existierte, wurden die Monarchen wieder eingesetzt, die Stände gestärkt und so versucht, jegliche Ideen der französischen und auch amerikanischen Revolution zu verbannen, die auf Freiheit, Gleichheit und Souveränität des Volkes durch eine Verfassung fußten.24 Die restriktiven Maßnahmen, die sich gegen jegliche oppositionelle Form richteten, kulminierten 1819 in den Karlsbader Beschlüssen, »die darauf abzielten, die öffentliche Meinung zum Schweigen zu bringen und durch die Kriminalisierung des Gedankenaustauschs jede Gruppenbildung bereits im Ansatz unmöglich zu machen«.25 Umgesetzt wurde dieses Vorhaben durch die Auflösung der Burschenschaften, die Überwachung von Schulen und Universitäten sowie durch strenge Zensurmaßnahmen, die jetzt den literarischen Markt bestimmten.26
Mit den Karlsbader Beschlüssen begannen in Deutschland die Demagogenverfolgungen und die publizistische Öffentlichkeit unterlag einer strengen Kontrolle, was dafür sorgte, dass das politische Leben einfror. Zwar versuchten Autoren und Verleger durch immer wieder neue Ideen, wie zum Beispiel der Verlegung des Druckortes, Pseudonymen oder bestimmter Druck- und Kompositionstechniken, durch die die Vorzensur für Druckwerke mit unter 20 Bögen umgangen werden sollte, die Lücken im Netz der Zensurpolitik der einzelnen Bundesstaaten zu nutzen. Dabei waren jedoch die zwanziger Jahre insbesondere für Heine durch Resignation, Stagnation und Lähmung geprägt.27 Doch was das Restaurationssystem nicht eindämmen konnte, waren die vielschichtigen Modernisierungsprozesse; den langsamen Beginn der deutschen industriellen Revolution, die einhergeht mit den Anfängen einer kapitalistischen Produktionsweise – so wird der literarische Markt zwar durch die politischen Bestimmungen behindert, aber nicht verhindert. Dafür sorgte unter anderem ein verbreitertes Publikum des Bürgertums durch ansteigende Alphabetisierung, den neuen Leser »Frau« sowie die vereinfachte Zugänglichkeit zu Literatur verschiedener Art, auch in Folge der journalistischen Publizistik sowie durch die Entstehung von immer mehr Leihbibliotheken und Lesegesellschaften.28
Letztendlich wurden die Möglichkeiten zur Publikation für Schriftsteller umfangreicher und differenzierter. Gleichzeitig zogen diese den literarischen Markt fördernden Entwicklungen auch solche nach sich, die fordernd auf den literarischen Markt einwirkten. Wenn Literatur zur Ware wird, ist der Schriftsteller abhängig vom Verleger und dieser bestimmt anhand der Nachfrage am Markt, was gedruckt wird, das heißt, der Verleger richtet seine Erwartungen an den Autor am Geschmack des Publikums aus. Dadurch wird vom freien Autor eine hohe Produktivität und Flexibilität verlangt, sodass dieser meist sowohl Bücher als auch Zeitungs- und Zeitschriftenartikel, Rezensionen, Gedichte, Reiseberichte und mehr schreibt.29
Die Journalliteratur der Zeit ist gekennzeichnet durch die Öffnung von Gattungs- und Diskursgrenzen, sie ist aktuell und vermittelt das Zeitgeschehen unmittelbar, in Kürze sowie in verschiedenen und beweglichen Formen, die von Berichten bis hin zu Fortsetzungstexten, dem Feuilletonroman, reichen. »Es ist die Zeit des Ideenkampfes, und Journale sind unsre Festungen«,30 schrieb Heine im November 1828 an Gustav Kolb. Doch steht zwischen Autor und Verleger immer noch auch der Zensor, von dem beide in gewisser Weise abhängig sind und wodurch der Ideenkampf nicht so offen und unvermittelt stattfinden kann, wie Heine, der bezüglich vieler Werke von der Zensur betroffen war, sich dies gewünscht hätte.31 So muss Heine seinen Ideenkampf geschickt anstellen und
[…] die Deutung der wesentlichen gesellschaftlichen und politischen Zusammenhänge in Berichte über die kulturelle Szene einstreuen, er versetzt sie mit Anekdoten, persönlichen Porträts, Nachrichten aus der Gesellschaft etc., so daß die politische Aufklärung unanstößig weil beinahe unsichtbar wird. Die elegante und witzige Darbietung muß von dem Ernst der besprochenen Sachverhalte ablenken, um die Verbreitung zu sichern.32
Diese Taktik hat er in den Büchern der Reisebilder perfektioniert, nachdem Heine bei der Veröffentlichung einzelner Teilwerke in Zeitungen und Zeitschriften stark mit der Zensur zu kämpfen hatte.33
Das strukturierende Prinzip der Reisebilder zeigt sich in der »Betrachtung der Gegenwart unter der Leitfrage der Emanzipation«34 und auch hier meint Heine damit einen allumfassenden Befreiungsvorgang der ganzen Welt und übt Kritik bezüglich sämtlicher Fragen der Zeit, nicht nur auf der politischen, sondern auch auf der religiösen, sozialen und wirtschaftlichen Ebene. Mit zeitlichem Fortschreiten wird im dritten Teil der Reisebilder, die im Dezember 1829 veröffentlicht wurden, deutlich, dass Heine einen Umsturz fast ungeduldig erwartet, wenn er sagt:
[…] die Zeit drängt mit ihrer großen Aufgabe. Was ist aber diese große Aufgabe unserer Zeit? Es ist die Emanzipation. […] Jede Zeit hat ihre Aufgabe und durch die Lösung derselben rückt die Menschheit weiter. Die frühere Ungleichheit, durch das Feudalsystem in Europa gestiftet, war vielleicht notwendig, oder notwendige Bedingung zu den Fortschritten der Zivilisation; jetzt aber hemmt sie diese, empört sie die zivilisierten Herzen.35
Mit der Julirevolution 1830 in Frankreich beginnt für Heine eine Zeit der Veränderung und der Mittelpunkt seines Schaffens. Diese Veränderung zeigt sich bei Heine vor allem durch politische Aspekte: Er sieht die Julirevolution als direkte Fortsetzung der Revolution von 1789, wobei er jedoch Revolutionen nicht als singuläre Ereignisse betrachtet, sondern als zyklische und dass sich somit Revolutionen wiederholen36 – vor allem dann, wenn einige der Ziele noch nicht verwirklicht wurden, wie die Meinungs- und Pressefreiheit, politische Bildung und geistige Mündigkeit.37 Während einige dieser Ziele nun scheinbar in Frankreich umgesetzt wurden, blieben die Auswirkungen der Revolution auf Deutschland recht gering. Zwar konnte der oppositionelle Widerstand zwischenzeitlich erstarken, sich lauter und subversiver äußern, was sich sowohl in den Zeitungen und Zeitschriften zeigte, als auch in Revolten in einzelnen Städten und im Hambacher Fest 1832. Doch wurden daraufhin die Repressionsmaßnahmen strenger – die Versammlungsfreiheit wurde eingeschränkt und sämtliche anderen Rechte und Freiheiten stärker beschränkt, wozu auch eine Verschärfung des Zensurwesens gehörte – und kulminierten in den 60 Artikeln der Wiener Geheimkonferenz 1834, die die komplette Kontrolle des politisch-öffentlichen Lebens vorsahen.38 Infolgedessen suchte eine Vielzahl der deutschen Intellektuellen, so auch Heine, das Exil im Land der Freiheit.39
Da Heines Revolutionsbegriff ein geistiger, intellektueller ist, also Revolution eine Tat der Aufklärung, der inneren Befreiung, die dabei nicht auf ein Land oder eine Zeit beschränkt ist, finden sich in der Einleitung zu Kahldorf über den Adel, der als erster Text nach der Julirevolution erscheint sowie in Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, Parallelisierungen zwischen der französischen politischen Revolution und der philosophisch- geistigen Revolution der Deutschen.40 Eben weil Revolutionen einen Befreiungsakt leisten für den Bereich, in dem die Fremdherrschaft am stärksten ist und deswegen lassen sich Luther, Kant, Lessing und Napoleon in diesem Revolutionsverständnis von Heine in eine Reihe stellen.41
Wenn die Geistesbildung und die daraus entstandenen Sitten und Bedürfnisse eines Volkes nicht mehr im Einklange sind mit den alten Staatsinstitutionen, so tritt es mit diesen in einen Notkampf, der die Umgestaltung derselben zur Folge hat und eine Revolution genannt wird. Solange die Revolution nicht vollendet ist, solange jene Umgestaltung der Institutionen nicht ganz mit der Geistesbildung und in daraus hervorgegangenen Sitten und Bedürfnissen des Volks übereinstimmt; so lange ist gleichsam das Staatssiechtum nicht völlig geheilt.42
Dies schreibt Heine am 19. April 1832 im sechsten Kapitel der Französischen Zustände in der Allgemeinen Zeitung und deutet damit einerseits an, dass die Ziele der Julirevolution in Frankreich nicht so umgesetzt wurden, wie es zunächst schien, und andererseits zeigt sich die Richtigkeit der These, dass er die Revolutionen von 1789 und 1830 nur als Teile eines Prozesses ansieht. Diesem Schema folgend und mit Blick auf seine Äußerungen in den beiden zuvor genannten Werken, stünde auch in Deutschland der große Umbruch erst noch bevor und diesen könne Heine kaum erwarten – soll sich doch spätestens 1848 zeigen, dass er mit seinen Einschätzungen Recht hatte. Die Zeit der Veränderung tritt in den dreißiger Jahren nicht nur auf politischer Ebene und in dem Länderwechsel Heines ein, sondern auch auf geistig künstlerischer Ebene: das »Ende der Kunstperiode«,43 das Heine schon 1828 in den Neuen allgemeinen politischen Annalen voraussagte und gleichzeitig beschwor.
