15 JunFachsprachen lernen – oder: Vokabelchaos für Fortgeschrittene!

Als ich mich in den Kurs Wirtschaftsfranzösisch eintrug, ahnte ich noch nicht, dass er mein Verständnis der französischen Sprache so umkrempeln würde. Zugegeben: Erst fand ich den Kurs etwas abschreckend, denn es graute mir bereits davor, ewig lange Vokabellisten pauken zu müssen. Wer kann sich dafür schon großartig motivieren!? Aber – und damit wird der Lerner schließlich immer gelockt -, mit Fachvokabular kann man glänzen und beweisen, dass man die Sprache richtig gut beherrscht – ob in Schule, Studium oder später in einer Firma (z.B. bei einem Praktikum). Also, ran an die Arbeit!

Das Programm startet mit schwergewichtigen Wortfeldern rund um die Konjunktur: Ein cycle économique (Konjunkturzyklus) umfasst die Phasen expansion, crise, repression und reprise (Aufschwung, Krise, Abschwung, Depression). Alles klar, gespeichert. Jetzt wagen wir einen Sprung an die bourse (Börse), von der hausse zur baisse des cours (Steigen und Fallen der Börsenkurse). Dort begegnet man dann ein paar agents de change (Brokern/ Börsenmaklern), die gerade Aktien handeln. Stopp, was heißt Aktie noch mal auf Französisch? Action! Ernsthaft jetzt? Ja, wirklich, Aktie heißt tatsächlich action, total banal. Bisher hatte ich darunter immer nur „Tat, Handlung oder Aktion“ verstanden. Nun krame ich mal wieder ganz tief in meinen Vokabelkarten und füge bei action noch eine weitere Bedeutung hinzu.

In der nächsten Station tauchen wir tief in die Volkswirtschaftslehre ein – die économie politique. Da reden wir über Kuchendiagramme, Staatsausgaben und ganz aktuell natürlich auch über Verschuldung. Und in endlosen Diskussionen suchen wir selbstverständlich nach einem Rezept, um die Krise zu bewältigen. Quasi ein recette pour terminer la crise. Das klingt toll, passt und macht Sinn. Auf den ersten Blick vielleicht, aber nix da, falsch gedacht! Denn in diesem Kontext führt der Ausdruck richtig in die Irre. Denn recette hat weder etwas mit einem Konzept oder Backrezept zu tun, sondern heißt fachsprachlich „Einnahmen“. Also: Bei recette in Zukunft nicht mehr ans Backen denken, sondern nur noch an klingelnde oder leere Staatskassen.

Zum Schluss wird dann noch mal die Definition des Bruttoinlandsprodukts wiederholt. Unser BIP heißt im Französischen produit intérieur brut (PIB) wird aber „pe-i-be“ gesprochen – bestimmt nur, damit wir Deutschen es besser unterscheiden können… Aber zurück zur Definition: Das PIB summiert alle Waren und Dienstleistungen (tous les biens et les services), die von inländischen Unternehmen in einem Land produziert wurden – und zwar innerhalb eines Rechnungsjahres (pendant un exercice). Un exercice? Das heißt doch eigentlich une exercice. Schon wieder versucht die Fachsprache, uns zu verwirren. Entwirren wir uns: Reden wir vom Rechnungsjahr, nehmen wir den männlichen Artikel un, sitzen wir an einer Übung, benutzen wir die weibliche Form une. Einfach im Vokabelheft notieren und unzählige Male wiederholen. Denn Übung rechnet sich ja bekanntlich.

One Response to “Fachsprachen lernen – oder: Vokabelchaos für Fortgeschrittene!”

  1. Stude sagt:

    Ça alors! Quel synthèse de notre cours de français économique et commercial…

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