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Populismus II – Wo bleibt die Linke?

Die meisten Parteien Deutschlands scheinen im Moment von den gesellschaftlichen Reibungskräften zermalmt zu werden.
Besonders der Populismus, der die AfD prägt und mit dem die Grünen zumindest liebäugeln, treibt die Gesellschaft immer weiter auseinander.

Natürlich ist es auch genau
dieser Populismus, welcher diesen beiden Parteien ihren Aufschwung gibt und sie so zu dem Jing-Jang-Ost-West-Rechts-Links-Partei-Duo macht, dessen Themen den politischen Diskurs der letzten Jahre bestimmt hat.

Wo an dieser Stelle einfach erklärt werden kann, warum Parteien wie FDP, CDU oder selbst die SPD zurzeit schwächeln, stellt sich die Frage bei der Linken mehr.

So ist sie doch die wahre linkspopulistische Partei Deutschlands und wurde dafür oft und gerne von den anderen Parteien durch den Dreck gezogen.

Warum schafft sie es nicht mal jetzt, wo Populismus doch Hochkonjunktur hat, Wahlerfolge zu erzielen?
Warum verliert sie bei der Europawahl sogar an Stimmen?
Und warum schafft sie es parallel dazu in Bremen – zum ersten Mal in einem westdeutschen Bundesland – in die Regierung, zusammen mit SPD und Grünen?

Es scheint, die Linke weiß selbst nicht so ganz, was sie tun soll: auf der einen Seite bringt sie sich in Position für rot-rot-grün (gerne wäre sie wohl die Mehrheitsbeschafferin im Bund, auf der anderen Seite verliert sie Stimmen – und Wahlverlierer machen meist unbeliebte Regenten.

„Wir stehen daher vor vielen Fragen und wollen euch um eure Meinungen bitten: Wie können wir die Forderungen nach Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit zu einer konkreten Utopie der Systemalternative verbinden? Wie machen wir noch besser deutlich, dass man beim Klimaschutz zugleich die Eigentumsfrage stellen und sich mit den großen Konzernen und mächtigen Wirtschaftsinteressen anlegen muss? Gelingt uns die Verbindung zu den Kämpfen um bessere Arbeit, die zum Leben passt, beispielsweise durch
Umverteilung von Arbeitszeit?“, so äußerte sich der Vorsitzende der Linken, Bernd
Riexinger, selbst nach der Europawahl.

Dabei hätte man noch kürzlich davon ausgehen können, mit der Linken gehe es jetzt bergauf: der interne Richtungsstreit zwischen dem nationalistisch angehauchten Kurs unter Sahra Wagenknecht und dem links-liberalen Kurs Katja Kippings endete mit einem Sieg der letzteren – Wagenknecht zog sich aus gesundheitlichen Gründen vom Fraktionsvorsitz zurück.

Doch konnten mit diesem links-liberalen Katja-Kipping-Kurs (KKK) offenbar keine neuen Wähler begeistert werden.

Zunächst liegt das an der Linkspartei und ihrer komplizierten Beziehung zum Osten.

Gerne wird gesellschaftlich resümiert, dass die Linke deshalb im Osten so stark ist, weil dort noch immer die ehemaligen, loyalen Ostbrote sitzen und weiterhin fleißig die Linke wählen.

Die Wahlergebnisse der Linken 1990 lagen jedoch im Osten bei lediglich zehn bis fünfzehn Prozent. Erst 1994, als in den neuen Bundesländern die Ernüchterung über die BRD einsetzte begann die Linke zur Lokalpartei des Ostens zu avancieren.
Ihre Wählerschaft stellte jetzt nicht nur ehemalige Funktionäre dar, sondern spiegelte den Durchschnitt der Bevölkerung wieder.

Nachdem man in der Regierung Kohl nämlich zunächst davon ausgegangen war, dass die wirtschaftliche Entwicklung der BRD einen Beitritt mit schnellem Wiederaufbau der DDR gewährleisten würde, fand man später heraus, dass sich Ostdeutschland seit Jahren auf den Bankrott zubewegte, die SED-Führung die Statistiken und Daten nur gefälscht hatte.