[…] und so wird auch Goethe nicht verhindern können, daß jene großen Geister, die er im Leben gern entfernen wollte, dennoch im Tode mit ihm zusammen kommen, und neben ihm ihren ewigen Platz finden im Westminster der deutschen Literatur. Die brütende Stimmung unzufriedener Großen ist ansteckend, und die Luft wird schwül. Das Prinzip der Goetheschen Zeit, die Kunstidee, entweicht, eine neue Zeit mit einem neuen Prinzipe steigt auf.44
Mit diesen Worten zeigt sich, dass Heine nicht nur auf eine politische Revolution in Deutschland spekulierte, sondern vor allem auf eine literarische. Schon 1825 starb Jean Paul, 1829 starb Friedrich Schlegel, 1831 folgten Hegel, Achim von Arnim und 1832 war der Tod Goethes – sämtliche Vertreter einer ganzen Generation, einer mittlerweile veralteten Generation von Klassik und Romantik. In Die romantische Schule führt Heine seine Andeutungen deutlicher aus und erläutert, dass sich die Autoren für ihn, mit Ausnahme von Jean Paul, dadurch charakterisieren, dass sie ›Monumente‹ der Literatur schufen, allen voran Goethe. Die Goethe’schen Werke beschreibt Heine als wunderschöne Skulpturen, die zwar den »Garten« der deutschen Literatur »zieren«, aber allesamt »unfruchtbar« seien, denn »die Goetheschen Dichtungen bringen nicht die Tat hervor wie die Schillerschen. Die Tat ist das Kind des Wortes, und die Goetheschen schönen Worte sind kinderlos«.45 Das Problem in der Kunstperiode liegt für Heine darin, dass die Autoren von einer reinen Autonomie der Kunst ausgingen, dass ihre Werke allein für sich stehen und keinen anderen Zweck erfüllen, als schöne Kunstwerke zu sein und deshalb unbedingt »von den zeitlichen Ansichten der Menschen unabhängig bleiben« müssen.46 Es sind schlichtweg schöne Werke, die hoch oben über der realen Wirklichkeit thronen und mit dieser so wenig wie möglich tangieren wollen. Das »alte Prinzip« lässt die Kunst keinen höheren Zweck verfolgen, sie dient nichts außer sich selbst und sorgt so für Genuss, aber eben nicht für Taten und deswegen sind sie für Heine unfruchtbar.
Indem die Goetheaner von solcher Ansicht ausgehen, betrachten sie die Kunst als eine unabhängige zweite Welt […], die Goetheaner ließen sich dadurch verleiten, die Kunst selbst als das Höchste zu proklamieren und von den Ansprüchen jener ersten wirklichen Welt, welcher doch der Vorrang gebührt, sich abzuwenden.47
Die Goethe’sche Kunst reflektiert nicht das Zeitgeschehen, hat keine kritische Meinung, schon gar keine politische, die Kunst steht für sich allein. An Heines Ausführungen wird deutlich, dass sich sein kritisches Zeitbewusstsein nicht nur in politischer, sozial-gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Unzufriedenheit äußert, sondern vor allem in literarischer Unzufriedenheit.48
Wenn wir gesagt haben, dass Heines Revolutionsbegriff ein intellektueller ist, bei dem es um die Bereitschaft zum Umdenken geht, dann findet sich das Zentrum seiner Forderungen an die Literatur darin, dass sie wie ein Samenkorn in die fruchtbare Erde der Köpfe der Menschen gepflanzt werden soll. »Die Tat ist das Kind des Wortes«.49 Die Literatur soll politisch aufklären, die richtigen Ideen in den Gedanken der Leser wachsen lassen, sodass dann, wenn die revolutionäre Blume blüht, Taten folgen. Voraussetzung dieser Taten bleibt immer die »politische Bildung« des Volkes,50 die abhängig ist und mitbestimmt wird durch die Literatur. Es geht nicht darum, eine erneute politische Revolution auszulösen, sondern zunächst eine literarische. Möglich ist dies aber nur, wenn die Kunst die Wirklichkeit nicht ausblendet, sondern eine Vermittlungsfunktion übernimmt, das heißt, mit Hilfe der neuen Wirklichkeitserfahrung sollte die Literatur verändert werden.51 Das neue Prinzip der Literatur wird bestimmt durch Stoffe der Wirklichkeit, die dabei nicht einfach reproduktiv dargestellt, sondern der Reflexion zugänglich gemacht werden; die Literatur soll das Bewusstsein erhellen, das Zeitgeschehen kritisch filtern und so zur rationalen Durchdringung der Ereignisse führen.52 Sie soll sich nicht von der wirklichen Welt abwenden, sondern mit ihr eine Verbindung eingehen und dann könne man nicht von der neuesten deutschen Literatur sprechen, »ohne ins tiefste Gebiet der Politik zu geraten«,53 weil die Politik zum Leben gehört. In ihr zeigt sich der Geist der Zeit und sie ist Zeitgeschichte, deswegen darf sie aus der Literatur nicht nach dem »alten Prinzip« verbannt werden. Gleichzeitig meinte Heine damit nicht, dass die Literatur das zentrale Interesse in die Politik legen sollte:
Umgekehrt: weil die Literatur aus dem klassischen Elfenbeinturm heraus sollte, blieb ihr die Berührung auch mit der Politik nicht erspart, und so war denn immer wieder ebenfalls von der Politik die Rede, aber nicht, weil es in erster Linie um politische Zielsetzungen gegangen wäre, sondern vielmehr deswegen, weil die Politik ein Teil des Lebens war und dieses nun auch in die Literatur hineindringen sollte.54
Eben jene Verbindung von Wirklichkeit und Literatur, das Wechselverhältnis von Politik, Literatur und Leseraufklärung, sieht Heine vor allem bei Jean Paul:
Sein Herz und seine Schriften waren eins und dasselbe. Diese Eigenschaft, diese Ganzheit finden wir auch bei den Schriftstellern des heutigen jungen Deutschlands, die ebenfalls keinen Unterschied machen wollen zwischen Leben und Schreiben, die nimmermehr die Politik trennen von Wissenschaft, Kunst und Religion, und die zu gleicher Zeit Künstler, Tribune und Apostel sind.55
Im Leben und in der Politik liegt das höchste Ziel für Heine in der Freiheit und für die Freiheit in der Literatur tritt er ein. Heines Reisebilder lassen sich als diese Freiheit in der Literatur interpretieren, denn erstmals zeigt sich in den Werken eine gnadenlose Aufhebung der Gattungs- und Genregrenzen. Die Reisebilder mischen Lyrik und Prosa, Fakt und Fiktion, Zeit- und Gesellschaftssatire, Meinung und Idee und weisen damit eine Mischung sämtlicher Elemente auf, die in der klassischen Ästhetik der »Kunstperiode« so nicht denkbar waren – was sich aber als geeignete Methode bewährte, um die Vielschichtigkeit der Zeit auszudrücken.
