Varianten und Einsatzszenarien

Das E-Portfolio ist im Grund eine digitale Sammelmappe, die ganz unterschiedliche sogenannte „Artefakte“ beinhaltet, häufig umfassen sie mehrere Themenbereiche und berühren mehrere Disziplinen. In dieser Mappe liegen also ausgewählte Inhalte, wie Texte, Zeichnungen, selbst produzierte Medien (Audios, Fotos, Videos etc.) oder Verlinkungen zu anderen Quellen. Zusätzlich können Gedanken, Überlegungen, besondere Erfahrungen oder Eindrücke beschrieben werden. 

Eine junge Frau sitzt vor dem Laptop und schreibt.

„Das Portfolio ist mit einem Schaufenster zu vergleichen, in dem aber nur das “ausgestellt“ wird, was die eigene Lernentwicklung und die erworbenen Kompetenzen veranschaulicht.“

Pädagogische Hochschule in Freiburg zum “studienbegleitendes Portfolio”

Das Besondere am E-Portfolio ist, dass die individuell relevanten Inhalte und Erkenntnisse bewusst ausgewählt, strukturiert abgelegt, bezüglich eigener Kompetenzen reflektiert und einer ausgewählten Leserschaft präsentiert werden. Der eigene lernfortschritt bzw. der Lernprozess über eine definierte zeit wird transparent gemacht und mit den ausgewählten Artefakten veranschaulicht.

Wer soll das Portfolio sehen? Für wen ist es?

Je nach Zweck und Ziel wird das E-Portfolio ganz privat und für sich genutzt, für eine ausgewählte Leserschaft verfügbar gemacht oder aber mit allen und der ganzen Welt geteilt. Zu entscheiden ist auch, ob das Portfolio ganz allein und individuell gestaltet (als eigenes Produkt) oder aber in einer Gruppe (Gruppenarbeit) erstellt wird. 

Tipps für E-Portfolios in der Lehre:

  • Die Arbeit mit E-Portfolios sollte eingebettet in die Lehrveranstaltung sein; die Aufgaben im Seminar könnten beispielsweise mit dem E-Portfolio verknüpft werden oder (Zwischen-)Ergebnisse könnten präsentiert werden. 
  • Sehr sinnvoll und ratsam ist es, den Autor*innen einige Leitfragen für die Reflexion mitzugeben; häufig sind sie nicht darin geübt, eigene Lernprozesse und Erfahrungen zu reflektieren (vgl. Qualitätskriterien).

Welche Varianten bzw. Arten von E-Portfolios gibt es?

Je nachdem, welches Ziel du verfolgst, was du im Portfolio wie lange darstellen, dokumentieren und reflektieren möchtest, ist entweder ein mehr prozessorientiertes oder mehr ein produktorientiertes Portfolio sinnvoll. Die folgende Abbildung zeigt, wie E-Portfolios bezüglich des jeweiligen Fokus strukturiert werden können. Ihre Übergänge sind fließend.

Hier werden die drei gängigsten E-Portfolio-Typen gezeigt: Reflexionsportfolio, Entwicklungsportfolio und Präsentationsportfolio; sie unterscheiden sich dahingehend, wie sehr sie eher auf einen (Lern-)Prozess oder eher auf ein (z. B. Kunst-) Produkt orientiert sind.

Selbstreflexion

Egal, ob ich die Arbeit mit und die Gestaltung eines E-Portfolios im Schulunterricht realisiere oder für mich bzw. für ein privates Projekt, entscheidend ist, dass die Inhalte, Beiträge und deren Hintergründe und vor allem die eigene Haltung und die Fähigkeiten überdacht und reflektiert werden. Das eigene Handeln und die eigene Entscheidung müssen immer wieder in Bezug auf die jeweilige Situation angepasst und überprüft werden. Die Reflexion ist zentral und typisch bei der Arbeit mit E-Portfolios. Aus diesem Grund ist eine regelmäßige Betreuung oder auch regelmäßiges Feedback, z. B. durch Peers oder eben die Lehrperson, so wichtig.  

Reflexionskompetenz ist „[…] die Fähigkeit, in der Vergegenwärtigung typischer Situationen des schulischen Alltags einen eigenen begründeten Standpunkt einzunehmen und Handlungsperspektiven auf der Basis eigener Erfahrungen und wissenschaftlicher Theorien argumentativ zu entwickeln und artikulieren zu können.“ 

Leonhard & Rihm, 2011, Erhöhung der Reflexionskompetenz durch Begleitveranstaltungen zum Schulpraktikum? In: Lehrerbildung auf dem Prüfstand 4 (2). S. 244

Anfangs ist es sicher ungewohnt, eigene Wertvorstellungen neu zu betrachten, Erwartungen und tatsächlich gemachte Erfahrungen abzugleichen und ggf. alte Urteile und Meinungen zu ändern. Aber genau das macht die Reflektionskompetenz aus. Reflektieren kann (und muss) gelernt und trainiert werden. Und dies braucht Zeit.

