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Apengeter oder Affengießer

April 18th, 2011 by Katrin Moeller

Heute beschäftigt uns der Werdegang des Apengeters. Dieser Beruf, der heute nur noch überaus selten zu finden ist, verkörpert sozusagen die umgekehrte Geschichte des Hasennegers. Hier ist es nicht die Verballhornung des Wortes, die uns bei der etymologischen Erschließung des Tätigkeitsfeldes wenig weiter hilft. Sondern es handelt sich hier eher um eine Verlustgeschichte des Berufes selbst. Denn der Apengeter übte bereits im 14. Jahrhundert einen im mittelniederdeutschen Sprachbereich sehr häufig ausgeübten Beruf aus. Es geht um den sogenannten Rotgießer. Im 18./19. Jahrhundert übersetzten die Autoren des lexikalischen Weltwissens dieses Wort mit der Tätigkeitsbezeichnung des „Affengießers“.

Wie in vielen Zünften so teilte sich die Arbeit auch im Gießerhandwerk entlang einzelner Verfahren, Techniken, verarbeiteten Materialien oder Arbeitsschritten. Sehr viele Zünfte arbeiteten daher hoch spezialisiert. Neben den Rotgießern (Bronze, Messing) existierten andere Berufsgruppen wie etwa die Gelb- oder Grapengießer. Daneben produzierten Kannengießer, Stückgießer oder Glockengießer. Wie strikt auf solche Differenzierungen noch im 19. Jahrhundert gepocht wurde, zeigt die Definition des Rotgießers in Pierers Universal-Lexikon von 1862. Danach oblag dem Berufszweig nur das Gießen von hohlen und nicht zusammengelöteten, sondern lediglich verschraubten Waren.

Affenbecher, http://www.affen.ch/DesktopDefault.aspx?tabindex=11&tabid=2058&langid=1

Affenbecher

Die zahlreichen genealogischen Online-Berufsdatenbanken beschreiben den Apengeter als Produzent von Handwassergefäßen, Bütten, Taufbecken bzw. anderem liturgischen Gerät und kleineren Glocken. Dies ist zwar nicht grundsätzlich falsch, allerdings dürfte sich in dieser Tätigkeit bereits eine Ausdifferenzierung ihres einstigen Handwerks handeln. „Apen“ ist ursprünglich ein mittelniederdeutsches Wort. Nach Schiller/Lübben bedeutet es „verspotten“. Wie aber gießt man eine „Verspottung“ in ein Gefäß? Der Affengießer ist aber durchaus sprichwörtlich zu verstehen.

Eine klare Antwort fanden die „Braunschweigischen Alterthümern“ im 19. Jahrhundert: Der Affengießer produzierte einst vorrangig die kleine Figuren, Schmuckwerk, Tiere und zahlreiche andere kuriose Fabelwesen, die vornehmlich liturgisches Gefäß später aber auch Gebrauchsgestände bevölkerten und „Apen“ genannt wurden (Sack, 1861, S. 25). Sie trugen eine Vielzahl von symbolischen Bedeutungen. Der Affe selbst – oft mit einem Spiegel dargestellt – repräsentiert die Sünde der Eitelkeit oder weltlichen Begierde.

Quellen:

C. W. Sack, Alterthümer der Stadt und des Landes Braunschweig, Braunschweig 1861.

Pierer’s Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 394. [http://www.zeno.org/nid/2001077663X]

Karl Schiller und August Lübben, Mittelniederdeutsches Wörterbuch, Bremen  u.a., Bd. 1, 1875 – Bd. 6, 1881., hier Bd. 1, S. 119 [http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~cd2/drw/F4/schill1/g118-119.htm].

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