Um Honeckers Konsum – und Sozialpolitik zu finanzieren wurden Investitionen seit den 1970er Jahren stark zurückgefahren, was veraltete Maschinen und Infrastruktur zurücklies.
DDR-Unternehmen hatten so durchschnittlich nur ein Drittel der Produktivität ihrer westdeutschen Konkurrenten, wenig weltmarktfähige Güter, verursachten enorme Umweltschäden, saßen auf riesigen Schuldenbergen – und wurden jetzt auf den offenen Markt geschmissen; die Wirtschaft kollabierte in kürzester Zeit und bis Ende 1990 sank das Bruttosozialprodukt um mehr als 18,5%.

Die Treuhand, welche ihre Arbeit eigentlich mit einem hohen Plus abschließen sollte, musste schließlich für jede D-Mark, die sie einnahm, drei investieren, um
Umweltschädigungen zu beseitigen oder Altschulden abzutragen; die ursprünglich (wegen des erwarteten und versprochenen Engagements von Investoren) in den neuen Bundesländern erwarteten Mehreinnahmen an Steuern blieben aus.

So flossen von 1991 bis 1999 1,2 Billionen DM in den Aufbau und Erhalt des Ostens.
Die Arbeitslosigkeit stieg auf durchschnittlich 15%, 1993 sagten 75% der Ostdeutschen in einer Meinungsumfrage des „Politbarometers“ der Forschungsgruppe Wahlen, dass sich die
Gesellschaft ihrer Meinung nach in einer „schweren Krise“ befindet.

Über 50% hielten die wirtschaftliche Lage in den neuen Ländern nicht nur für schlecht, sondern gaben auch an, dass sie denken, die Wirtschaft werde so schlecht bleiben.

Der wirtschaftliche Aufschwung, welcher einer der Hauptgründe der Ostdeutschen war, der BRD beizutreten, anstatt auf eine neue Verfassung zu pochen, blieb aus. Während so die Enttäuschung im Osten stieg, stieg sie im Westen gleich stark, welcher für die immensen Kosten der Wiedervereinigung aufkommen musste.

Weiterhin sollte das Eigentum, welches nach dem 7. Oktober 1949 enteignet wurden war wieder an die ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben werden.

Das Prinzip „Rückgabe vor Entschädigung“ führte allerdings zu noch mehr Frust unter den Ostdeutschen, von denen sich nun viele nach jahrelangem Besitz mit Rückgabeansprüchen, Kündigung und Existenzverlust konfrontiert sahen.

Ohne wirtschaftlich vom Systemwechsel zu profitieren stellte sich schnell die Frage:
Warum dann überhaupt ein Systemwechsel?

Natürlich, das Ende der DDR bedeutete für die Bürger Ostdeutschlands vor allem eins: Freiheit.

Doch es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Spaltung Deutschlands in zwei verschiedene Systeme, beeinflusst von zwei verschiedenen Supermächten, diese beiden
Teile auch hat in verschiedene Richtungen Entwickeln lassen.

Es wäre vermessen zu behaupten, dass sich nach vierzig Jahren der unterschiedlichen
Entwicklung, nach fast dreißig Jahren buchstäblicher Isolation der Ostdeutschen, nichts geändert hat, beide Länder kulturell identisch sind.

(Gedankenabsatz: Generell ist der Kulturbegriff ja schon schwammig, selbst im ehemaligen Westdeutschland ist es schwierig zu sagen, was genau die dortige Kultur ist: das Oktoberfest in München, der Karneval in Köln oder etwa der Fisch aus Hamburg?

Und selbst, wenn wir ausschließlich nach Hamburg schauen, so können wir dort an einem Abend einen leckeren Fisch von Europas drittgrößtem Hafen essen, etwas später in der Elbphilharmonie Bach lauschen und noch später auf der Reeperbahn tun, was auch immer man eben gerne so tut. Was „Kultur“ und „deutsche“ Kultur überhaupt sind, ist also ziemlich schwierig zu sagen.)

