Alle Beiträge von Johanna Elsner

Kreidezeit 4.0

Im Rahmen des Seminars dachten wir uns, dass es an der Zeit ist, für ein digitales Thema auch ein digitales Projekt durchzuführen.

Wir, das sind Christian, Victoria, Lilli und Johanna, führen euch mit Humor, Facts und Insidern durch den Themenkomplex von KI und Schule, sowie den alltäglichen Herausforderungen als Lehramtsstudierenden. Unser Ziel ist es, eine für euch nahbare Informationsquelle zu schaffen, welche sich nicht nach einer anfühlt.

Hört gern schon einmal hinein und habt viel Spaß dabei.

Eure Chance bei der Langen Nacht der Wissenschaften ist es, Teil dieses tollen Projektes zu werden. Seid gespannt, was euch erwartet.

Rezension: „Sprachreflexion und Sprachbewusstsein fördern – durch und mit Künstlicher Intelligenz“ (Matthias Ballod 2024)

Im Folgenden werde ich den Beitrag „Sprachreflexion und Sprachbewusstsein fördern – durch und mit Künstlicher Intelligenz“ von Matthias Ballod (2024) rezensieren. 

Inhaltszusammenfassung 

Der Beitrag beschreibt „das Spannungsfeld für die Deutschdidaktik und den Deutschunterricht zum Nutzen von Large-Language-Models“ (a.a.O., Abstract), welches einen deutlichen Diskurs eröffnet. Denn wenn man davon spricht, muss man auch den Umfang und den Einsatz mitdiskutieren. Im Text wird die Grundannahme beschrieben, dass „die Beschäftigung mit und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz […] selbstverständlich in den Deutschunterricht [gehört]“ (a.a.O., Abstract) und zwar in mehreren Hinsichten: bezüglich einer breitgefächerten Medienbildung, hinsichtlich des Auftrages des Faches Deutsch und dessen Ziele, in Bezug zur gegenwärtigen Lebenswelt der Schüler*innen sowie in Betrachtung der kommunikativen Herausforderungen, welche sich in Zukunft ergeben (werden) (vgl. a.a.O., Abstract). Daraus ergibt sich laut Matthias Ballod schließlich die letzte Aufgabe: „die Vermittlung von Informationskompetenz [als] zentrale Anforderung an den Deutschunterricht“ (a.a.O., Abstract). 

Zudem wird in dem Beitrag eine fachdidaktische Position zum sinnvollen Einsatz textgenerativer KI-Anwendungen mittels handlungs- und produktionsorientierter Aufgaben angeschnitten, exemplarisch skizziert von einer Mensch-Chat-interaktion zur Sprachreflexion (vgl. a.a.O., Abstract). 

Gliederung des Beitrages

Der Beitrag gliedert sich dabei in folgende Abschnitte: 

  • Künstliche Intelligenz als Teil (hoch)schulischer Medienbildung 
  • Anwendung(en) Künstlicher Intelligenz im Fach Deutsch 
  • Vermittlung von Sprachreflexion und Sprachbewusstheit 
    • Sprachliche Verständigung untersuchen und reflektieren 
    • Sprachliche Strukturen untersuchen und reflektieren  
    • Grammatische und lexikalische Mittel kennen und funktional verwenden 
    • Richtig schreiben 
  • Ausblick: Künstliche Intelligenz (KI) erfordert Informationskompetenz (IK) 