Bereits mit diesen Werken wirkte Heine stil- und formbildend auf den neuen Literaturkanon ein und machte deutlich, dass er die Vermittlung zwischen Leben und Kunst nicht nur fordert, sondern auch einlöst und zu einer Einheit verbindet.56 Dazu gehörte auch, dass die Höherbewertung des ancien régime der lyrischen Verse gegenüber der Prosa außer Kraft gesetzt wurde und die Prosa nun gleichrangig neben der Lyrik stand.57 Dadurch wurden in den folgenden Jahren flexiblere und ungebundene Schreibweisen entwickelt und veröffentlicht, wie Kommentare, Korrespondenzartikel, Kritiken und Besprechungen, die die literarische Revolution verwirklichten, darstellten.58 So schrieb Heine in den dreißiger Jahren vor allem kritische und politische59 weil sie »Dokumente einer verschriftlichten Gegenwart« Journalliteratur für die Allgemeine Zeitung des Verlegers Cotta, bis durch den Bundestagsbeschluss im Dezember 1835 alle seine schon erschienenen und zukünftigen Werke verboten wurden, da letztendlich auch die deutsche Politik die »Rhetorik und sozial mobilisierende Wirkung« der neuen Literatur erkannte.60
Zwar wurden die Verbote schon bald wieder gelockert, doch waren diese Lockerungen mit strengen Zensurauflagen verbunden, unter deren Druck Heine die Berichterstattung für die Zeitung 1840 wiederaufnahm.61 In der Zeit entsteht auch die umstrittene Gedenkschrift zu Ludwig Börne, deren Publikation jedoch zu einem der größten Misserfolge Heines wurde.62 Was hingegen zu Beginn der 1840er Jahre Konjunktur feierte, ist die politische Lyrik, die die feuilletonistische Prosaliteratur ablöste. Ihren Aufschwung erhielt sie durch ein erneutes Aufflammen von Nationalbewusstsein in Folge des Thronwechsels in Preußen und vor allem in Folge der Rheinkrise durch den Streit von Deutschland mit Frankreich. An diesem außenpolitischen Ereignis entzündete sich eine patriotische Appelldichtung, die ebenso wie die Lieder der Befreiungskriege, die vaterländische Größe hervorhob und gleichzeitig Kritik an der innenpolitischen Situation Deutschlands übte. Die geforderten Veränderungen lagen in der Machtübernahme des Bürgertums, in der territorialen Einheit Deutschlands sowie in der verfassungsmäßigen Freiheit.63
Partei zu ergreifen, Identifikationsmöglichkeiten zu schaffen und mittels der Literatur bestimmte politische Einsichten, Effekte und Verhaltensweisen unmittelbar hervorzurufen, wurde zur Grundforderung an die Literatur angesichts einer zunehmenden Verschärfung der politischen und sozialen Widersprüche […]. Nichts anderes besagt der Begriff der ›Tendenz‹, der in den vierziger Jahren schnell zum Schlagwort avancierte, als dass die Literatur der Politik unter die Arme greifen müsse […].64
Das Problem, das Heine in der florierenden Tendenzpoesie sieht, ist, dass sie keinen eigenen literarischen Stil entwickelt.65 Inhaltlich zeigt sie sich zwar revolutionär und gegenwartsbezogen, doch greift sie auf alte Traditionen zurück und drückt sich aus durch rhetorische Traditionen, mit einer politischen Metaphorik der Befreiungskriege, durch volksliedhafte Strukturen, Hyperboliken und allegorische Rede. Die Tendenzpoesie ist eine reine Gebrauchslyrik mit appellativem Charakter, sie setzt ihre Aussagen absolut und zeichnet sich nicht durch ihre hohe literarische Qualität aus.66
Nach den Erkenntnissen, die wir bisher über Heines Ansichten bezüglich des Wechselverhältnisses von Literatur, Politik und öffentlicher Meinung gewonnen haben, zeigt sich, dass in der Tendenzpoesie eben jene Forderungen, die Heine an die Literatur stellte, geradezu verkehrt wurden. Die Tendenzpoesie gibt Meinungen vor, wiederholt patriotische Parolen in leerem oder überhöhtem Pathos, sie ist kritisch, aber nur der eigenen behandelten Missstände gegenüber und ohne politische Weitsicht, deren lyrische Gestaltung lediglich als Mittel zum Zweck diente. Nach Heines Ausruf des Endes der Kunstperiode soll Literatur kritisch sein, reflexiv das Zeitgeschehen schildern und dabei einen hohen literarischen und stilistischen Anspruch erfüllen. Dass dies auch in politischer Lyrik möglich ist, führt Heine eindrucksvoll in den Neuen Gedichten und insbesondere im Zyklus der Zeitgedichte vor, wie die folgende Analyse zeigen soll.
Die Zeitgedichte
Der 1844 publizierte zweite Lyrikband Heines besteht aus fünf Zyklen, von denen einige bereits zuvor einzeln in Zeitungen und Zeitschriften erschienen. Der Zyklus der Zeitgedichte wird nicht nur durch seine politische Brisanz und den satirischen Bezug auf die Tendenzpoesie so interessant, sondern vor allem dadurch, dass Heine es hier schafft, seine eigenen Forderungen an die Kunst zu erfüllen: dass sich in den Gedichten ausdrückt, dass er nicht nur ein Literaturprogramm aufstellen, sondern es auch einlösen kann.
Die etwa 80 Zeitgedichte zeichnen sich zunächst vor allem durch eine thematische und strukturelle Vielfalt aus und zeigen ihre ästhetische und funktionelle Konzeption am deutlichsten in dem Prolog und den Gedichten gegen die Tendenzpoesie. Dabei sind jedoch alle Zyklen der Neuen Gedichte in ihrer Gesamtheit thematisch und motivisch mit anderen Werken Heines verflochten »und [bilden] somit einen integralen Bestandteil des Gesamtwerks«.67 Schon die Benennung als Zeitgedichte zeigt sich als weise gewählt, weil so schon begrifflich angedeutet wird, was literatur-ästhetisch gefordert wurde. Der Germanist Jürgen Wilke erläutert in seiner Studie, dass es sich beim Zeitgedicht weder um pure Poesie noch um reine Propaganda handle, da es im Vergleich zum politischen Gedicht als stofflich umfassender und parteilich nicht festgelegt gilt.68 Der Bezug zur aktuellen Gegenwart stellt das wichtigste Kriterium für die Einordnung des Begriffs »Zeitgedichte« dar, relevant ist dabei die Widerspiegelung und Darstellung der Gegenwart genauso wie ihre Interpretation.69
Wesensmerkmale und ästhetische Gesetzlichkeit werden allein im Stoff und in den Intentionen seiner Gestaltung greifbar. Dabei gehört zu seinem Wesen [dem des Zeitgedichts], daß es in seiner Wirkung auf Aktualität angewiesen ist, dementsprechend schnell an Bedeutung und ›Gebrauchswert‹ verlieren kann und bald kommentarbedürftig wird. Denn als im weitesten Sinne politische Äußerung ist das ›Zeitgedicht‹ angelegt auf aktuelle öffentliche Kommunikation: Es ist nicht primär Selbstaussage des Dichters, sondern es will beim Leser etwas bewirken.70
In meinen Augen findet sich jene Wirkung beim Leser der Zeitgedichte in der Meinungsbildung, zu der der Rezipient durch die kritische Negation Heines automatisch angeregt wird. Negiert wird dabei nicht nur das politische System, sondern auch dessen Opposition; nicht nur der Mystizismus, auch die Religion (Kirchenrat Prometheus); das Ertragen des Gesellschaftssystems der Spießbürger (Zur Beruhigung, Verkehrte Welt), genauso wie übersteigerte bürgerlich-liberale Zukunftshoffnungen verbunden mit übermäßigem Freiheitspathos (Georg Herwegh, Die Tendenz).71 So zeigt sich Heines Problem mit der Tendenzpoesie nicht in den Thematiken, zumal diese in Heines Zeitgedichten auch deutlich breiter gefächert sind, sondern in ihrer literarischen Ausgestaltung, in ihrer ästhetischen Struktur, welche dafür sorgt, dass die Leser die Gedichte vielleicht nachplappern, sie aber keine geistigen Wirkungen beim Publikum verursachen, weil sie alles vorgeben und ihre lyrische Form ausschließlich zum Transport politischer Parolen nutzen. Somit wird der Leser nicht zum Denken, sondern nur zum »Aufnehmen«, zum Aufregen und Wiederholen angestachelt. Inwiefern Heine seine Zeitgedichte anders gestaltet, soll an einzelnen Gedichten verdeutlicht werden.
Doktrin
Schlage die Trommel und fürchte dich nicht,
Und küsse die Marketenderin!
Das ist die ganze Wissenschaft,
Das ist der Bücher tiefster Sinn.
Trommle die Leute aus dem Schlaf,
Trommle Reveille mit Jugendkraft
Marschiere trommelnd immer voran,
Das ist die ganze Wissenschaft.
Das ist die Hegelsche Philosophie,
Das ist der Bücher tiefster Sinn!