Doch ist definitiv festzuhalten, dass, wenn bereits in einer Stadt die kulturellen Unterschiede so groß sein können, die kulturellen Unterschiede zwischen zwei physisch voneinander abgegrenzten Gruppen noch viel größer sind.
Das ist auch gar nichts negatives (Südafrika hat elf offizielle Landessprachen und Multikulti funktioniert weitestgehend gut), doch ist es etwas, was anerkannt werden sollte.

Dies ist oft nicht geschehen.

Abgesehen von den niedlichen Dokus über Trabis und den ernsten Dokus über die Stasi, die jedes Jahr am 9. November auf den öffentlich-rechtlichen laufen, gab es lediglich eine geringe bis gar keine Rezeption der DDR-Kultur.

Schnell können so die Wahlerfolge der Linken erklärt werden: nachdem die wirtschaftlichen Erwartungen ausgeblieben sind und man sich in der Bundesrepublik als Bürger zweiter Klasse mit einer ostdeutschen Identität gefühlt hat, wurde dem Bedürfnis, sein Ossi-Sein auszutragen, durch die Wahl der Linken ein Ventil gegeben.
Man hoffte, seinen neugewonnen politischen Einfluss so nutzen zu können.

Dies blieb leider aus: für die Westdeutschen blieb die Linke (damals PDS) das Kind der SED und somit unwählbar. In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts, nach dem Zusammenbruch der UdSSR und dem Sieg des Westens im kalten Krieg, war die Unterlegenheit des Sowjetsozialismus für alle klar und offensichtlich.

Eine Wahl der PDS war unter diesen Bedingungen unmöglich, was zur Folge hatte, dass sie zur Lokalpartei des Ostens wurde, jedoch zu wenig Macht hatte, um auf Bundesebene etwas bewirken zu können.

Es kann durchaus angenommen werden, dass in dieser ausweglosen Situation viele Ostdeutsche ihr Vertrauen in die demokratischen Institutionen des Landes verloren – eine Entwicklung, welche heute an den überragenden Ergebnissen der AfD im Osten abgelesen werden kann.

Natürlich: die Teilung Deutschlands ist nicht allein schuld an dem Aufstieg der AfD (ansonsten wären Rechtspopulisten in anderen Ländern nämlich wesentlich schwächer), trotzdem hat sie einen nicht unwesentlichen Beitrag dazu geleistet.

Ebenfalls Schuld daran trägt die Linke nämlich selbst: irgendwann zwischen der Mitte der 1990er Jahre und dem Jahr 2015, wo der kometenhafte Aufstieg der AfD im Osten aufgrund der Flüchtlingswelle begann, muss die Linke dort Platz gemacht haben.

Zurückzuführen ist dies (meiner Bescheidenen Ansicht nach) hauptsächlich auf den Richtungsstreit zwischen Kipping und Wagenknecht, der (glaube und hoffe ich) irgendwo weiter oben schonmal erwähnt wurde.

Kipping vertrat mit ihrem linksliberalen Kurs nämlich eine städtische Position. Mit dieser Ausrichtung hatte sie gehofft das Milieu, welches gerade die Grünen wählt, ansprechen zu können: Bildungsbürgertum, junge Menschen.

Wagenknecht wollte hingegen das Gegenteil: sie wollte die Menschen auf dem Land erreichen, die „einfachen Leute“. In der Hinsicht ist sie wohl populistischer.

(Gedankenabsatz: Obwohl man ja sagen muss, dass auch Identitätspolitik, wie sie Kipping oder die Grünen betreiben, im Kern ziemlich populistisch ist. Beides beschäftigt sich mit der Darstellung einer bestimmten Gruppe der Gesellschaft als privilegierte Elite, während der
Rest irgendwo rumdümpelt.

Ich möchte ja nicht sagen, dass das nicht so ist (grundsätzlich finde ich nämlich Linkspopulismus keine schlechte Sache) aber ich möchte einfach auch hier nochmal den Populismus bei den Grünen hervorheben (in Bezug auf „Populismus I“)
beziehungsweise auch bei den Linken (in Bezug auf diesen Text).)