Diskussion 

Im ersten Abschnitt wird angerissen, dass es die Revolution des Chatbots ChatGPT im November 2022 war, welche die Diskussion zu Künstlicher Intelligenz im Schulkontext anfeuerte. Die Meinungen sind kontrovers, denn KI löst einerseits „Phantasien zur Lösung von Problemen im Bildungssystem [aber auch] Befürchtungen zu seinem Zerfall [aus]“ (a.a.O, S.1). Das sind klar abzugrenzende Perspektiven auf die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz im Bildungswesen, welche auch nicht ganz harmlos erscheinen. Im folgenden beschreibt der Autor erst einmal, wie denn solche KI-basierten Chatbots hilfreich eingesetzt werden – von Schüler*innen, aber auch von Lehrer*innen. Ebenso werden die Schwächen aufgezeigt, seien es die unklare Datenbasis oder Halluzianationen, wobei die Systeme klar falsche und unreflektierte Lösungen anbieten (vgl. a.a.O., S.1). Die Reaktionen der Schulen und Hochschulen sind dabei sehr unterschiedlich, jedoch in einem Schnittpunkt festzuhalten: Der Schwerpunkt der Länder liegt auf „Strategischen Handlungsempfehlungen“ und „Verhaltensregeln zum Einsatz der Technologien“ (a.a.O., S.2). Des weiteren wird der Nutzen seitens der Lernenden und der Lehrenden kurz beschrieben, wie zum Beispiel das Erledigen von Hausaufgaben oder Differenzierungsmöglichkeiten für den Unterricht (siehe a.a.O., Seite 2). „Angesichts der rasanten Durchdringung von Lern- u. Arbeitswelt wird sich das Bildungswesen auf ebenso tiefgreifende Veränderungen durch KI einstellen müssen; im Bereich des Wahrnehmens (Spracherkennung…), des Handelns (Natural Language Processing…) und des Lernens (Crowdsourcing…)“ (a.a.O., S.2). Die Frage ist doch aber, wie man sich auf diese Veränderung einstellen muss, dass Künstliche Intelligenz auch tatsächlich Teil (hoch)schulischer Medienbildung wird. Der Teil hochschulischer Bildung kommt in diesem Beitrag leider etwas zu kurz, denn der Schwerpunkt wird schnell auf das schulische Bildungswesen im Fach Deutsch gelenkt, was auch wichtig ist, denn daraus resultieren die Köpfe von später. Doch wäre es hierbei interessant, wie man diese Medienbildung an Hochschulen und Universitäten integriert, um diese an Schulen überhaupt zu gewährleisten. Hierbei kommt auch die Diskussion ins Spiel, welche Bedingungen für Schule grundlegend verändert werden müssten (systematisch). Außerdem kommt der Bezug zur Kontroversität der Thematik, welche zu Beginn beschrieben wurde, etwas zu knapp. Künstliche Intelligenz wird hierbei mehr als Nutzen für die Zukunft beleuchtet, was auch grundlegend sinnvoll ist, wenn man sich die Entwicklung in einer digitalisierten Welt anschaut. Doch für eine Auseinandersetzung müssen ebenso die Risiken aufgeführt werden – nicht um Panik zu verbreiten, sondern um diese aufbrechen zu können und diese weiterentwickeln zu können. Dennoch ist der chancenorientierte Blick des Autors sehr fortschrittlich und wahrscheinlich soll gerade das im Fokus stehen.

Im zweiten Abschnitt wird der rote Faden des Beitrages erkennbar gemacht, wenn es darum geht, die oben genannten Dimensionen von Medienbildung in den Schulalltag zu integrieren. Und eines wird klar deutlich: Die Bedeutung, warum man sich überhaupt in Zusammenhang mit Sprache mit Künstlicher Intelligenz auseinandersetzen sollte. Denn „bedingt durch die generativen KI-Systeme wird Sprache – noch umfassender als ohnehin – zur zentralen Schnittstelle in der Mensch-Computer-Interaktion“ (a.a.O., S.3).  