Ich hab sie begriffen, weil ich gescheit,
Und weil ich ein guter Tambour bin.72
Die Doktrin ist das erste der Zeitgedichte und zeigt dabei programmatischen Charakter, worauf schon der Titel hinweist: lat. doctrina, die Belehrung, Unterweisung. Das Gedicht besteht aus drei Strophen mit je vier Versen. Das Reimschema weist eine Art freien Kreuzreim auf, bei dem sich jeweils die Verse zwei, vier, zehn und zwölf auf die Endsilbe »-in« und die Verse drei, sechs und acht auf »-aft« reimen, wobei der jeweils erste Vers einer Strophe aus dem Reimschema fällt. Der dynamische Rhythmus entsteht durch den auftaktlosen ersten Vers, der die erste Strophe im dreihebigen Daktylus einläutet; auch die zweite Strophe beginnt daktylisch, doch wechselt dann zum vierhebigen Jambus.73 Durch den stetigen Wechsel von Hebungen und Senkungen, also abwechselnden männlichen und weiblichen Kadenzen, wird der trommelnde Rhythmus, der inhaltlich vorgegeben wird, auch lyrisch umgesetzt. Diese Umsetzung zeigt sich ebenso auf phonologischer Ebene, denn während die erste Strophe in der Schlusssilbe durch den Vokal »i« dominiert wird, finden wir in der zweiten Strophe die Dominanz bei dem Vokal »a« in der Schlusssilbe und in der dritten Strophe wiederum auf »i«.
Inhaltlich spricht ein lyrisches Ich zu einem fiktiven lyrischen Du in einem stark appellativen Ton, der sich in gleich sechs Imperativen ausdrückt und den Angesprochenen auffordert, trommelnd die Leute zu wecken, die »Marketenderin« zu küssen und marschierend voranzugehen, denn dies sei »die ganze Wissenschaft«, »der Bücher tiefster Sinn« und somit die verkündete Doktrin. Das lyrische Ich hat diese »Wissenschaft«, die »Hegelsche Philosophie«, schon längst verstanden, denn er sei ein »guter Tambour«. Der trommelnde Rhythmus und die formale lyrische Struktur mit ihrer dynamischen Betonung erhalten also eine Parallelisierung auf inhaltlicher Ebene. Bekräftigt wird dies durch die zweifache Wiederholung von »Das ist« in der ersten Strophe und der zweifachen Wiederholung von »Trommle« in der zweiten Strophe, auf die dann in der dritten Strophe wieder das doppelte »Das ist« folgt. In der Kombination der verschiedenen rhetorischen Mittel wird die Doktrin zum militärischen Appell. Doch fordert sie nicht zu politisch-revolutionärem Trommeln und Voranschreiten auf, sondern zur literarischen Revolution:
Der Schiller-Göthesche Xenienkampf war doch nur ein Kartoffelkrieg, es war die Kunstperiode, es galt den Schein des Lebens, die Kunst, nicht das Leben selbst – jetzt gilt es die höchsten Interessen des Lebens selbst, die Revolutzon tritt in die Literatur, und der Krieg wird ernster. Vielleicht bin ich außer Voß der einzige Repräsentant dieser Revolution in der Literatur – aber die Erscheinung war nothwendig in jeder Hinsicht.74
So schreibt Heine im Februar 1830 an Varnhagen. Zur Umsetzung dieser Revolution darf der Dichter sich bei seinem Vormarsch nicht vor den Mächtigen fürchten, soll aber auch nicht vergessen, das Leben zu genießen (V. 2). Die Figur des Tambours spielt dabei eine wichtige Rolle, die Heine in Ideen. Das Buch Le Grand als einen Soldaten der Grande Armeé Napoleons ausgezeichnet hat, welcher bei seinem Marsch durch Düsseldorf als Vorhut sämtliche Frauenblicke auf sich zieht.75
Der Tambour als Enigma des politischen Dichters stellt über den »Ideen«-Text die Verbindung zur Grande Armeé und zu Napoleon her und damit zu Heines Bild von Napoleon und seinen Truppen als den Verbreitern des modernen Evangeliums, der Errungenschaften der Französischen Revolution, also vor allem der Menschenrechte.76
Die Tambour-Figur der Ideen stellt zwar einen reinen militärischen Revolutionskämpfer dar, wie der Literaturwissenschaftler Gerhard Höhn betont,77 doch zeigt sich in Doktrin für mich dessen Spiegelung auf literarischer Ebene: So wie der Soldat Napoleons Freiheit, Gleichheit und Menschenrechte verkörpert und für diese eintritt, tritt der lyrische Tambour für diese Werte in der Literatur ein.
Im Zusammenschluss mit den bisher gewonnen Erkenntnissen, lässt sich feststellen, dass die Revolution der Literatur in der Prosa schon in den dreißiger Jahren Einzug gehalten hat, während mit dem Gedicht Doktrin nun die neue Zeit in den Neuen Gedichten lyrisch umgesetzt wird. Die Revolution zeigt sich hier, in meinen Augen, sowohl auf der literarischen Ebene, in dem Sinne, dass eine neue Art der politischen Lyrik entstehen soll, die sich durch eine höhere literarische Qualität im Gegensatz zur Tendenzpoesie auszeichnet, als auch in dem Sinne, dass der Dichter sich wie die militärische Vorhut an die Spitze der Zeit setzen soll, indem er zu Ideen anregt und so auf literarischer Ebene die politische Tat gedanklich vorzubereiten hilft.78 »Die Tat ist das Kind des Wortes«79 und deswegen sind Schriftsteller immer dazu angehalten, ihre Worte weise und reflektierend zu wählen, aber gleichzeitig auch Gedanken zu verschriftlichen, die ausbrechen, die »revolutionär« sind, denn dann können sie wirklich auf die Leser einwirken und zu »revolutionären« Ideen führen, auf die Taten folgen. Dass diese Art des Schriftstellertums jedoch in der zeitgenössischen Lyrik nicht zu finden ist, verdeutlicht ein weiteres Gedicht des Zyklus.
Die Tendenz
Deutscher Sänger! Sing und preise
Deutsche Freiheit, daß dein Lied
Unsrer Seelen sich bemeistre
Und zu Taten uns begeistre,
In Marseillerhymnenweise.
Girre nicht mehr wie ein Werther,
Welcher nur für Lotten glüht –
Was die Glocke hat geschlagen,
Sollst du deinem Volke sagen,
Rede Dolche, rede Schwerter!
Sei nicht mehr die weiche Flöte,
Das idyllische Gemüt –
Sei des Vaterlands Posaune,
Sei Kanone, sei Kartaune,
Blase, schmettre, donnre, töte!
Blase, schmettre, donnre täglich,
Bis der letzte Dränger flieht –
Singe nur in dieser Richtung,
Aber halte deine Dichtung
Nur so allgemein als möglich.80
Das Gedicht Die Tendenz weist vier Strophen mit je fünf Versen auf, die im Reimschema abcca vorliegen und einen vierhebigen Trochäus aufweisen. In euphemistisch feierlichem Ton zeigt es sich als eine Art Rollenrede des lyrischen Ichs. Auch hier findet sich die Appellfunktion durch (direkte und indirekte) Imperative in jeder Strophe, die in ihrer Anzahl in der letzten Strophe kulminieren. Auf formaler Ebene fallen zunächst die Reime auf, die zwar rhythmisch melodisch, aber als Reimpaare, wie »Werther-Schwerter« oder »Flöte-töte«, semantisch dissonant sind.81 Schaut man sich in der zeitgenössischen Lyrik von zum Beispiel Georg Herwegh oder Hoffmann von Fallersleben, aber auch anderen um, findet man dort recht ähnliche Formulierungen, wie in Heines Tendenz, nur dass diese Parolen hier in der semantischen Dissonanz polemisch zusammengestellt und so auf die Spitze getrieben und ins Lächerliche verzerrt werden.82 Unterstrichen wird diese Interpretation in dem Oxymoron »Rede Dolche, rede Schwerter« sowie in der fast paradox wirkenden Klimax »Blase, schmettre, donnre, töte!«. In der appellativen Aneinanderreihung der patriotischen Leitsprüche anderer überspitzt Heine diese satirisch und entlarvt sie ihrer leeren Rhetorik. Durch die Selbstinszenierung der Sänger und das Niederprasseln von Appellen auf den Adressaten bleibt das patriotische Ziel der deutschen Freiheit zersungen und zerschlagen auf der Strecke und Heine inszeniert mit dieser Überspitzung, was in seinen Augen die politische Tendenzpoesie am Ende mit ihren Gedichten erreicht – nichts.
Inhaltlich betrachtet spricht das lyrische Ich den deutschen Sänger an und fordert ihn auf, lautstark von der Freiheit zu singen, sodass er andere begeistert und zu Taten anregt. Die zweite Strophe lässt sich, anhand der bisherigen Ausführungen, mit der Anspielung auf Goethes »Werther« als eine Kritik an der »Kunstperiode« deuten. Dieser Interpretationshypothese folgend lässt sich der »Deutsche Sänger« mit dem Poeten, dem Schriftsteller, gleichsetzen und eben dieser soll nicht nur für die Schönheit seiner Kunst an sich brennen (»Welcher nur für Lotten glüht« V. 7), sondern verkünden, was der Zeitgeist ausgesprochen verlangt (»Was die Glocke hat geschlagen, / Sollst du deinem Volke sagen« V. 8 f.)
