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Tag 3, 30. August

Meister der Malerei und der Migration – Mistrzowie malarstwa i migracji

Nach – wie sollte es auch anders sein – einem weiteren ausgewogenen Frühstück, brach unsere illustre Gemeinschaft gen polnisches Nationalmuseum auf, wo wir nach schnellem Kennenlernen einheimischer Freunde Frau Doktorin Misevica-Trilitzschs und kurzen technischen Schwierigkeiten beim Ticketkauf in den Genuss einer Führung durch Professor Michał Haake, einem der oben genannten Freunde sowie Experten für Kunstgeschichte, kamen.

Dabei vollzogen wir eine Reise durch die menschliche Existenz zwischen geistiger und materieller Welt, manifestiert in einer Darstellung Johannes des Täufers über barocke Interpretationen des Sündenfalls, hin zu einem, in einem weniger als semifilmreifen Artheist/Kunstraub, entwendeten Monet. Des Weiteren wurde uns mit einem Werk Jacek Malczewskis der „Teufelskreis“ (Błędne Koło) im Sinne des Aufstiegs und Zerfalls menschlicher Zivilisation nähergebracht. Den Abschluss machte das Programm mit einer Kostprobe Roman Opałkas, der die Kunst des Durchhaltevermögens wie kaum ein Zweiter verstand zu meistern. Nach der Führung bekamen wir Zeit und Aufgaben uns auf eigene Faust den noch nicht vorgestellten Opera mit speziellem Augenmerk auf Darstellungen von Frauen & Weiblichkeit in der Malerei, sowie auf die Werke polnischer Kunstschaffender zu widmen.

Um 13.55 Uhr fanden wir uns dann für den letzten offiziellen Programmpunkt des Tages zusammen. Wir besuchten den „Migrant Info Point“ (MIP) im Herzen des Stadtzentrums, wo wir von Frau Czerniejewska, der Leiterin des Zentrums, eine ausführliche Präsentation über die Arbeit des Migrationszentrums und die Situation von Migranten und Flüchtlingen in Polen bekamen.

Der MIP ist eine offene Einrichtung in Poznań, die sich um alle möglichen Probleme von Migranten in der Stadt kümmert. So werden dort Sprachkurse angeboten, Behördengänge organisiert, Anerkennung von Bildungs- und  Arbeitsabschlüssen bearbeitet, es gibt Kinderprogramme und auch Unterstützung bei der Integration von Flüchtlingen und Migranten in den Arbeitsmarkt. Die Behörde besteht dabei aus 10 Festangestellten Mitarbeiter*innen, von denen die meisten selbst eine Migrationsbiografie haben. Auch werden wöchentlich Hilfspakete an ausgewählte Menschen in das ukrainische Kriegsgebiet versandt.

Besonders relevant für die gegenwärtige Arbeit des MIP ist der Krieg in der Ukraine. Polen hat seit der russischen Invasion Millionen Geflüchtete aufgenommen, von denen die meisten Frauen, Kinder und ältere Menschen sind. Dies hat die Arbeit des MIP allein wegen der großen Anzahl vor neue Herausforderungen gestellt.

Als Frau Czarniejewszka ihren Vortrag beendete, wurde uns die Möglichkeit gegeben, Fragen zu stellen. Besonders interessiert waren wir daran, ob sich das Verhältnis von Polen zu den ukrainischen Flüchtlingen seit Beginn des Krieges gerändert hat, welche Menschen im Allgemeinen nach Polen migrieren und welche Relevanz die staatliche Migrationspolitik für die Arbeit des MIP hat. Wie sich herausstellte, scheint die polnische Bereitschaft Ukrainer/innen zu unterstützen immer noch groß zu sein, auch wenn die anfängliche Willkommenskultur langsam abzuebben scheint. Ansonsten scheinen alle möglichen Menschen nach Polen einwandern zu wollen. Und was die Politik anbelangt, wurde uns geantwortet, dass man sich aus Sicht des MIP nur wünscht, dass die Politiker/innen ihre Arbeit gewissenhaft machen und auf die Expertisen derjenigen, die tagtäglich mit Flüchtlingen arbeiten, vertrauen sollten. Gegenwärtig scheint es unzählige Probleme zu geben, die uns Frau Czerniejewska gar nicht alle mitteilen konnte.

Es war ein sehr interessanter Besuch im MIP. Dessen Arbeit ist, wie wir gemerkt haben unschätzbar wichtig. Sie gibt Menschen Halt und wie uns in der Präsentation versichert wurde, schafft das MIP es auch, Geflüchteten wieder neue Hoffnungen und Glück zu geben. Wenn ihr also mal in Poznan sein solltet, schaut gerne mal dort vorbei. Man freut sich auch über jede Form der Unterstützung.

Zum Abschluss des Tages haben wir uns entschieden, Mittagessen und Abendessen zu einem typisch polnischen Obiadokolacja zusammen zu setzen, in einer Pyra Bar einzukehren und eine warme Mahlzeit zu genießen, bevor es im Anschluss entweder zurück ins Apartment oder ins KontenerART ging – einem aus bunt bemalten Containern bestehender Hof, auf diesem an dem Abend Techno Musik live gespielt wurde.

Verfasst von Luke und Bendix

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