19. Okt 2022
Zwischen Mandel-, Oliven- und Johannisbrotbäumen: Die Landwirtschaft am Mittelmeer entdecken
Was haben wir geplant?
Unser Exkursionstag zum Thema „Landwirtschaft am Mittelmeer“ wurde wie folgt geplant: Die Studierenden treffen sich alle an einem vereinbarten Treffpunkt und teilen sich selbständig in sechs Gruppen ein. Anschließend werden diesen Arbeitsblätter zugeteilt, welche Informationen zu verschiedenen Themen rund um das Thema Landwirtschaft bereitstellen.
Unter den Informationstexten befinden sich jeweils zwei bis drei Aufgabenstellungen im Anforderungsbereich II-III sowie verschiedene Wahrnehmungsaufgaben. Hierbei geht es vor allem darum, den Raum mit möglichst vielen Sinnen wahrzunehmen und sich dessen Nutzung bewusst zu machen. Damit wird zusätzlich zu den Informationen ein neuer Zugang zum jeweiligen Thema geschaffen.
Die Studierenden haben weiterhin die Aufgabe, pro Gruppe zwei Quizfragen zu erstellen, welche wir anschließend in ein Kahoot-Quiz verarbeiten werden. Anschließend haben die Studierenden ca. zwei Stunden Zeit, den Ort und seine Umgebung zu erkunden und sich mit ihren Aufgaben auseinanderzusetzen. Im Anschluss treffen wir uns alle an der alten Ölmühle, bei der ein mündlicher Austausch der Ergebnisse stattfinden soll.
Als Vertiefung des Themas „Olivenölherstellung“ wird anschließend eine Führung durch die alte Olivenmühle stattfinden. Als Highlight soll eine Olivenölverkostung den Tag abrunden.
Am Abend wird das Kahoot-Quiz gespielt und der Tag reflektiert und noch einmal gemeinsam ausgewertet. Da wir die Ergebnisse mit den Studierenden direkt vor Ort auswerten und besprechen, werden nicht von allen Gruppen schriftliche Ergebnisse vorliegen. Diese ergänzen wir, sofern vorhanden.
Wie sahen unsere Materialien aus?
Wie sahen die Ergebnisse der Studierenden aus?
Die Lösungen seht ihr am Ende des Blogeintrages.
Wie begründen wir unsere Inhalte didaktisch und methodisch?
Die Landwirtschaft unseres Exkursionsraumes als Thematik nimmt einen besonderen Stellenwert ein, welcher über die Charakterisierung des Geoökosystems hinaus geht. Trockene, niederschlagsarme Regionen werden durch den menschengemachten Klimawandel noch stärker be- droht. Neben zahlreichen Naturräumen leiden auch menschliche Existenzen unter den langanhaltenden und ausbleibenden Niederschlägen. Mögliche Buschfeuer bedrohen die Lebensgrundlage der Menschen vor Ort. Daher ist es uns besonders wichtig, neben allgemeinen Merkmalen des Primärsektors in der spanischen Region Valencia auch kritisch den Eingriff des Menschen zu beleuchten. Die Studierenden sollten sich vor Ort beispielsweise mit zukünftigen nachhaltigen Bewässerungsmöglichkeiten auseinandersetzen, traditionelle Landwirtschaftsmethoden mit heutigen vergleichen sowie Bedrohungen und Chancen der Landwirtschaft beurteilen.
Unsere Ziele und Anforderung an die Studierenden waren es, die Trockenlandwirtschaft der Regi- on Valencia zu charakterisieren, die landwirtschaftliche Nutzung zu beschreiben sowie die Auswirkungen auf das Leben der Menschen zu bewerten. Anhand des Lehrplans des Faches Geographie könnte man den dargestellten Exkursionstag im Kurs 1 der Sek II durchführen und dabei den Kompetenzschwerpunkt „Geoökozonen und Geoökosysteme analysieren und bewerten“ ansteu- ern. Dabei werden unter anderem die Kompetenzen „Geoökozonen charakterisieren“, „das Zusammenwirken von Geoökofaktoren beschreiben und Einflussfaktoren erläutern“ bearbeitet (Ministerium für Bildung des Landes Sachsen-Anhalts, 2016).