Die dritte Strophe lässt sich diesem Muster folgend so interpretieren, dass der Schriftsteller sich nicht um die Ruhe des Gemüts seiner Leser kümmern soll, dass er nicht einschläfernd wirken soll, wie die »weiche Flöte«, die das Nachtlied spielt.83 Der deutsche Schriftsteller soll agieren, wie die Posaune, die als akustisches Signal im Militär den Krieg ankündigt, er soll seine Revolution der Literatur ausrufen. Die letzte Strophe lässt sich somit als ironische Brechung interpretieren. »Singe nur in dieser Richtung«, würde sonst bedeuten, eben nicht kritisch zu sein, sondern der vorgegebenen Richtung zu folgen – eben dies soll der deutsche Poet nicht tun. Genauso wenig soll er seine Dichtung »allgemein« halten, was sich nicht nur als eine Anspielung auf die leeren Parolen der Heine’schen Zeitgenossen, sondern auch als kritische Anspielung auf die Zensur interpretieren lässt, durch welche es den Schriftstellern fast unmöglich gemacht wird, ihre direkte und explizite Kritik sowie die Forderung nach Deutscher Freiheit, nach einer Verfassung, frei zu äußern.
Dementsprechend zeigt sich, meiner Auffassung nach, ein fließender Übergang zwischen den beiden Gedichten, wobei sich Die Tendenz auch als Spezifizierung der Aussagen der Doktrin auffassen ließe. Also eine Spezifizierung von dem Plädoyer, als Schriftsteller voranzugehen und eine literarische Revolution zu beginnen, zur Ausgestaltung und Ermahnung, dass diese nicht durch leere Thesen umgesetzt wird, dass es mehr als »allgemeine« Dichtung braucht, damit der Schriftsteller »Unsrer Seelen sich bemeistre«, denn nur dann kann er zum Umdenken anregen. »Die Tat ist das Kind des Wortes«84 und so sind für zukünftige Taten (der Freiheit) jetzt die richtigen Worte in der Literatur nötig.
Während die beiden bisherigen Gedichte den literarischen Anspruch Heines in Bezug auf Revolution und Politik gezeigt haben und exemplarisch für seine Aussagen über die zeitgenössische Literatur stehen, soll in einem kurzen Abriss noch ein letztes Gedicht betrachtet werden, welches den stilistischen Anspruch Heines an politische Lyrik ausdrückt und wie diese es schafft, den Geist ihrer Leser zu bewegen, auf ihn einzuwirken.
Bei des Nachtwächters Ankunft zu Paris
»Nachtwächter mit langen Fortschrittsbeinen,
Du kommst so verstört einhergerannt!
Wie geht es daheim den lieben Meinen,
Ist schon befreit das Vaterland?«
Vortrefflich geht es, der stille Segen,
Er wuchert im sittlich gehüteten Haus,
Und ruhig und sicher, auf friedlichen Wegen,
Entwickelt sich Deutschland von innen heraus.
Nicht oberflächlich wie Frankreich blüht es,
Wo Freiheit das äußere Leben bewegt;
Nur in der Tiefe des Gemütes
Ein deutscher Mann die Freiheit trägt.
Der Dom zu Cöllen wird vollendet,
Den Hohenzollern verdanken wir das;
Habsburg hat auch dazu gespendet,
Ein Wittelsbach schickt Fensterglas.
Die Konstitution, die Freiheitsgesetze,
Sie sind uns versprochen, wir haben das Wort,
Und Königsworte, das sind Schätze,
Wie tief im Rhein der Niblungshort.
Der freie Rhein, der Brutus der Flüsse,
Er wird uns nimmermehr geraubt!
Die Holländer binden ihm die Füße,
Die Schwyzer halten fest sein Haupt.
Auch eine Flotte will Gott uns bescheren,
Die patriotische Überkraft
Wird lustig rudern auf deutschen Galeeren;
Die Festungsstrafe wird abgeschafft.
Es blüht der Lenz, es platzen die Schoten,
Wir atmen frei in der freien Natur!
Und wird uns der ganze Verlag verboten,
So schwindet am Ende von selbst die Zensur.85
Kontrastierend werden hier die deutsche und die französische politische Situation einander gegenübergestellt. Dabei wird Deutschland auf den ersten Blick als still, friedlich und sittlich, also durchaus positiv charakterisiert, wohingegen Frankreich das Negativprädikat der oberflächlichen Freiheit erhält. Bei genauerem Hinsehen erschließt sich die tatsächliche Aussage des Gedichts jedoch ›zwischen den Zeilen‹. Schon in der Bestimmung des »stillen« Segens als wuchernd zeigt sich die Negativität der gemeinten Aussage: Nicht wie eine schöne Pflanze wächst der Segen, sondern er wuchert wie Unkraut, gemeinsam mit der Stille. In Kombination mit den »friedlichen« Wegen zeigt sich eine negative Konnotation der Friedlichkeit und Stille Deutschlands.
In Frankreich hingegen bewegt die »Freiheit« das äußere Leben und wenn das öffentliche Leben durch Freiheit bestimmt ist, erscheint die negative Assoziation der Oberflächlichkeit Frankreichs nur als eine scheinbare, denn das bewegte, freie Leben Frankreichs steht in Opposition zum deutschen Leben, in dem die Freiheit »[n]ur«, im Sinne von ausschließlich, im Inneren der Gemüter zu finden ist. Der Kontrast zeigt sich also vor allem auf semantischer Ebene: Der deutsche stille Segen wuchert und Freiheit haben die Deutschen »nur« im Herzen, während in Frankreich das Leben in Freiheit »blüht«.
Der Kölner Dom im ersten Vers der vierten Strophe lässt sich als restauratives Symbol der Kirche deuten und der Dombau, der zum Zeitpunkt des Erscheinens des Gedichts noch lange nicht vollendet ist, deutet an, dass auch eben diese restaurativen Mächte in Deutschland noch wirken. Dass »[d]ie Konstitution, die Freiheitsgesetze« immer noch nur versprochen, aber noch nicht umgesetzt wurden, wird in der fünften Strophe deutlich. Diese »Freiheitsgesetze« wurden durch den »König« »versprochen«, wobei dieses Versprechen mit dem Nibelungenschatz gleichgesetzt wird, den selbst heute noch niemand finden und dessen Existenz nie bestätigt werden konnte. Dies lässt den Gedankenschluss zu, dass auch das Königsversprechen kein »bestätigtes«, kein wahres Versprechen ist und das lyrische Ich so überzeugt von dessen Einlösung ist, wie von der Existenz des Nibelungenschatzes, also überhaupt nicht. Die Doppelsinnigkeit des Gedichts drückt sich dann vor allem in der letzten Strophe mit der Ironie der letzten Verse aus, in deren Anspielung auf die Zensur und das Verlagsverbot die eigentliche Haltung des lyrischen Ichs Deutschland gegenüber erkennbar wird. In diesen Ausführungen wird deutlich, warum Heine die leeren Parolen der Tendenzpoesie so stark kritisiert, sie sogar als »gereimte Zeitungsartikel« bezeichnet,86 denn ihnen fehlt es an lyrischer und ästhetischer Tiefe im Vergleich mit Heines Zeitgedichten. Das heißt schlussendlich, dass Heine seine Forderungen nach einer Revolution der Lyrik, nach einer Lyrik, die ihre Leser zum Denken anregt und kritisch und reflexiv versucht, ihre Leser zur Entwicklung wahrer Ideen zu verhelfen, selbst programmatisch in seinen Zeitgedichten umsetzt. Oder mit anderen Worten: Heine schwingt nicht nur leere Reden, fordert nicht nur mit patriotischen Parolen, sondern er zeigt, wie Literatur funktionieren kann.
Fazit
Suchen wir in den Zeitgedichten nach einer politischen Gesinnung Heines, einem konkreten revolutionären Vorschlag oder nach der Forderung eines bestimmten sozialreformerischen Programms, werden wir wohl kaum oder höchstens auf einer oberflächlichen Textebene fündig. Die Zeitgedichte zeigen in keine explizite politische Richtung und erhalten auch ihre Brisanz nicht durch diese Art von Politizität, nicht durch vorgegebene Meinungen ausgedrückt in Parolen. Was sich vor allem in dem Gedicht Bei Ankunft des Nachtwächters zu Paris zeigt, ist, dass es Heine in seinen Zeitgedichten nicht um die lyrische Vermittlung eindeutiger politischer Ideen und Botschaften ging und dass sich gerade die Haltung zur Politik nicht unmittelbar ausdrücken darf, um künstlerisch wertvoll zu sein. Vielmehr zeigt uns die Ankunft des Nachtwächters eine Verschlüsselung auf formal-ästhetischer Ebene.
