29. Nov 2022
Embalse del Sichar – Gewässerschutz im Mittelmeerraum
Was haben wir für den Tag geplant?
Die Planung unseres Exkursionstages stellte uns zunächst vor Herausforderungen: Als erstes mussten wir unser Thema Mittelmeer und Gewässer genauer definieren, um einen konkreten Ansatz zu finden. Da das Mittelmeer bei den hohen Temperaturen ein omnipräsentes Thema darstellte, haben wir uns dazu entschieden, uns näher mit dem Bereich der Stauseen und des Gewässerschutzes zu beschäftigen. Die Relevanz und Aktualität der Themen ist aufgrund der klimatischen Änderungen so hoch wie nie. Stauseen und deren Nutzung werden nicht nur politisch, sondern auch von Klimaschützern kontrovers diskutiert. Die (ökologischen) Folgen von Stauseen sind enorm und waren uns Exkursionsplanende in diesem Ausmaß bisher nicht bewusst. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, unseren Tag rund um den Stausee Embalse del Sichar und dessen Gewässerschutz zu planen.
Um den Teilnehmer*innen einen weiteren unvergesslichen Tag in Spanien zu bereiten, wollten wir Spaß, Bewegung und Abkühlung mit Wissenserwerb kombinieren. Die Internetrecherche gestaltete sich von Deutschland aus allerdings schwieriger, als zunächst gedacht. Sprachliche Barrieren und die Erreichbarkeit verschiedener potenzieller Anbieter stellten uns vor Herausforderungen. So kam es, dass wir nur einen groben Plan hatten, bevor wir unsere Reise nach Spanien antraten – mit der Hoffnung vor Ort mehr Klarheit schaffen zu können.
In Spanien angekommen konnten dann unsere Sorgen beseitigt werden und unserer geplanten Kajaktour stand nichts mehr im Wege. Da nicht alle Studierenden Kajak fahren wollten, teilten wir die Gruppe in Land- und Wasserratten, mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben und Schwerpunkten. Um in jeder Gruppe einen Verantwortlichen zu wissen, teilten wir auch unsere Planungsgruppe auf, sodass Sophia die Landratten betreute und Pauline und Marie die Wasserratten.
Die Aufgaben für die Gruppen an Land waren, dass diese Vermutungen notieren sollten, wie der Stausee genutzt werden könnte. Danach sollten die Gruppen die nähere Umgebung auf Auswirkungen des Stausees untersuchen und drei konkrete Beispiele nennen. Abschließend stellten wir die Aufgabe, ein Wirkungsgefüge zum Thema Talsperren und Stauseen zu erstellen. Dabei sollte besonders auf den Klimawandel eingegangen werden.
Die Gruppen, die mit den Kajaks unterwegs waren, hatten eher praktisch orientierte Aufgaben und sollten vor allem die Wasserqualität auf bspw. Farbe und Unreinheiten untersuchen. Des Weiteren war es Aufgabe, Auswirkungen von Müll und Verschmutzungen auf die Umwelt zu erläutern, zwei konkrete Beispiele dazu zu nennen und anschließend Maßnahmen zur Reinhaltung des Wassers zu notieren.
Alle Gruppen sollten ihre Ergebnisse in ein Padlet sichern, sodass diese auch nach der Auswertung für jeden zugänglich sind. Um die Ergebnisse zu sichern, bekamen die Wasserratten nach der Kajaktour noch zusätzlich Zeit. Die Auswertung sollte anschließend mündlich stattfinden.
Unsere Durchführung
Unser Exkursionstag startete pünktlich 10.30 Uhr und wir machten uns auf den Weg zum Stausee Embalse del Sichar, an dem wir unseren Tag verbringen sollten. Am Stausee angekommen gaben wir eine kurze Einführung mit den wichtigsten Daten zum See und erklärten kurz die Aufgaben, die aber auch in den Padlets nochmals hinterlegt waren.
Die Gruppen auf dem Wasser starteten nun und paddelten teils in verschiedene Richtungen, was später noch zu unterschiedlichen Ergebnissen der Aufgabenstellungen führen sollte. Der Stausee war sehr schön gelegen und die Tour bot allerhand fürs Auge: türkisblaues Wasser und viele kleine Inseln, die geologisch interessant aufgestellt waren.
Die Aufgabenstellungen waren jedem klar und stellten während der Tour keinerlei Probleme dar. Die Gruppe an Land nutzte die Schattenplätze zur Erledigung der Aufgaben. Auch hier waren die Aufgabenstellungen deutlich und die Gruppen konnten der Erledigung ohne Probleme nachgehen.