Durch die inneren Streitigkeiten an sich hat die Partei bereits Zuspruch verloren, unglücklicherweise ging der Zwist dann auch noch in dem unzufriedenstellenderen Ergebnis aus.
Unzufriedenstellender deswegen, weil nun niemand befriedigt ist: die Linke verliert ihre Landwähler an die AfD (aus offensichtlichen Gründen) und ihre Stadtwähler an die Grünen (das identitätspolitische Original).

Es sollte an dieser Stelle auch angemerkt sein, dass das städtische, wohlsituierte
Bildungsbürgertum bisher auch gar keinen wirklichen Grund hat, die Linken zu wählen.
Die „Parteien der Mitte“ sind für diese Gruppe meist ansprechender.

Ein bisschen Identitätspolitik wird hier niemanden überzeugen, höchstens ein paar Studentinnen und Studenten, radikale Feministinnen, denen die Grünen nicht rot genug sind.

Ziemlich schnell lassen sich jedoch auch Lösungsansätze finden, denn in der Misere der Linken steckt auch ihre Rettung.

Dass sie Wähler an die AfD und an die Grünen verliert, weiß sie.
Dass diese beiden Parteien gerade die erfolgreichsten sind, weiß sie auch.

Sie muss sich auf das fokussieren, was schon immer ihre Stärke war: Visionen.

Das ist wirklich wonach die Menschen bei Grünen und AfD suchen: einem Richtungswechsel.

Die Linken haben diese Idee des Richtungswechsels seit Jahrzehnten perfektioniert und stehen jetzt ohne Konzept da? Jetzt?! Wo es höchster Zeit ist Konzepte vorzulegen?!!

Aus meiner Sicht wäre es doch für die Linke ein leichtes eine Vision vorzustellen. Sie muss ökologisch und sozial sein. Sie muss Antworten auf die Probleme unserer Zeit liefern.

Im Kern muss sie einend sein!

Die Linke muss eine Partei für alle Deutschen sein.
Im Moment inszeniert sie sich noch
immer als Partei der Armen und schlecht Gebildeten (von welchen sie ja auch primär
gewählt wird (und welche auch zu überdurchschnittlich großen Anteilen in
Ostdeutschland wohnen!)), doch sie muss dieses Narrativ überkommen.

In einer Gesellschaft, die immer weiter auseinanderdriftet, sehnen sich Menschen nach Zusammenhalt. Die Linke muss diesen Aspekt betonen.

Sie muss sich (zunächst) streng von der alten Parteiführung mit DDR-Vergangenheit
verabschieden.
In den Länderparlamenten mögen diese möglicherweise noch akzeptabel sein, doch auch hier sollten sie mindestens in den nächsten zwei Jahrzehnten ausgetauscht werden.

Es muss eine ganz klare, finale Distanzierung zur SED geben. Diese muss mit einer neuen Parteiführung einhergehen, welche aus West und Ost kommt. Nur mit einem so drastischen
Neuanfang kann garantiert werden, dass die Linke endlich zu einer legitimen deutschen Partei wird, die den Ludergeruch der Diktatur endlich hinter sich lassen kann.
Nicht unbedingt, aber vielleicht wäre hier auch eine weitere Namensänderung möglich.

Das Programm der Partei muss dann alle deutschen Ansprechen: der Westdeutsche, der wütend ist, weil sein Geld in den Osten geflossen ist muss sich genauso angesprochen und
verstanden fühlen wie der Ostdeutsche, der sich von solchen Westdeutschen niemals angesprochen und verstanden gefühlt hat.

Hier bestehen Konflikte in der Gesellschaft – Wut, die scheinbar aus dem nichts kommt, doch sie kann aus dem Volk herausgehört werden.

Was das Problem drastisch verschärft sind die Folgen des globalen, neoliberalen und
digitalen Kapitalismus der letzten Jahre.