Welche Anwendungsbereiche und Einsatzmöglichkeiten gibt es?

Ein Klassenzimmer. Ein Whiteboard ist zu sehen, davor steht ein Tisch mit Schulmaterialien darauf. (Quelle: Pexels.com)

Die Anwendungsbereiche und Einsatzszenarien sind vielfältig: 

  • Dokumentation von (Medien-)Produkten und Prozessen
  • Organisation von Wissen und Inhalten
  • Reflexion und Selbsteinschätzung, z. B. innerhalb einer Lehrveranstaltung / des Studiums / eines Projektes
  • Berichtswesen im Praktikum oder im Referendariat
  • Prüfungen (innerhalb einer Lehrveranstaltung)
  • Qualifizierung (berufsbegleitend)

Weitere Literatur und Quellen

  • Baumgartner, P., K. Himpsl & S. Zauchner (2009): Einsatz von E-Portfolios an (österreichischen) Hochschulen: Zusammenfassung –Teil I des BMWF-Abschlussberichts “E-Portfolio an Hochschulen”: GZ51.700/0064-VII/10/2006. Forschungsbericht. Krems: Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien, Donau-Universität Krems.
  • Brunner, Ilse (2009). So planen Sie Portfolioarbeit – Zehn Fragen, die weiterhelfen. In: Brunner, Ilse; Häcker, Thomas; Winter, Felix (Hrsg.), Das Handbuch Portfolioarbeit – Konzepte, Anregungen, Erfahrungen aus Schule und Lehrerbildung. Seelze-Velber: Klett Kallmeyer (S. 89-95)
  • Häcker, T. & Winter, F. (2009). Portfolio – nicht um jeden Preis! Bedingungen und Voraussetzungen der Portfolioarbeit in der Lehrerbildung. In I. Brunner, T. H. Häcker & F. Winter (Hrsg.). Das Handbuch Portfolioarbeit. Konzepte, Anregungen, Erfahrungen aus Schule und Lehrerbildung (5. Auflage, S. 227–233). Seelze-Velber: Klett Kallmeyer.
  • Köllner, G. (2020): E-Portfolio. Ein Beitrag auf den Seiten der Digitalen Didaktik-Werkstatt an der Leuphana. Link: https://ddw.web.leuphana.de/2020/04/e-portfolio (Stand: 2.11.2023)
  • Leonhard, T. & T. Rihm (2011): Erhöhung der Reflexionskompetenz durch Begleitveranstaltungen zum Schulpraktikum? Konzeption und Ergebnisse eines Pilotprojekts mit Lehramtsstudierenden. In: Lehrerbildung auf dem Prüfstand 4 (2). S. 240-270.
  • Nückles, M. & A. Renkl (2009): Selbstgesteuertes Lernen durch Schreiben. Lerntagebücher in der Aus- und Weiterbildung. In: Weiterbildung. (5), S. 22–25.
  • Paulson, F. L., P. R. Paulson & C. A. Meyer (1991): What makes a portfolio a portfolio. Educational leadership, 48 (5).
  • Sperl, A. (2019): Kennen Sie schon… E-Portfolios? Blog-Beitrag. Zentrum für Lernen und Onnovation (ZLI) | FernUniversität in Hagen Link: https://www.fernuni-hagen.de/zli/blog/kennen-sie-schon-e-portfolios (Stand: 14.11.2022)
  • Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder. (2014). Standards für die Lehrerbildung: Bildungswissenschaften (Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder (KMK), Hrsg.). Berlin. Zugriff am 14.01.2020.
  • Winter, Felix; Schwarz, Johanna; Volkwein, Karin (2009): Unterricht mit Portfolio – Überlegungen zur Didaktik der Portfolioarbeit. In: Schwarz, Johanna; Volkwein, Karin; Winter, Felix (Hrsg.), Portfolio im Unterricht – 13 Unterrichtseinheiten mit Portfolio. Seelze-Velber: Klett Kallmeyer (S. 21-54).)
  • Zentrum für Lehrer*innenbilung (ZfL) | Uni Köln (o. J.): E-Portfolio im Praxissemester. Link:https://digi lehre.zfl koeln.de/e portfolio-im-praxissemester/ (Stand: 2.11.2023)
  • ZUM Unterrichten (März 2023): Portfolio. https://unterrichten.zum.de/wiki/Portfolio (Stand: 2.11.2023)

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