In den untersuchten Gedichten findet sich stetig eine Diskrepanz zwischen dem formal Gesagten und der tatsächlichen lyrischen Aussage. Hier ist es nicht die Textoberfläche, die die Impulse vermittelt, sondern der Stil, der doppelte Boden, der den Zeitgedichten inhärent ist. Ironie, Satire, ironische Brechungen, Verkehrungen und Verfremdungen, übertriebene Metaphoriken, Wiederholungen, Dissonanzen in Semantik, Rhythmus oder Reimschema, all dies sind einerseits Signale und andererseits Entschlüsselungshilfen, die sich in unterschiedlichen Formen in allen der Zeitgedichte finden und dem aktiven Leser helfen, die Wirkungsintention des jeweiligen Gedichtes, die in der formalen Struktur angelegt ist, zu verstehen. Heine erläutert dies selbst in Lutetia, als er den zeitgenössischen Tendenzpoeten jegliche Qualitäten eines Kunstcharakters für ihre »gereimten Zeitungsartikel« absprach.87
Ja, dieses Selbstbewußtsein der Freiheit in der Kunst offenbart sich ganz besonders durch die Behandlung, durch die Form, in keinem Falle durch den Stoff, und wir können im Gegenteil behaupten, daß die Künstler, welche die Freiheit selbst und die Befreiung zu ihrem Stoffe gewählt, gewöhnlich von beschränktem, gefesseltem Geiste, wirklich Unfreie sind. Diese Bemerkung bewährt sich heutigentages ganz besonders in der deutschen Dichtkunst, wo wir mit Schrecken sehen, daß die zügellos trotzigsten Freiheitssänger, beim Licht betrachtet, meist nur bornierte Naturen sind, Philister […].88
Hier zeigt sich, dass die Kritik Heines an der Tendenzpoesie nicht durch ihre Inhalte begründet ist, vielmehr findet sie sich in der künstlerischen Beschränktheit, in der Wiederholung der immer gleichen Phrasen, die plump noch die immer gleichen Forderungen ausrufen, die man schon seit den Befreiungskriegen stellte, oder mit übertriebenen patriotischen Freiheitsreden auf ihre Leser einsingen.89 Weil die Tendenzpoesie künstlerisch leer ist, kann sie auch keine Inhalte vermitteln, sie sorgt nicht dafür, dass die Leser kritisch denken und indem sie politische Ausrufe vorgibt, klärt die Tendenzpoesie ihre Rezipienten auch nicht auf. So kann sie in Heines Augen nicht künstlerisch sein, weil sie das Zeitgeschehen nicht reflektiert, sondern es lediglich wiedergibt und dafür die Form des Gedichts gewählt hat, ohne diese auszugestalten, sondern die ästhetische Form dem politischen Nutzen beugt.
Heine plädierte in seinem Ausruf des Endes der Kunstperiode für eine Einheit aus »Leben und Schreiben«, eine Einheit von Politik, Wissenschaft, Kunst und Religion, 90 doch wenn die Kunst nur geschaffen wird, um der Politik zu dienen, dann ist sie nicht frei, dann ist sie keine wahre Kunst. »Was ist in der Kunst das Höchste? Das, was auch in allen anderen Manifestationen des Lebens das Höchste ist: die selbstbewußte Freiheit des Geistes«.91 Und die soll beim Publikum gefördert, aber auch gefordert werden. Heines politische Lyrik in Form der Zeitgedichte ist auf das aktive Mitdenken der Leser angewiesen, sie ist formal darauf angelegt, dass der Leser wahrnimmt und reflektiert.92 Und solch eine reflektierende Entschlüsselung fordert den Geist deutlich mehr, als jeder patriotische Ausruf es je könnte. Die Zeitgedichte geben kein politisches Programm vor, weil sie eines darstellen. Indem man den Lesern klare Vorgaben und Eindeutigkeiten entzieht, »indem [der Text] als sprachliche[r] Vexierspiegel die Aufmerksamkeit zuerst einmal auf sich selbst und seine Strukturierung lenkt, wird als zumindest eine erstrebte Wirkung ein distanziert-analysierendes Leseverhalten, eine kritische Wachheit des Lesers erreicht«.93 Der Leser wird durch die Formgebung und den Stil der Zeitgedichte auf sein eigenes Bewusstsein zurückgeworfen und dazu angehalten, sich eine eigene Meinung zu bilden. In dieser freien Entscheidung seitens des Lesers liegt eine Befreiung aus der Unmündigkeit auf literarischer Ebene. Wenn die Politik die Wissenschaft der Freiheit ist und Heine die künstlerische Revolution forderte und insbesondere bezüglich der Literatur betonte »Die Tat ist das Kind des Wortes«,94 so lässt sich die Literatur als Hebamme der Freiheit interpretieren. Das neue Prinzip der Literatur zeigt sich darin, dass Stoffe der Wirklichkeit so thematisiert werden, dass sie die Leser zur Reflexion anregen, denn nur dann können sie das Zeitgeschehen kritisch filtern und zu einer eigenen freien Erkenntnis gelangen.
Heine postulierte, dass Revolutionen der Menschheit immer in Verbindung stehen mit der politischen Bildung des Volkes – und mit einer Literatur wie der Lyrik der Zeitgedichte wird der Leser in der kritischen Meinungsbildung geschult, weil sie das Gemeinte nur andeuten, das von einem freien Geist erkannt werden soll, wohingegen die Lyrik der Tendenzpoesie mit vorgegebenen Meinungen weder das Recht auf Meinungsfreiheit widerspiegelt noch politische Aufklärung leistet. Politische Aufklärung steht in Verbindung mit einem Umdenken, mit einem anderen Denken als in der Vergangenheit und dieses ist nicht gegeben, wenn die Tendenzpoeten die gleichen Forderungen nach Verfassung, Freiheit, Einheit und Gleichheit wiederholen, wie das in der Vergangenheit der Befreiungskriege in gleicher Art und Weise zum Kanon gehörte. Wir haben gesagt, Heine forderte die allumfassende Emanzipation der Menschen und dabei sorgte er in seiner Literatur für die Emanzipation der Leser. So, wie der trommelnde Tambour in der Doktrin den Zeitgedichten voranmarschiert, so geht Heine als Schriftsteller in der Literatur voran und zeigt sich damit oftmals als seiner Zeit voraus.
Ludwig Börne definierte 1818 in der Ankündigung der Wage den neuen, sich gerade entwickelnden Autorentypus des Zeitschriftstellers, der die Aussagen der Zeit erlauscht, ihr »Mienenspiel« deutet und beides niederschreibt, mit seinen Schriften als »Triebwerk« der Zeit selbst dient.95 »Er reicht uns das Gefäß, das unentbehrlich ist, um an der Quelle der Wahrheit für den Durst des Augenblicks zu schöpfen«,96 schreibt Börne. Dabei drückt sich die Modernität dieses Autorentypus durch seine ungebrochene Aktualität aus, dass er keinen Sekundenschlag der Uhr verpasst, sodass zu wünschen wäre, »daß die Tageblätter in Stundenblätter auseinandergingen, damit nichts überhört werde und verloren gehe«.97 Die Gattungen, die der Zeitschriftsteller verfasst, sind mit Berichten, Reportagen, Artikeln und Kritiken in Zeitungen, Zeitschriften und Tageblättern von Börne als prosaische Texte bestimmt worden, weil diese die Wirklichkeit besser erfassen und wiedergeben können als lyrische Verse.
In diesem Kontext war Heine dem »neuen« Typus des Zeitschriftstellers schon mit dem Erscheinen seines ersten Bandes der Reisebilder 1824 voraus, in welchem er sämtliche Gattungen und Genres mischte. Der Reisebericht und das Gedicht, die Satire und die Anekdote, Reportagen und Essays, alles ist gemeinsam und gleichrangig nebeneinander in Heines Reisebildern zu finden, während er dennoch die Aussagen der Zeit erlauscht, sie deutet und den Leser zur eigenen Deutung anregt. Die Aktualität, die Börne beschreibt, sorgt gleichfalls auch für eine Wirkungsbeschränkung auf den Moment. Egal, wie revolutionär, wie nah am Zeitgeschehen diese Texte auch sind, so sind sie es nur in der momentanen Gegenwart.