Methodisch haben wir uns für eine Gruppenarbeit mit Wahrnehmungsaufgaben entschieden. Um im Exkursionsraum die Wahrnehmung der Sinne sowie das aktive Aufnehmen von Eindrücken vor Ort zu gewähren, sollten die Studierenden innerhalb ihres Themas bestimmte Dinge auf dem Weg zur Ölmühle finden und in Form von Fotos, Aufzählung etc. dokumentieren. Dabei wird unter anderem das Raumverständnis Raum als System vermittelt. Objekte und Rauminhalte werden von den Exkursionsteilnehmern als System von verschiedenen Lagebeziehungen verstanden. Zum Beispiel wurde hier bei der Gruppe zum Thema Bewässerung sichtbar, in welchem Verhältnis das Wasservorkommen und Bewässerungsanlagen zur landwirtschaftlichen genutzten Fläche stehen. Diese Spurensuche bezieht sich ebenfalls auf das geographische Raumverständnis Raum als soziale Konstruktion. Durch Aufgaben mit den Operatoren Bewerten/Entwerfen/Planen werden Lerninhalte mit sozialen Wertvorstellungen, Idealen und Normen verknüpft. Nachhaltige Landwirtschaftskonzepte sollen dabei diskutiert werden oder verschiedene Alternativlösungen zu Bewässerungsmethoden im Mittelmeerraum gefunden werden (Wienecke & Budke, 2009). Anschließend an die Bearbeitung der Fragen haben wir uns dazu entschieden, dass die Lerninhalte anhand von Quizfragen an die Gruppe weitergegeben werden. Zum Einen stellt das Erstellen eigener Quizfrage eine Komplexaufagbe dar, durch welche sich wiederholend und in intensiverer Form mit den Inhalten auseinander gesetzt wird. Zum Anderen werden die Ergebnisse durch eine spielerische Form präsentiert und können von der Gruppe zusätzlich mündlich diskutiert und besprochen werden. Allgemeines Ziel unserer Exkursionsplanung ist es, den Raum im sozialen Prozess zu erschließen. Der geographische Blick vor Ort soll aufklärend mit schon bekannten Ordnungen und Wechselwirkungen in Beziehung gebracht werden. Dieser Blick passiert in der Verflechtung von sozialer Praxis und damit im eigenen Handeln. Unsere Planung verfolgt die Exkursionsdidaktik der Arbeitsexkursion nach Dickel und Scharvogel (2013). Die Studierenden erarbeiten selbstständig inhaltliche Aspekte und werten diese gemeinsam und eventuell zu einem späteren Zeitpunkt aus (Dickel & Scharvogel, 2013).
Welche Erkenntnisse nehmen wir für uns mit?
In der Auswertungsrunde haben wir die Studierenden gebeten, uns mithilfe der Blitzlichtmethode ein Feedback des Tages sowie Verbesserungshinweise zu geben. Diese nachfolgende Tabelle zeigt das Ergebnis auf:
Positiv | Negativ |
vorbereitetes Material in Form von laminierten Arbeitsblättern | Durch technische Probleme (kein Netz) leider kein Internetquiz am Abend möglich |
Interessant aufbereitete Inhalte der Themen | Keine schriftliche Sicherung der Aufgabe, dadurch Auswertung erschwert |
Abwechslungsreiche Planung mit der Olivenölverkostung als Highlight | |
Passend gewählte Gruppengröße von 3-4 Studierenden | |
Passende methodische Großform (selbstständiges, entdeckendes Lernen) | |
Verhältnis an Input durch gegebene Informationen (Arbeitsblätter, Führung im Museum) und individuelle Zeiteinteilung (Gruppenarbeit) |
Erkenntnisse: Was kann man auf einer Schülerexkursion besser machen?
Würden wir den Tag noch einmal für eine Schülerexkursion planen, würden wir die Planung etwas anpassen. Zum Einen finden wir es im Nachhinein wichtig, eine feste Form der Ergebnissicherung zu integrieren. Das könnte zum Beispiel direkt auf dem Material passieren oder im Anschluss in gemeinsamer Form als Plakat oder kolaborative Mind Map. Diese Ergebnissicherung soll den SuS vor allem dazu dienen, das Wissen in einer nachhaltigen und kompakten Form von der Exkursion wieder mit ins Klassenzimmer zu nehmen. Auf einer Bildungsreise werden SuS mit vielen neuen und überwältigenden Eindrücken konfrontiert, was dazu führen kann, dass vieles wieder in Vergessenheit gerät, wenn die Reise/Ausflug vorbei ist. Daher ist es wichtig diese Eindrücke und Erlebnisse sowie Lerninhalte im Anschluss Revue passieren zu lassen und gegebenenfalls im Unterricht wieder aufzugreifen. Des Weiteren haben wir für uns mitgenommen, dass es wichtig ist immer einen Plan B beziehungsweise eine Ausweichmöglichkeit im Bezug auf digitale Methoden und Medien zu haben. Leider konnten wir unser Kahoot am Abend nicht gemeinsam spielen, da das Internet vor Ort nicht ausreichte. Als Alternative kann man das Quiz mit SuS mündlich oder in Papierform durchführen oder nach der Exkursion in der Schule, um auch hier die Inhalte noch einmal zu wiederholen. Die Gruppenarbeit können wir uns genauso auch mit SuS vorstellen. Das selbstständige Erarbeiten der Aufgaben und die individuelle Entdeckungsreise ermöglicht einen ganz persönlichen Zugang zum geographischen Raum und fördert die Eigenständigkeit sowie die Fähigkeit im Team zu arbeiten. Die Führung im Olivenölmuseum dauerte eine Stunde und ist ebenfalls für SuS gut zu bewältigen. Hier könnte man im Vergleich zu Studierenden einen weiteren Arbeitsauftrag beziehungsweise Wahrnehmungsaufgaben vorbereiten, welche zur eigenen Entdeckung von Lerninhalten im Museum führen. Außerdem steigert es die Aufmerksamkeit der Lernenden und verhindert, dass nach 45 min. oder noch eher „abgeschaltet“ wird.