Als die Kajaktour zu Ende war, haben wir noch 20min Zeit gegeben, sodass die Gruppen auf dem Wasser ihre Ergebnisse ins Padlet laden und die Gruppen an Land sich kurz im Stausee abkühlen konnten.
Warum machen wir das Ganze überhaupt? – Didaktische Begründung
Schon vor Jahrtausenden, als der Mensch sesshaft wurde, entstanden Siedlungen entlang von Flüssen, Seen und Meeresküsten. Neben der reinen Lebensgrundlage waren es vor allem Fischfang und Viehzucht, welche die Siedler an das Wasser banden. Doch die Bedeutung des Lebens nahe von Wasservorkommen wuchs mit dem Ausbau des Verkehrsnetzes und den verbesserten Transportmöglichkeiten. Die wichtigsten Handelsplätze entstanden entlang der Ufer, sodass heute jede größere Stadt der Erde an einem Gewässer gelegen ist.
Die Kehrseite dieser Entwicklung ist die starke Veränderung des Wasserhaushaltes, die mit der Verbesserung von Produktionsmitteln und Ernährungsgrundlage der Menschen einherging. Die Bewohner legten Weinberge, Fischteiche und Hopfengarten an und errichteten Mühlen und Entwässerungsanlagen. Die Folgen verdeutlicht eine Studie des WWF (2019), die zum Ergebnis kam, dass heute mehr als Dreiviertel aller Flüsse weltweit in ihrem Verlauf durch Staudämme und künstliche Regulierungen blockiert oder umgeleitet werden. Dabei weisen Ökosysteme rund um unveränderte Flussläufe die größte Biodiversität und Dynamik auf. Doch der Bevölkerungswachstum befördert die Weiterentwicklung von Wasserkraft als erneuerbarer Energielieferant, wodurch Klima, Tiere, Pflanzen und Menschen zunehmend bedroht sind. Es gilt erneuerbare Alternativen für die Energiegewinnung zu entwickeln, um die Folgen des globalen Klimawandels abzuschwächen. Überträgt man dieses Problem in den Schulkontext, so werden die Schüler*innen mit mindestens drei der zehn formulierten Basiskonzepte für den Geographieunterricht (KMLSA, 2013) konfrontiert:
- Einheit struktureller, prozessualer und funktionaler Betrachtungsweise auf systemischer Ebene,
- Mensch‐Umwelt‐System,
- Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Stauseen stehen exemplarisch für die Problematik des Eingriffs in das natürliche Gewässernetz. Deren Staudämme halten Sedimente zurück, wodurch die Deltaregionen erodieren und Salzwasser ins Festland vordringt. Das hat zur Folge, dass Anbaugebiete im Delta versalzen, Fischbestände und Fischfang schrumpfen sowie Überschwemmungen und Dürren häufiger werden. Gleichzeitig findet eine Versandung des Sees statt, wobei Methan und CO2 freigesetzt werden und den Klimawandel beschleunigen. So soll uns der Exkursionstag an den Sichar-Stausee unweit von Castéllon de la Plana in Spanien führen. Er wurde 1960 im Verlauf des Flusses Río Mijares auf einer Fläche von 317 Hektar mit einem maximalen Fassungsvermögen von 52 hm3 gebaut.
Der Tagesausflug ist als kognitivistische Arbeitsexkursion angesetzt, was bedeutet, dass die Teilnehmenden „[geographische] Arbeitsweisen selbstständig in der unmittelbaren Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand in einem systematisierten Lernprozess mit feststehenden Lerninhalten [anwenden sollen].“ (Ohl & Neeb, 2012) Diese Exkursionsform erleichtert es uns Leitenden, die Planung für den uns fremden Ort vorzunehmen und zielt dennoch auf den eigenständigen Erwerb raumbezogener Daten der Teilnehmenden ab. Dadurch und nicht zuletzt durch die Möglichkeit des ganzheitlichen Lernens – das Ökosystem Stausee von Land und Wasser mit allen Sinnen wahrzunehmen – werden die Selbstständigkeit sowie ein nachhaltiger Erfahrungszuwachs der Lernenden forciert. Die kooperative Arbeit in Dreiergruppen kann dann dazu beitragen, das soziale Lernen bzw. die Interaktions-, Kooperations- und Teamfähigkeit der Gruppenmitglieder*innen zu fördern (vgl. Hemmer, 2011).