Ich habe wahrlich nicht die Absicht, demagogisch auf den Moment zu wirken, glaube auch nicht mahl an die Möglichkeit einer momentanen Wirkung auf die Deutschen. Ich ziehe mich übrigens von der Tagespolitik zurück und beschäftige mich jetzt meistens mit Kunst, Religion und Philosophie.98
Dies schreibt Heine 1833 an Varnhagen und hat in meinen Augen genau den Knackpunkt erfasst: Was im jetzigen Moment brandaktuell ist, ist es im nächsten Augenblick nicht mehr, weswegen Literatur immer auch verbunden sein sollte mit einer gewissen Weitsicht, damit sie nachhaltig wirken kann. Auch in diesen zwei Sätzen Heines zeigt sich der doppelte Boden, ähnlich dem der Zeitgedichte. Mit leeren, aktuellen Parolen lässt sich der schlafende deutsche Michel nicht wecken, sein Geist wird nicht wach, wenn er die immer gleichen Lieder wiederholt, deswegen kann etwas Momentanes nicht auf die Deutschen wirken. Heine hat nicht die Absicht, auf den Moment zu wirken, weil er nachhaltig wirken will, weil er zum revolutionären Andersdenken anregen will, das die Menschen (früher oder später) zur Freiheit bringt.
In einem ersten Schritt hat Heine mit den Reisebildern die starren Gattungsgrenzen der klassisch-romantischen Epoche aufgebrochen und damit für meine Auffassung die Revolution in der Literatur eingeläutet. Wenn Heine sagt, die Freiheit ist das Höchste in der Kunst, und wir uns die Zeitgedichte unter diesem Aspekt anschauen, dann hat Heine mit ihnen den zweiten Schritt in die Freiheit in der Literatur getan und sein vorgegebenes Programm von einer Kunst, die einerseits die Wirklichkeit reflektiert, aber andererseits auch die Mündigkeit der Leser fördert, eingelöst. Mit der besonderen Verbindung von Politik und Poetik als zwei Bereiche, die bisher im literarischen Feld eher als Gegensätze aufgefasst wurden, sprengt er die letzten Ketten der Vergangenheit und Gegenwart. Da Heine eben Schriftsteller ist und kein Politiker, kann er die Freiheit nicht in größerem Maße umsetzen als in der Literatur:
Ja in guter Prosa wollen
Wir das Joch der Knechtschaft brechen
Doch in Versen, Doch im Liede
Blüht uns längst die höchste Freyheit.
Hier, im Reich der Poesie
Hier bedarf es keiner Kämpfe
Laßt uns hier den Tyrsus schwingen
Und das Haupt mit Rosen kränzen.99
Nach dem Bachelor in Kunstgeschichte und Deutsche Sprache und Literatur studiert Franziska (geb. 1995) jetzt Deutsche Sprache und Literatur im Master. Dabei interessiert sie sich für viele Forschungsbereiche und wirkte im Zusammenhang etwa von DDR- oder Kinderliteratur an universitären Projekten mit. Nebenbei arbeitet sie als wissenschaftliche Hilfskraft am Interdisziplinären Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) sowie als wissenschaftliche Hilfskraft für das DFG-Forschungsprojekt zur Lehre des Naturrechts. Ihr besonderer Fokus liegt auf der Schwarzen Romantik und der germanistischen Mediävistik.
Kontakt: franziska.lachmann@student.uni-halle.de
Anmerkungen
1Vgl. Bernd Kortländer, »…als wolle die Zeit sich selber vernichten«. Zum Begriff der Zeit bei Heinrich Heine, in Bernd Kortländer (Hg.): »was die Zeit fühlt und denkt und bedarf«. Die Welt des 19. Jahrhunderts im Werk Heinrich Heines, Bielefeld 2014, 28.
2Helmut Koopmann, Freiheitssonne und Revolutionsgewitter. Reflexe der Französischen Revolution im literarischen Deutschland zwischen 1789 und 1840, Tübingen 1989, 204.
3Vgl. ebd.
4Vgl. Reinhard Koselleck, Moderne Sozialgeschichte und historische Zeiten, in Pietro Rossi (Hg.): Theorie der modernen Geschichtsschreibung, Frankfurt 1987, 173–190.
5Heinrich Heine, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, in: Heinrich Heine. Sämtliche Schriften, 7 Bde., hg. von Klaus Briegleb, München 1997, Bd. 3, 610.
6Gerard Ras, Börne und Heine als politische Schriftsteller, Den Haag 1927, 8.
7Heinrich Heine, Reisebilder. Vierter Teil, in: Heinrich Heine. Sämtliche Schriften, 7 Bde., hg. von Klaus Briegleb, München 1997, Bd. 2, 598.
8Vgl. Koopmann, Freiheitssonne und Revolutionsgewitter, 220.; Vgl. auch: Ras, Börne und Heine als politische Schriftsteller, 8.
9»Diese Fragen betreffen weder Formen, noch Personen, weder die Einführung einer Republik, noch die Beschränkung einer Monarchie: sondern sie betreffen das materielle Wohlseyn des Volkes.« Heinrich Heine an Heinrich Laube, 10.07.1833, in: Heinrich Heine: Säkularausgabe. Werke – Briefwechsel – Lebenszeugnisse, 27 Bde., hg. von Klassik Stiftung Weimar und Centre National de la Scientifique, Berlin 1970, Bd. 21, 56.
10An Heinrich Laube, 23.11.1835, in: Heinrich Heine: Säkularausgabe. Werke – Briefwechsel – Lebenszeugnisse, 27 Bde., hg. von Klassik Stiftung Weimar und Centre National de la Scientifique, Berlin 1970, Bd. 21, 125.
11Vgl. Sandra Kerschbaumer, Heines moderne Romantik, Paderborn 2000, 90.
12Heinrich Heine, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, 657.
13Heinrich Heine, Lutetia, in: Heinrich Heine. Sämtliche Schriften, 7 Bde., hg. von Klaus Briegleb, München 1997, Bd. 5, 461.
14Helmut Koopmann stellt in seinem Aufsatz Freiheitssonne und Götterdämmerung. Die Revolution als Signatur der Moderne und Heinrich Heines Denkschrift über Ludwig Börne die Zusammenhänge der politischen Ereignisse von der Reformation bis zur Julirevolution mit der geistigen Einstellung Heines detailliert dar.; in: Helmut Koopmann (Hg.): Reflexe der Französischen Revolution im literarischen Deutschland zwischen 1789 und 1840, Tübingen 1989, hier 211ff.
15Vgl. Bernd Kortländer, »… in der Kunst wie im Leben ist die Freyheit das Höchste«. Heinrich Heine – Politik und Poesie, in: Cahiers d‘Études Germaniques, 34 (1998) 1, 174.
16Heinrich Heine, Einleitung zu: Kahldorf über den Adel, in: Heinrich Heine. Sämtliche Schriften, 7 Bde., hg. von Klaus Briegleb, München 1997, Bd. 2, 656f.
17Heinrich Heine, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, 570.
18Vgl. Kortländer, »… in der Kunst wie im Leben ist die Freyheit das Höchste«, 170f.; Vgl. auch: Koopmann, Freiheitssonne und Revolutionsgewitter, 212f.
19Vgl. Ras, Börne und Heine als politische Schriftsteller, 8f.
20Vgl. Gottfried Willems, Geschichte der deutschen Literatur. Band 4: Vormärz und Realismus, Köln 2014, 24f.
21Vgl. Jürgen Brummack (Hg.), Heinrich Heine. Epoche – Werk – Wirkung, München 1980, 57–61.; Vgl. auch: Norbert Otto Eke, Einführung in die Literatur des Vormärz, Darmstadt 2005, 44f.
22Heinrich Heine, Einleitung zu: Kahldorf über den Adel, 660.
23Vgl. Walter Grab, Heinrich Heine als politischer Dichter, Frankfurt am Main 1992, 43.
24Vgl. Manfred Windfuhr, Rätsel Heine. Autorprofil – Werk – Wirkung, Heidelberg 1997, 137.
25Eke, Einführung in die Literatur des Vormärz, 27.
26Vgl. Grab, Heinrich Heine als politischer Schriftsteller, 43.
27Vgl. Eke, Einführung in die Literatur des Vormärz, 30f. Vgl. auch: Gerhard Höhn, Heine- Handbuch. Zeit, Person, Werk, Stuttgart 1987, 4f., hier 6f.
28Vgl. Eke, Einführung in die Literatur des Vormärz, 44f.
29Vgl. ebd. 47ff.
30An Gustav Kolb, 11. November 1828, in: Heinrich Heine: Säkularausgabe. Werke – Briefwechsel – Lebenszeugnisse, 27 Bde., hg. von Klassik Stiftung Weimar und Centre National de la Scientifique, Berlin 1970, Berlin 1970, Bd. 20, 350.
31Vgl. Hans Kaufmann, Heinrich Heine. Geistige Entwicklung und künstlerisches Werk, Berlin/Weimar 1976, 16f.
32Peter Uwe Hohendahl, Geschichte – Opposition – Subversion. Studien zur Literatur des 19. Jahrhunderts, Köln 1993, 136.
33Vgl. Kortländer, Heinrich Heine, 158–163.
34Brummack, Heinrich Heine, 122.