Unsere Literatur
Adam, I. (2006, 19. Januar). Traditionelle und moderne Landwirtschaft in Spanien (1. Aufl.). GRIN Verlag.
Dahms, M. (2022, 1. März). Gewächshäuser in Spanien: Zu Besuch im Plastikmeer von Almería. RND.de. Abgerufen am 23.08 2022, von https://www.rnd.de/wirtschaft/gewachshauser-in-spanien-zu-besuch-im-plastikmeer-von-almeria- S3TAGXSOBVG4JBPO5MGEOW4FVM.html
Dickel, M. & Scharvogel, M. (2013): Geographische Exkursionspraxis: Erleben als Erkenntnisquelle, In: Kanwischer, D. (2013, 21. Juni). Geographiedidaktik- Ein Arbeitsbuch zur Gestaltung des Geographieunterrichts (Studienbücher der Geographie). Borntraeger.
Dürmeier, F. (2019, 29. August). Desertifikation in Spanien: Nach uns die Wüste. Süddeutsche.de. Abgerufen am 25.08.2022, von https://www.sueddeutsche.de/wissen/spanien-landwirtschaft-wuesten-desertifikation-wasser-1.4503130
Kieback, S. (2014, 1. Dezember). Wassersysteme in Murcia. Abgerufen am 25.08.2022, von https://www.spanien- reisemagazin.de/kunst-und-kultur/umwelt/wassersysteme-in-murcia.html
Nohlen, D. (2005, 13. Mai). Spanien: Wirtschaft – Gesellschaft – Politik. Ein Studienbuch (German Edition) (2., erw. Aufl. 2005). VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Macher, J. (2019, 25. Dezember). Spanien: Wenn das Wasser wegbleibt. Abgerufen am 29.09.2022, von https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-12/spanien-pistazien-landwirtschaft-klimawandel-trockenheit-hitze-wassermangel?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.zeit.de%2Fzustimmung%3Furl%3Dhttps%253A%252F%252Fwww.zeit.de%252Fwirtschaft%252F2019-12%252Fspanien-pistazien-landwirtschaft-klimawandel-trockenheit-hitze-wassermangel
Müller, S.- C. (2021, 13. September). Spanien leidet an seiner Landwirtschaft. Abgerufen am 26.08.2022, von https://www.dw.com/de/spanien-leidet-an-seiner-landwirtschaft/a-59124160
Podbregar, N. (2019, 24. Mai). Eine Landschaft aus Plastik. Scinexx- Das Wissensmagazin. Abgerufen am 23.08.2022, von https://www.scinexx.de/fotos/eine-landschaft-aus-plastik/
Scheibe, R. & Rösemann, U. (2018, Februar). Der Johannisbrotbaum. Biologie in unserer Zeit, 48(1), 73-74. https://doi.org/10.1002/biuz.201870119
Schicker, M. (2022, 4. Februar). Spaniens Wassergräben von Al-Ándalus: Renaissance einer Kulturlandschaft im Klimawandel. Abgerufen am 25.08.2022, von https://www.costanachrichten.com/spanien/land-leute/spanien-wassergraeben- andalusien-mauren-landwirtschaft-klimawandel-projekte-uni-granada-studenten-91279267.html
Streck, R. (2007, 30. Dezember). Wird Spanien zur Wüste? Telepolis. Abgerufen am 26.08.2022, von https://www.heise.de/tp/features/Wird-Spanien-zur -Wueste-3505233.html
Urban, T. (2019, 2. Dezember). Klimakrise in Spanien – Leben von den Sünden. Süddeutsche.de. Abgerufen am 26.08.2022, von https://www.sueddeutsche.de/politik klima-klimakonferenz-fridays-for-future-landwirtschaft-1.4705075
Voth, A. (2005). Der Ölbaum: Strukturwandel einer traditionellen mediterranen Kultur in der EU. Geographischer Rundschau, 57, 48-55.
Wandler, R. (2022, 16. Juli). Spaniens Landwirtschaft leidet immer mehr unter der Hitze. DER STANDARD. Abgerufen am 26.08.2022, von https://www.derstandard.de/story/2000137492191/spaniens-landwirtschaft-leidet-immer-mehr-unter-der- hitze
Weno, M. (2005, 5. August). Mar del Plástico: Wo unser Gemüse wächst. ECO- News Deutschland. Abgerufen am 24.08.2022, von http://www.eco-world.de/service /news/archiv/12612/index.html
Wienecke, M. & Budke, A. (2009, 21. August). Exkursion selbst gemacht: Innovative Exkursionsmethoden für den Geographieunterricht (Praxis Kultur- und Sozialgeographie). Universitätsverlag Potsdam.
Die Antworten zum Quiz
Wir hoffen, wir konnten euch einen guten Einblick in die Planung unseres Exkursionstages zum Thema Landwirtschaft am Mittelmeer geben und ihr hattet Spaß beim Lesen!
– Eva Büchner, Willy Wendler und Charlotte Dannemann