Auswertung der Exkursionsaufgaben
Die Auswertung der Aufgaben am Exkursionstag erfolgte in einem Gruppengespräch am Ende des Tages. Alle Exkursionsteilnehmer*innen standen in einem Kreis und wir übernahmen die Moderation des Auswertungsgespräches. Jede Aufgabe der verschiedenen Gruppen wurde durchgesprochen und die Ergebnisse in einem Padlet zusammengetragen. Diese Ergebnisse sind in den unteren Abbildungen zu sehen. Des Weiteren haben wir nachträglich unseren Erwartungshorizont als Gruppe 1 eingetragen, da die eigentliche erste Gruppe der Landratten ihre Ergebnisse aufgrund von Internetproblemen nicht eintragen konnte. Bei den Wasserratten haben sich nur zwei Gruppen während der Kajaktour zusammengefunden, sodass auch hier die erste Gruppe der Erwartungshorizont von uns ist.
Da die erstellten Wirkungsgefüge der Gruppen in der Padlet-Übersicht schwer zu erkennen sind, könnt ihr sie hier noch einmal etwas größer sehen.
Reflexion der Planung und Feedback
Nun möchten wir zu der Reflexion des Exkursionstages übergehen. Zunächst möchten wir auf die Planung und Durchführung zu sprechen kommen und danach auf das Feedback der Studierenden zu unserem Exkursionstag eingehen.
Als wir die Themen für die Tage während der Spanien-Exkursion vergeben haben, wussten wir nicht ganz, was wir uns zu dem recht allgemeinen Thema „Mittelmeerraum“ vorstellen sollten. Wir haben zwar gute Tipps von Martin erhalten, allerdings haben wir bei anderen Gruppen ähnliche Programmpunkte entdeckt. Da wir eine Dopplung verhindern wollten standen wir vor dem erneuten Problem, welche Exkursionspunkte wir in unserem Tag einbeziehen möchten. Zusätzlich war das Problem, wie vermutlich für alle, dass wir noch nie vor Ort waren und die Planung in Deutschland hauptsächlich über Google Maps machen mussten.
Wir recherchierten mögliche Exkursionsorte und -unternehmungen und fanden leider recht wenig. Zuerst dachten wir an eine Bootstour von Peñiscola aus, mit einem Hauptaugenmerk auf den Wasserschutz im Mittelmeerraum. Da allerdings auf mehrere Anfragen nie eine Rückmeldung der Veranstalter der Bootsrundfahrten kam, mussten wir umdenken. Wir wussten nicht, ob sich eine Bootstour spontan mit so einer großen Gruppe vor Ort planen lässt.
Somit entschlossen wir uns das Hauptthema „Wasser“ und „Wasserschutz“ beizubehalten und suchten nach einem Ort, an dem wir dieses Thema behandeln könnten. Unsere erste Wahl fiel auf den Ort Castellón de la Plana. Dort gab es in der Nähe den Stausee Embalse del Sichar bei Onda und wir wollten ursprünglich nach dem Stausee in Castellón de la Plana den Fischmarkt ansehen. Allerdings wären die Fahrtzeiten sehr lang gewesen und wir entschieden uns, nur den Stausee anzufahren. Des Weiteren bietet der Stausee eine andere Kulisse als die anderen geplanten Exkursionstage. Wir haben an diesem Tag eine andere Vegetation und Süßwasser gesehen, wodurch Abwechslung in die Exkursion kam und auch Probleme des Süßwassers besprochen werden konnten.
Wir haben gesehen, dass an dem Stausee eine Kajaktour angeboten wird und wir entschieden uns, die Gruppen in „Landratten“ und „Wasserratten“ einzuteilen. Die Erstellung der Aufgaben war innerhalb der Gruppe recht einfach, da wir einen guten Austausch hatten.
Im folgenden Abschnitt möchte ich zu dem Feedback der Studierenden kommen. Am Ende des Exkursionstages haben wir die Studierenden um Feedback gebeten. Dafür haben wir eine Blitzlichtrunde gemacht. Allgemein wurde unser geplanter Tag gut bewertet. Die Studierenden fanden den gewählten Exkursionsort und die Aufgaben ansprechend. Der Stausee konnte viele Gesprächsthemen anheizen. Über die touristische Nutzung bis hin zu den Auswirkungen eines Stausees auf seine Umwelt.
In unseren Aufgabenstellungen wollten wir durch die Gruppenaufteilung eine Vielfalt an Themen abdecken. Die Gruppen, die an Land geblieben sind, haben sich vor allem mit Themen wie den Tourismus, Umweltauswirkungen des Stausees und den Klimawandel beschäftigt. Die anderen Gruppen, die mit dem Kajak auf dem See unterwegs waren, haben sich die Qualität und die Verschmutzung des Wassers angeschaut. Zudem sollten sie sich über die Auswirkungen von verschmutzten Gewässern informieren und Lösungen sowie Beispiele für eine Wasserreinhaltung überlegen.
