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1. Dez 2022

Die „Fincas Reanimadas“ in Cervera del Maestre

Verfasst von

– ein Blogpost von Pauline Hollstein

Auf unserer Exkursion nach Spanien im September 2022 durften wir am 12. September Julien nahe Cervera in seinem landwirtschaftlichen Betrieb besuchen. Er und seine Frau Vero kommen ursprünglich aus Deutschland und sind im Jahr 2018 mit ihren Kindern nach Spanien ausgewandert. Sie haben beide Naturschutz und Landschaftsplanung studiert und als Grund für die Auswanderung den Wunsch eines nachhaltigeren Lebens genannt. Dieser Wunsch führte sie schließlich nach Cervera del Maestre, einem kleinen Dorf nahe Peñíscola, in der Region Castellón.

Auf der Suche nach einer Arbeit in der Region, stand es für Julien schnell fest, einen „grünen“ Beruf ausüben zu wollen. Anfangs empfand er die Arbeitssuche als sehr mühselig, was sich jedoch 2019 änderte. In diesem Jahr gründete die Familie die fincas reanimadas, ein kleines Unternehmen, welches die ökologische Landwirtschaft in der Region fördern möchte. Julien spricht von der Vision, die Kulturlandschaft, um das Dorf zu erhalten und zu stärken. Außerdem soll die schonende Bewirtschaftung für eine Erhöhung der Artenvielfalt sorgen. 

Auf den landwirtschaftlichen Flächen, die Julien bewirtschaftet, wachsen in erster Linie Oliven und Mandelhaine. Neben diesen bekannten Erzeugnissen findet man auch den Johannesbrotbaum vor. Der Name mag vielleicht etwas irreführend sein, denn Brot wächst an daran nicht. Aber wie Johannesbrot und auch die anderen Produkte weiterverarbeitet werden, dazu kommen wir später.

Zunächst war es sehr spannend zu erfahren, wie Julien und seine Angestellten überhaupt arbeiten. Er erzählte uns, dass auf Gifte und Dünger verzichtet wird, und sie ebenfalls keine Subventionen oder EU-Hilfen bekommen wollen, damit sie freier handeln können. So richtet man sich ausschließlich an den Jahreszeiten, die die Ernte und Arbeiten auf den fincas reanimadas bestimmt. Die wichtigsten Jahreszeiten stellen Herbst und Winter dar, denn dann wird geerntet. Um eine gute Ernte zu erzielen, werden bereits im Frühjahr und Frühsommer die Bäume verschnitten und der Boden bearbeitet. „Im Sommer werden die Bäume mit Freischneider und Balkenmäher unter der Krone von Aufwuchs befreit, um im Herbst und Winter die Ernte erreichen zu können“ (fincas reanimadas, 2022). 

Die Ernte unterscheidet sich stark von der konventionellen Landwirtschaft. Julien erzählt uns, dass weder gepflügt noch gewalzt wird. Das bedeutet, dass die Arbeiten zeitintensiver sind und im Sommer wegen der Wärme sehr früh beginnen. Die Bäume müssen bis zur Ernte so freigemäht sein, dass sich problemlos die Netze zum Auffangen darunter stellen lassen. 

Wir haben die Fincas Reanimadas zur Zeit der Johannesbroternte besucht und Julien und seinem Mitarbeiter bei dem Sammeln geholfen. Die Schoten des Baumes haben uns etwas an getrocknete Bananen erinnert. Sie werden mit Stöcken von den Ästen geschlagen und anschließend per Hand vom Boden aufgesammelt. Wir durften das Fleisch der Frucht sogar probieren. Unverarbeitet soll es leicht süßlich schmecken und an Karamell und Kakao erinnern. Das haben wir etwas anders gefunden, aber das ist ja Geschmacksache. 😉

Das Johannesbrot hat allerdings zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten in der Lebensmittelindustrie. Die Schoten finden als Kakaopulverersatz Verwendung in Aufstrichen, wohingegen die Kerne zu Mehl verarbeitet als Verdickungsmittel für Soßen, Pudding und sämtliche Süßigkeiten eingesetzt werden.

Nachdem die Johannesbroternte abgeschlossen ist, folgt im September die Mandelernte. Die Mandelbäume prägen besonders im Februar die mediterrane Landschaft. Die sogenannte „Mandelblüte“ ist durch ihre rosa Farben bekannt. Im Laufe des Jahres dürren die Bäume aus, allerdings tragen sie die doppelt eingepackten Mandeln. Entfernt man beide Schalen, sieht man die uns aus den Supermärkten bekannte Nuss. Schade, dass wir für die Ernte noch etwas zu früh waren, aber wir haben im Ort auch ein paar Mandeln von den Bäumen naschen können.

Die Olivenernte, die wir auch nicht erlebten, bildet laut Julien den Abschluss und gleichzeitig den Anfang eines landwirtschaftlichen Jahres und findet von Ende September bis Ende November statt. Die Oliven werden ebenfalls in Netzen eingesammelt und in der Olivenmühle nahe Cervera verarbeitet (die haben wir am ersten Tag auch besucht und waren sehr begeistert!). Da die Oliven noch vom Baum geerntet werden, wenn sie reif sind, schmeckt das Öl frischer als die meisten konventionellen Öle.

Literatur

Rivera Hisge, J. (2022) “Fincas Reanimadas”. Verfügbar unter:  https://fincasreanimadas.com

Über Sophia Liesche

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