Aufgrund der Adjektive, die der Kapitalismus in den letzten dreißig Jahren seit dem Ende des kalten Krieges erhalten hat, sind die Problemen desselbigen nun nicht mehr wirklich national einzudämmen.

In diesen letzten dreißig Jahren wurden nämlich vor allem die Regionen des ehemaligen Ostblocks hart durch den Neoliberalismus getroffen. „Cheap Labor“ wurde nach Osteuropa exportiert.

Die marktorientierte Politik seit Anfang der 2000er (mit Teilzeit, Minijobs, etc.) trifft vor allem die noch immer wirtschaftlich schwächeren Regionen östlich der ehemaligen Mauer.

Aufgrund dessen ist die AfD wohl im Osten so viel stärker als im Westen – das ist die Region, die nicht nur enttäuscht von der Wende ist und sich kulturell missverstanden fühlt, sie ist auch noch vom Neoliberalismus am härtesten getroffen.

Dass die AfD auch im Westen existiert, bedeutet, dass es dort auch Menschen gibt, die sich von ihr angezogen fühlen; dass es weniger sind, ist wohl der Fall, wegen der geringeren Menge an von Merkel und Schröder enttäuschten Menschen.

Es besteht die einmalige Chance der Linken aufzutrumpfen und zu sagen: „Gesellschaft,
schaut her: alles, wovor wir euch vor Jahren gewarnt haben, ist eingetreten. Hört jetzt auf uns.“

Hinzu kommt nämlich auch, dass sich die Linke durch einen Wechsel im Führungspersonal stark verjüngen würde und ich finde Jugend braucht diese Partei dringend!
Alle dort wirken so steif und alt und hart, immer mit irgendeinem flotten Spruch auf den Lippen oder irgendwelcher altbackener, marxistischer Kommunikation a la „Wir kämpfen gegen die Industriemogule und Großkonzerne!“, als wären sie alle aus der gleichen Fabrik für marxistisch-leninistische Politiker entsprungen.

Bernd Riexinger sprach weiter oben in seinem Appell an die Mitglieder der Linken von einer „konkreten Utopie der Systemalternative“, doch ist es genau diese tollpatschige Kommunikation, die unbedingt vermieden werden muss!

Wie soll denn der Wähler an die Linke glauben, wenn der Chef der Partei selbst ihre Ideen als utopisch bezeichnet?

Mit neuem, jungen, charismatischen Personal könnte die Linke gut eine strengere Politikg gegen die Unternehmen durchsetzen (vielleicht sogar fordern, dass dies europaweitg geschieht; den Kern einer solchen Politik würde immer eine Politik bilden, die versteht, dass viele der innenpolitischen Themen unserer Zeit nur über gute Außenpolitik zu lösen sind).

Eine Demokratisierung – zumindest eine Teil-Demokratisierung von Unternehmen – wäre plötzlich nicht nur denkbar, sondern auch möglich.

Anstatt Aktien: warum nicht eine
direkte, gleiche Beteiligung aller Mitarbeiter an den Einnahmen? So würde für alle Mitarbeiter der Anreiz bestehen zu arbeiten und so hätte jeder Arbeiter auch etwas in der Firma zu sagen.
Auch unfaire Einkommensverteilung wäre ein Problem von gestern.

Für amerikanische Franchiseunternehmen beispielsweise stelle ich mir so eine Umstellung nicht mal so schwer vor – jedes Restaurant ist da ja quasi eine eigene Stelle.
Ich weiß nicht, wie es in anderen Unternehmen funktionieren würde. Man könnte eben alle Unternehmen, die in der EU operieren, auf diese Weise demokratisieren und alle Unternehmen außerhalb einfach so lassen…?
Vielleicht bin ich auch doof, aber theoretisch dürfte es doch da keine Reibung geben.

Zumindest könnte man eine solche Debatte mal anstoßen. Ich meine, ich schreibe jetzt hier sicherlich auch nicht die Weltformel auf, ich sage nur, was ich denke, wie die Weltformel sein sollte.