Im dritten Abschnitt widmet sich der Autor dem Kernthema des Beitrages und der oben genannten Frage des „Wie“ – Wie man Sprachreflexion und Sprachbewusstheit vermittelt und fördert. Hierbei besteht auch hier der curriculare Bezug und somit auch der wissenschaftliche oder zumindest der fachliche Bezug zu der wichtigen Thematik. Der Text bzw. die Förderungsmaßnahmen gliedern sich hier in 3.1 Sprachliche Verständigung untersuchen und reflektieren, 3.2 Sprachliche Strukturen untersuchen und reflektieren, 3.3 grammatische und Lexikalische Mittel kennen und funktional verwenden und 3.4 Richtig schreiben. Sehr gut sind hierbei die konkreten Arbeitsideen im Umgang mit den Schüler*innen, welche sogar mit Beispielen untermauert werden. Diese alle aufzuführen, würde zu weit führen und den Raum für Kreativität nehmen. Diese ist zudem ein wichtiges Mittel, um den traditionellen Grammatikunterricht zu erweitern. Doch um deutlich zu machen, was hier gemeint ist, ein Beispiel: im Punkt Grammatische und Lexikalische Mittel kennen und funktional verwenden findet sich folgendes wieder: „Verhältnis von konzeptioneller Schriftlichkeit/ Mündlichkeit: Welchen Einfluss haben die Systeme generative KI auf die Transformation von konzeptioneller Mündlichkeit/Schriftlichkeit? Welche Transitionen erfolgen, wenn der Nutzer einen Text spricht und der Algorithmus einen Text schreibt – bzw. umgekehrt? Wie verändern sich Gesprächstypen […]“ (a.a.O., S.5). Hier sieht man neben den konkreten Fragestellungen auch gleichzeitig Reflektionsanlässe. „Ein produktiver und kreativer Einsatz generativer KI im Deutschunterricht eröffnet neue methodische und methodologische Zugriffe auf bekannte Konzepte von Grammatik. Die gezielte Beschäftigung im Zusammenspiel mit KI kann eine klassische Grammatik-Vermittlung erweitern, nicht aber ersetzen. Traditionelle Zugänge zu Sprachbewusstheit (Steinig/Huneke 2022, S. 172ff.) lassen sich ebenso integrieren, wie neuere Konzepte, z.B. zum „Funktionalen Grammatikunterricht“ (Ossner 2018) weiterentwickeln“ (a.a.O., S.7). 

Interessant finde ich den Ansatz des Ausblickes: „Künstliche Intelligenz erfordert Informationskompetenz“, welcher zudem noch zusätzlich durch ein Spiel mit den Buchstaben (KI —> IK) unterschrieben wird (S.7). Denn hier wird der Diskurs des Anfangs relativiert, indem der Autor festhält, dass per se erst einmal nicht immer alles positiv oder negativ bewertet werden sollte, sondern das „Warum“ und das „Wie“ in Relation zum Nutzen stehen sollte. Denn der eigentliche Diskurs sollte nicht die Daseinsberechtigung sein, sondern wie man KI sinnvoll einsetzt.   Denn „Anwendungsbezogenes Wissen über Strukturen, Funktionen, Wirkungen und Intentionen semiotischer und medialer Kommunikationssysteme wird kommende Lerngenerationen befähigen, an demokratischen und technologischen Diskursen zu partizipieren, die Grundlage emanzipierter, toleranter und kritischer gesellschaftlicher Teilhabe“ (a.a.O., S.8). 

Können wir aus Suchmaschinen Antwortmaschinen entwickeln ?

Die einen bezeichnen es als Revolution, andere sehen die aufkommenden oder bestehenden Probleme, welche kontrovers diskutiert werden sollten – es handelt sich um KI-Systeme, welche zum ersten mal den Kit zwischen der „Tech-Blase“ und den Menschen, die nie etwas mit Sprachmodellen am Hut hatten, bilden. 

Die Chance, welche hierbei gesehen wird ist, Sprachmodelle mit Suchmaschinen zu koppeln, sodass es den Menschen leicht gemacht wird, ihre Worte, welche sie sich formulieren lassen, auch mit Quellen zu belegen. Das alles klingt in der Theorie recht revolutionär und simpel, man könnte fast meinen, man bräuchte somit keine hunderte Klicks mehr durch Google, um an seine Recherche zu kommen. 