Diese Gruppenaufteilung kam bei den Studierenden sehr gut an. Wir stellten die Studierenden am Anfang des Exkursionstages vor die Wahl. Sie konnten entscheiden, ob sie die Kajaktour machen oder an Land bleiben möchten. Da nicht alle eine Kajaktour machen wollten oder sie sich nicht trauten konnten wir durch die Gruppenaufteilung eine gute Alternative anbieten. Allerdings kam bei den Gruppen, die an Land geblieben sind, ein anderes Problem auf. Wir sagten zu den Studierenden, dass sie sich selbst in drei Gruppen einteilen sollen. Dies hat leider nicht gut funktioniert, da sich die Gruppen ungleich aufgeteilt haben. Die Studierenden die sich bereits kannten haben sich zu einer großen Gruppe zusammengeschlossen, sodass die übrigen sehr kleine Gruppen gebildet haben bis hin zu einer einzelnen Person als Gruppe. Dieses Problem könnte durch eine vorherige Zuordnung der Gruppen behoben werden. Die Gruppeneinteilung kann durch unterschiedliche Methoden, von Durchzählen bis Fäden ziehen oder Süßigkeiten, geschehen. Ziel sollte es allerdings für unseren Projekttag sein, drei etwa gleich große Gruppen einzuteilen damit bei der Aufgabenbearbeitung ein kreativer Austausch stattfinden kann.
Die Kajaktour soll zudem sehr schön gewesen sein. Die Studierenden berichteten von mehreren Inseln in dem Stausee und schönen Bergen drum herum. Am Ende des Tages haben wir jedoch von anderen Studierenden auch den Wunsch gehört, dass wir selbst den See nicht touristisch nutzen sollten, wenn der Tourismus problematisch sein soll. Wir wollten allerdings dadurch eine kritische Auseinandersetzung schaffen, die sich in dem Abschlussgespräch auch ergeben hat.
Beim Feedback wurde zudem der Wunsch erwähnt, dass auch gern die Themen mehr auf den durch den Stausee verursachten Wassermangel gelenkt werden können. Dieser ist in der Umgebung allgegenwärtig. Hierzu könnte das nächste Mal eine Aufgabenstellung entworfen werden, bei der sich sowohl die Gruppen auf dem Wasser, als auch die an Land mit ihrer Umgebung vertrauter machen müssen. Dies könnte durch eine Beobachtungsaufgabe bei einer kurzen Wanderung oder während der Kajaktour erfolgen. So können sich die Studierenden näher mit ihrer Umgebung befassen und mögliche Auswirkungen direkt an ihrer Umwelt erkennen.
Positiv erwähnt wurde die Zeitaufteilung von den Aufgaben. Wir haben die Bearbeitungszeit der Aufgaben so gewählt, dass die Gruppen auch Zeit haben sich den Ort genauer anzusehen. Dies würden wir so beibehalten, da wir die Zeit vor Ort nicht nur mit den Aufgaben verbringen wollten. Wir wollten, dass sich die Studierenden mit dem Ort vertraut machen können und das haben wir wohl auch geschafft.
Außerdem wurde die Struktur des gesamten Tages positiv hervorgehoben. Wir haben uns entschieden mit einen kurzen Input zu beginnen. So können sich die Studierenden verorten und sich schon einmal mit ihrer Umgebung vertraut machen. Anschließend haben wir die Gruppenarbeit begonnen und zum Ende des Tages hin die Auswertung.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Exkursionstag ein Erfolg war. Wir haben an dem Tag andere Einblicke über die Ressource Wasser erhalten und uns über andere Themen wie Wasserverschmutzung unterhalten können. Zudem konnten wir eine kritische Auseinandersetzung in der Diskussionsrunde führen.
Unsere Literatur
Ohl, U. & Neeb, K. (2012). Exkursionsdidaktik: Methodenvielfalt im Spektrum von Kognitivismus und Konstruktivismus. Braunschweig: Bildungshaus Schulbuchverlage.
Hemmer, M. (2011). Schülerexkursionen im Geographieunterricht–Grundzüge der Exkursionsdidaktik und-methodik. Außerschulische Lernorte bilingual, 85.
Wir hoffen ihr habt durch diesen Blogeintrag einen guten Einblick in unseren Exkursionstag bekommen und etwas mehr über den Gewässerschutz und die Auswirkungen eines Stausees gelernt. Lest euch gern noch andere Blogeinträge durch, viel Spaß!
– Pauline Dittrich, Marie Feige und Sophia Liesche