Ich bin ja glücklicherweise nicht in der Linken und diesen Satz lesen vielleicht außer mir jemals noch drei andere Menschen, also muss ich hier um ehrlich zu sein auch gar keine große konkrete Lösung anbieten.

Die Linke muss es einfach schaffen das Eigentum in der Gesellschaft fair zu verteilen, die Unternehmen zu demokratisieren und gerne auch die Gesellschaft noch demokratischer zu
machen!

Meiner Meinung nach sollten wir alle definitiv mal darüber nachdenken, ob wir Parteien wirklich noch brauchen?

Warum brauchen wir Demokratie über diesen Mittelsmann, warum können wir nicht einfach direkt Repräsentanten wählen, welche dann eine bestimmte Gruppe von Menschen vertreten?

Das würde den Prozess viel durchsichtiger machen, da man sehen würde, welche Regionen wofür und wogegen Stimmen, was es für verschiedene Meinungen und Belange in der Gesellschaft gibt.

Mehrheiten müssten immer wieder neu ausverhandelt werden, aber das wäre zumindest wahrer Volkswille: jede Legislative, die eine Mehrheit findet, kann umgesetzt werden.

Hierzu benötigt es natürlich eines faireren Wahlsystems. Wenn man nur ein Kreuzchen macht, können Kandidaten mit weniger als 25% gewinnen, solange alle anderen noch weniger haben.
Aber das bedeutet mehr als 75% der Wählerschaft wollte diesen Kandidaten gar nicht – das ist nicht wirklich faire Repräsentation.

Anders ausgedrückt: wenn ich im Moment für die Linke stimme, aber die Linke nicht stärkste Kraft in meinem Landkreis wird, dann geht meine Stimme ins Nichts. Hätte ich an diesem Tag auch zu Hause bleiben können! Die CDU gewinnt in meinem Landkreis.

Aber ich möchte die CDU wirklich gar nicht. Ich hätte, insofern ich gewusst hätte, dass die Linke nicht gewinnt, für die Grünen gestimmt.

Es sollte ein System eingeführt werden, bei
welchem die Kandidaten durchnummeriert werden.

Bei einer solchen Reform würde die Anzahl an Wahlbezirken verdoppelt werden, da die Hälfte der Bundestagsabgeordneten, welche bisher durch die Parteilisten geregelt wurden, ohne Parteien wegfallen würden.

Leider ist dieses System für die Linke schwierig umzusetzen, immerhin ist sie selbst eine Partei.
Daher haben diejenigen an der Spitze grundsätzlich ein viel größeres Interesse daran an der Macht zu bleiben als das Beste für die Bürger zu tun.

Doch selbst ohne diese weitgehenden staatlichen Reformen könnte die Linke ein stabiles, revolutionäres und visionäres Programm schreiben, besonders, da sie im nächsten Schritt die ökologischen Interessen mitnehmen muss.

Der Linken fällt es als einziger wahren linken Partei in Deutschland zu, den Klimawandel auf eine Art und Weise zu bekämpfen, die dem gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht schadet, das heißt sowohl den Reichtum, als auch die durch diesen entstehenden Privilegien, nicht noch weiter und noch ungerechter verteilt.

Schnell befinden wir uns nämlich an einem Punkt, an dem alle Reichen noch weiter jedes Jahr in den Fernurlaub fliegen um für drei Wochen fremde Kulturen kennenzulernen, weil sie sich aus den Steuern rauskaufen können, der „einfache Bürger“ aber nicht mal mehr in seinen Mallorca Urlaub fliegen darf.

Grundsätzlich muss also darauf geachtet werden, dass, wenn es Einschränkungen aufgrund des Klimas gibt, diese von allen Menschen gleich getragen werden.

Vor allem sollte die Linke in diesem Zusammenhang auch ein Konzept entwickeln, wie sie die Kohlearbeiter der Republik (besonders aber die der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik) nach dem (hoffentlich baldigen) Ende der Kohle schnell wieder in äquivalente Jobs bringt.