Das Problem, was sich hierbei jedoch ergibt ist, dass KI-Systeme noch eine hohe Fehlerquote haben und falsche Aussagen treffen. Beispielsweise liegt diese genannte Fehlerquote bei GPT 4 bei 20-30%. Da ist dann die Frage, ob man nun die Richtigkeit auswürfelt oder der Quelle ver- oder misstraut. Wenn man nun den Grundlagen richtig auf den Leim gehen möchte und nicht nur „Hard Facts“ erfahren will, muss man nur Fragen in Richtung Mythen oder Verschwörungstheorien eingeben und die Sprachmodelle kommen an ihre Grenzen. Denn Moral und persönliche Meinung spielen bei den KI-Systemen keine Rolle. 

Wie es im Text auch steht kann man sagen: „Spoiler: Keine der KI-gestützten Suchmaschinen kann derzeit mit einem Menschen mithalten, der die Antworten im Netz recherchiert.“ 

Wie bei allem steckt nicht nur Praktisches, oder eben Unpraktisches, wenn man es zynisch betrachten möchte, dass man jede Quelle eigentlich noch einmal selbst überprüfen sollte, sondern auch kapitalistisches Denken dahinter. Denn mit dem Einzug der Sprachmodelle in die Suchmaschinen ergeben sich auch ganz neue Möglichkeiten für Werbung, beispielsweise mit einer Einebnung dieser in mögliche Antwortmöglichkeiten, wie Microsoft experimentiert. Daraus entsteht allerdings auch eine neue Gefahr – die „Prompt Injections“. „Suchmaschinen füttern ihre Sprachmodelle mit dem Quelltext der gefundenen Webseiten. Angreifer können dort beliebige Prompt-Befehle für ein Sprachmodell verstecken und nicht nur Suchmaschinen, sondern auch Nutzer angreifen“ (c`t Artikel). Auf gut deutsch bedeutet das, dass hierbei alle persönlichen Daten völlig missbraucht werden können, ohne dafür gehackt werden zu müssen.

Beim Stichpunkt Moral und Ethik wird es spannend, wenn man auf die aktuellen Themen wie Gender oder Sexualität schaut oder auch einfach nur auf grundlegende Dinge, die eine Gesellschaft zwangsläufig tangiert – zum Beispiel Politik aber auch Religion. Da ist es spannend, wie diese einfach ignoriert werden können. Hier ein Beispiel: 

Doch bei all der Kritik ist es doch wesentlich zu hinterfragen, ob es denn eine Traumvorstellung ist, aus Such- Antwortmaschinen zu machen. Probleme werden ganz klar definiert und es steht fest, dass es bei den ersten Versuchen auch noch einen langen Weg darstellt, diese Vorstellung wahr werden zu lassen. 

Dennoch wurden diese Gattungen von Suchmaschinen einmal genauer unter die Lupe genommen, denn wenn man mal ehrlich ist, konnten noch nie so viele Menschen an Fortschritt teilnehmen. Und was wäre Fortschritt ohne Probleme? 

Deshalb wurden folgende Suchdienste verglichen: 

  • Bing 
  • Friday
  • Kagi
  • Neeva
  • Perplexity AI 
  • Phind 
  • you.com 

ChatGPT wurde mit allen anderen zusammen zum Vergleich herangezogen, jedoch nicht detailliert erforscht, da es sich hier um einen Anbieter ohne Quellenangabe handelt. 

Im Artikel sind alle Vor- und Nachteile kurz und kompakt zusammengefasst. 

Spannender ist jedoch zu sagen, dass KI-gestützte Suchmaschinen momentan vor allem auf eines setzen – Kreativität. Die Antworten sind randomisiert und somit kann sich einmal völlig „random“ großer Quatsch, ein anderes Mal richtige Fakten generieren.

Die Frage, ob es realistisch ist, auf KI- gestützte Suchdienste zu vertrauen, kann man abschließend nicht ganz klären, denn momentan sollte man sich nicht darauf verlassen, bei all den Halluziationen und Macken der „Suchknechte“. Allerdings sollte man sich auch nicht davor verschließen, denn man kann ein gewissen Potential erkennen, sich einige Zeit zu ersparen. Und anscheinend machen das die Menschen auch nicht, denn es gründen sich täglich tausende von neuen Start – Ups, nur allein dafür, die Revolution der „Antwortmaschinen“ voranzutreiben.