35Heinrich Heine, Reisebilder. Dritter Teil, in: Heinrich Heine. Sämtliche Schriften, 7 Bde., hg. von Klaus Briegleb, München 1997, Bd. 2, 377.
36Vgl. »Der heutige Tag ist ein Resultat des gestrigen. Was dieser gewollt hat, müssen wir erforschen, wenn wir zu wissen wünschen, was jener will. Die Revolution ist eine und dieselbe; nicht, wie uns die Doktrinäre einreden möchten, nicht für die Charte schlug man sich in der großen Woche, sondern für dieselben Revolutionsinteressen, denen man seit vierzig Jahren das beste Blut Frankreichs geopfert hatte.« Heinrich Heine, Französische Zustände. Artikel VI, in: Heinrich Heine. Sämtliche Schriften, 7 Bde., hg. von Klaus Briegleb, München 1997, Bd. 3, 166.
37Vgl. Koopmann, Freiheitssonne und Revolutionsgewitter, 203–208, 213–220.
38Vgl. Eke, Einführung in die Literatur des Vormärz, 31f.
39Heine ging als Korrespondent nach Paris, doch mit dem Verbot seiner Literatur durch den Bundestagbeschluss Ende 1835 wurde Frankreich dann tatsächlich zu seinem Exil. Vgl. Höhn, Heine Handbuch, 4.
40Vgl. Ras, Börne und Heine als politische Schriftsteller, 108.
41Vgl. Koopmann, Freiheitssonne und Revolutionsgewitter, 215f.
42Heinrich Heine, Französische Zustände. Artikel VI, in: Heinrich Heine. Sämtliche Schriften, 7 Bde., hg. von Klaus Briegleb, München 1997, Bd. 3, 166.
43Heinrich Heine, Die deutsche Literatur von Wolfgang Menzel Literatur von Wolfgang Menzel, in: Heinrich Heine. Sämtliche Schriften, 7 Bde., hg. von Klaus Briegleb, München 1997, Bd. 1, 445.
44Ebd. 454f.
45Heinrich Heine, Die Romantische Schule, in: Heinrich Heine. Sämtliche Schriften, 7 Bde., hg. von Klaus Briegleb, München 1997, Bd. 3, 395.
46Ebd. 392.
47Ebd. 393.
48Vgl. Helmut Koopmann, Das Junge Deutschland, Darmstadt 1993, 25.
49Heinrich Heine, Die Romantische Schule, 395.
50Heinrich Heine, Einleitung zu: Kahldorf über den Adel, 656f.
51Vgl. Koopmann, Das Junge Deutschland, 12f.
52Vgl. ebd. 87.
53Heinrich Heine, Die Romantische Schule, 467.
54Koopmann, Das Junge Deutschland, 88.
55Heinrich Heine, Die Romantische Schule, 468.
56Vgl. Höhn, Heine-Handbuch, 3.
57Vgl. Brummack, Heinrich Heine, 149.
58Vgl. Eke, Einführung in die Literatur des Vormärz, 49f.
59Ina Brendel-Perpina, Zur Ambivalenz in Heines Kunstauffassung. Versuch einer ästhetischen Standortbestimmung der publizistischen Prosa der Pariser Jahre, in: Michael Vogt und Detlev Kopp (Hg.), Literaturkonzepte im Vormärz. Forum Vormärz Forschung, Jahrbuch 2000, Bielefeld 2001, 138.
60Gustav Frank, Romane als Journal: System- und Umweltreferenzen als Voraussetzung der Entdifferenzierung und Ausdifferenzierung von ›Literatur‹ im Vormärz, in: Rainer Rosenberg und Detlev Kopp (Hg.), Journalliteratur im Vormärz. Forum Vormärz Forschung, Jahrbuch 1995, Bielefeld 1996, 27.
61Vgl. Kortländer, Heinrich Heine, 50–58.
62Vgl. Brummack, Heinrich Heine, 206.
63Vgl. ebd. 207.
64Eke, Einführung in die Literatur des Vormärz, 100.
65Vgl. Brummack, Heinrich Heine, 208.
66Vgl. Eke, Einführung in die Literatur des Vormärz, 103.
67Brummack, Heinrich Heine, 211.
68Vgl. Jürgen Wilke, Das Zeitgedicht. Seine Herkunft und frühe Ausbildung, Meisenheim 1974, 60f.
69Vgl. Brummack, Heinrich Heine, 210.
70Ebd. 210.
71Vgl. ebd. 211.
72Heinrich Heine, Neue Gedichte. Zeitgedichte, in: Heinrich Heine. Sämtliche Schriften, 7 Bde., hg. von Klaus Briegleb, München 1997, Bd. 4, 412.
73Vgl. Wilhelm Große, Literaturwissen. Heinrich Heine, Stuttgart 2000, 101–106.
74An Karl August Varnhagen, 4. Februar 1830, in: Heinrich Heine: Säkularausgabe. Werke – Briefwechsel – Lebenszeugnisse, 27 Bde., hg. von Klassik Stiftung Weimar und Centre National de la Scientifique, Berlin 1970, Bd. 20, Berlin 1970, 385.
75Vgl. Heinrich Heine, Ideen. Das Buch Le Grand, in: Heinrich Heine. Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke, 16 Bde., hg. von Manfred Windfuhr, Hamburg 1973, Bd. 6, 190f.
76Kortländer: »… in der Kunst wie im Leben ist die Freyheit das Höchste«, 183.
77Vgl. Gerhard Höhn, Heines Trommelsprache oder: Was lehrt »Doktrin«?, in: Bernd Kortländer (Hg.), Interpretationen. Gedichte von Heinrich Heine, Stuttgart 1995, 106.
78Vgl. Höhn, Heine Handbuch, 88.
79Heinrich Heine, Die Romantische Schule, in: Heinrich Heine. Sämtliche Schriften, 7 Bde., hg. von Klaus Briegleb, München 1997, Bd. 3, 395.
80Heinrich Heine, Neue Gedichte. Zeitgedichte, in: Heinrich Heine. Sämtliche Schriften, 7 Bde., hg. von Klaus Briegleb, München, 1997, Bd. 4, 422f.
81Vgl. Claudius Sittig, ›Heine und seine Zeit‹. Geschichtsentwürfe und Selbstverortungen zwischen Zeitgedichten (1844) und Historien (1851), in: Werner Frick (Hg.), Heinrich Heine. Neue Lektüren, Freiburg 2011, 271.
82Vgl. Höhn, Heine Handbuch, 89f.
83Hier lässt sich interpretatorisch eine Linie ziehen zum Rattenfänger von Hameln, der mit seinem Flötenspiel die Kinder, die wie in Trance agieren, aus der Stadt leitet.
84Heinrich Heine, Die Romantische Schule, in: Heinrich Heine. Sämtliche Schriften, 7 Bde., hg. von Klaus Briegleb, München 1997, Bd. 3, 395.
85Heinrich Heine, Neue Gedichte. Zeitgedichte, in: Heinrich Heine. Sämtliche Schriften, 7 Bde., hg. von Klaus Briegleb, München 1997, Bd. 4, 415f.
86Heinrich Heine, Lutetia, in: Heinrich Heine. Sämtliche Schriften, 7 Bde., hg. von Klaus Briegleb, München 1997, Bd. 5, 438.
87Ebd.
88Ebd.
89Vgl. Brummack, Heinrich Heine, 213f.
90Vgl. Heinrich Heine, Die Romantische Schule, in: Heinrich Heine. Sämtliche Schriften, 7 Bde., hg. von Klaus Briegleb, München 1997, Bd. 3, 468.
91Heinrich Heine, Lutetia, in: Heinrich Heine. Sämtliche Schriften, 7 Bde., hg. von Klaus Briegleb, München 1997, Bd. 5, 438.
92Vgl. Brummack, Heinrich Heine, 215.
93Ebd. 218.
94Heinrich Heine, Die Romantische Schule, in: Heinrich Heine. Sämtliche Schriften, 7 Bde., hg. von Klaus Briegleb, München 1997, Bd. 3, 395.
95Ludwig Börne, Ankündigung der Wage, in: Ludwig Börne. Sämtliche Schriften, 5 Bde., hg. von Inge und Peter Rippmann, Dreieich 1977, Bd. 1, 667.
96Ebd. 668.
97Ebd. 670f.
98An Varnhagen, 16. Juli 1833, in: Heinrich Heine: Säkularausgabe. Werke – Briefwechsel – Lebenszeugnisse, 27 Bde., hg. von Klassik Stiftung Weimar und Centre National de la Scientifique, Berlin 1970, Bd. 20, 350.
99Heinrich Heine, Atta Troll. Vorstufe zu Caput III, in: Heinrich Heine. Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke, 16 Bde., hg. von Manfred Windfuhr, hg. von Manfred Windfuhr, Bd. 4, 216.