Die sozialen/ demokratischen/ systematischen Reformen sprechen an dieser Stelle eher die Ostdeutschen beziehungsweise die Landbevölkerung an, während ökologische Reformen das städtische Bildungsbürgertum zufriedenstellen.

Dieses kann sogar mit etwas Identitätspolitik noch zusätzlich befriedigt werden, um eine kritische Masse der Bevölkerung erfreuen zu können darf diese Identitätspolitik jedoch nicht mehr als ein Anstrich sein.
Sie muss gemäßigt sein und in einem Umfang, den man den Menschen schmackhaft machen kann.

Sollte der Plan fruchten, könnte man bei einer erfolgreichen Wiederwahl sogar noch mehr Identitätspolitik mit unterschieben, ein zufriedenes Volk würde dieses aufnehmen, insofern alles andere gut läuft.

Besonders beim Thema Asyl muss sich die Linke Respekt verschaffen: sie darf sich nicht dazu hinreißen lassen mit den Rechten zu flirten, doch ist es legitim zu sagen, dass eine so große Menge an Flüchtenden, wie sie 2015 zu uns kam, den gesellschaftlichen Zusammenhalt belastet.
Die AfD ist der Beweis.

Es müssen Fluchtursachen bekämpft werden (wozu meiner Meinung nach auch ein Ende von Waffenexports sowie Neutralität Deutschlands in der Welt gehört).
Wir sind mit dafür verantwortlich, dass die Flüchtenden in so großen Mengen zu uns kommen und wollen sie gleichzeitig vor die Tür setzen.

Letztlich müssen in diesem Zusammenhang die Flüchtenden, welche in Deutschland bleiben (diese Entscheidung muss übrigens schneller und fairer fallen), schneller und effektiver in Deutschland integriert werden – das bedeutet, dass

1. diese Menschen über Deutschland und die deutsche Kultur lernen müssen, auch und besonders im Kontext zu ihrer eigenen Kultur.

2. diese Menschen in Deutschland wirklich integriert werden müssen! Sie müssen in
Jobs, Ausbildungen, Vereine, … Nur so ist es ihnen möglich Kontakte mit „den Locals“ zu machen, die Sprache und die Kultur (kennen-) zu lernen.

3. den Deutschen auch beigebracht werden muss, was interkultureller Umgang ist.
Auch ihnen müssen die neuen Kulturen erklärt und nähergebracht werden, auch sie müssen die Flüchtenden kennenlernen.

Nur bei gegenseitigem Verständnis und gegenseitigem Respekt ist wahre Integration und gesellschaftlicher Zusammenhalt möglich, doch ein solcher Prozess braucht Zeit, besonders, wenn er eine solche Größe besitzt.

Mit so einem Programm, das linke, humanistische Antworten auf die Fragen unserer Zeit gibt, Freiheiten und Autonomie ausweitet und gleichzeitig gesellschaftlichen Zusammenhalt erhöht, ist es der Linken möglich, die dominierende Partei der Bundesrepublik zu werden – insofern sie es schafft, sich von ihren alten, verbitterten Führungseliten zu trennen und eine charismatischere Spitze einzuführen, die ein solches, visionäres Programm besser umsetzen kann.

Wer nun bis hierhin aufmerksam gelesen hat, kann sich wahrscheinlich schon selbst denken, für welche andere Partei ein visionäres, linkes Programm ebenfalls eine großartige Idee wäre.

Kleiner Tipp: die Partei sucht gerade sogar schon nach einer charismatischeren Spitze.
Und das sogar ziemlich Medienwirksam.

Weiterführende Links: 


„Gestaltung der Wiedervereinigung“:  http://m.bpb.de/izpb/214132/gestaltung-der-wiedervereinigung?p=all

„Wahlergebnisse und Wählerschaft der LINKEN“:  https://m.bpb.de/politik/grundfragen/parteien-in-deutschland/die-linke/42138/wahlergebnisse-und-waehlerschaft

„Warnsignale und Erfolge“:                https://www.die-linke.de/start/news-default-detailseite/warnsignale-und-erfolge/