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„In zehn Jahren wird die Schule ganz anders aussehen“ (Anette Kuhn)

Ulrike Cress spricht über ihre Visionen und die Integration digitaler Medien im Schulalltag. Sie betont, dass digitale Medien, wie Schulbücher und Arbeitsblätter, selbstverständlich genutzt werden sollten. Ihr Einsatz erweitert die Möglichkeiten der Lehrkräfte, kognitive und kooperative Aufgaben zu stellen und außerschulische Elemente einzubeziehen. Für eine erfolgreiche Implementierung sei geübte Praxis und erprobtes Material notwendig, da der derzeitige Einsatz für Lehrkräfte mit hohem Aufwand verbunden sei.

Cress erklärt die Begriffe Intelligente Tutorielle Systeme (ITS), Künstliche Intelligenz (KI) und Learning Analytics. ITS erstellen Aufgaben und diagnostizieren den Lernstand der Schüler, sind jedoch aufwendig. KI analysiert große Datenmengen, um erfolgreiche Lernmuster zu identifizieren und personalisierte Aufgaben zu erstellen. Learning Analytics unterstützen diesen Prozess. KI könnte den Unterricht individualisieren und Chancengerechtigkeit fördern, indem sie Aufgaben an die spezifischen Kompetenzen der Schüler anpasst und personalisiertes Feedback gibt.

KI wird derzeit hauptsächlich in außerschulischen Lernportalen genutzt, könnte aber auch im Schulunterricht differenziert auf die Bedürfnisse der Schüler eingehen. Cress warnt davor, die Entwicklung von KI-Instrumenten allein den Software-Anbietern zu überlassen und betont die Integration pädagogischer und psychologischer Erkenntnisse. Die Skepsis gegenüber digitalen Medien und KI sei in Deutschland groß, habe sich aber während der Corona-Pandemie etwas geändert. Die Rolle der Lehrkräfte werde durch KI nicht vermindert, sondern ergänzt, indem KI sie bei der Aufgabenverteilung, Korrektur und Anpassung unterstützt.

Für die Förderung digitaler Bildung seien technische Ausstattung, Support und Schulungen für Lehrkräfte essenziell. Die Bildungspolitik müsse Qualitätsstandards für digitale Lehr- und Lernangebote setzen. Digitale Entwicklung sei eine Aufgabe der gesamten Schule, nicht nur einzelner Lehrkräfte. Schulen, die in der digitalen Transformation bereits weiter sind, zeichnen sich durch starke Kooperation und eine größere Rolle der Selbststeuerung der Schüler aus.

Cress ist überzeugt, dass die digitale Transformation der Schulen einige Jahre in Anspruch nehmen wird, doch in zehn Jahren werde die Schule grundlegend anders aussehen. Eine konzertierte Zusammenarbeit aller Beteiligten sei notwendig, um die Voraussetzungen für eine erfolgreiche digitale Bildung zu schaffen.

Feedback und Schreibunterstützung durch KI

Nach kurzer Zeit haben SuS festgestellt, dass die durch KI entstehenden Texte die Erwartungen von Lehrpersonen erfüllen. Dies führte dann dazu, dass die Lehrpersonen nicht mehr wussten, ob die Texte von SuS stammen oder eben nicht und dazu, dass die SuS den Sinn nicht mehr erkannt haben, warum sie selbst noch Texte schreiben sollen. Gleichzusetzen ist dieses Problem ungefähr mit dem Taschenrechner. 
Lehrpersonen sind aber relativ schnell darauf gestoßen, dass KI-Texte fehlerhaft sind und menschliche Arbeit doch besser ist. 

Natürlich entwickelt sich die KI ständig weiter und Fehler und Probleme werden behoben, aber nicht alles kann behoben werden bzw. noch nicht. Ein Problem ist, dass die KI auch Texte generiert, obwohl sie zu dem Thema gar kein Wissen hat. Vor allem wenn mehrdeutige Aufgaben ohne Muster verwendet werden, gerät die KI an ihre Grenzen und bemerkt dies noch nicht mal. Ein weiteres Problem liegt im Erfinden von Rechtschreibfehlern und bei Texten mit Dialekten vor.  Anzunehmen ist, dass diese Fehler trotz stetiger Weiterentwicklung der KI nie völlig verschwinden werden. 
Kritisch betrachtet werden muss auch, dass die Algorithmen nicht mit Wahrnehmung und sozialer und emotionaler Intelligenz gekoppelt sind. In diesem Zusammenhang ist auch anzumerken, dass KI nicht auf Kontextwissen zugreifen kann. 

Während Lehrkräfte die Fehler der aktuellen KI-Version überschätzen, unterschätzen die SuS die Fehler der KI.
SuS sollen Texte verfassen, um ihnen eine kommunikative Funktion zu geben und diese Schreibanlässe können von KI-Tools nicht bearbeitet werden. Ziel muss es also sein, dass die SuS das Schreiben als wertvollen Prozess wahrnehmen. Dabei können KI-Tools helfen, indem sie für einen Prozessschritt eingesetzt werden und KI-Tools können behindern, wenn Schreibprozesse übersprungen werden. 
KI-Tools haben zur Folge, dass Lehrpersonen hinterfragen müssen, wie und warum SuS schreiben sollen. Der Fokus muss auf Lernprozesse gelegt werden und die Bewertung muss in den Hintergrund gerückt werden, denn dies hilft, prozessorientierte Kompetenzen in die Beurteilung einzubeziehen. 

Festzuhalten ist, dass es sich um junge und dynamische Tools handelt, mit denen SuS und Lehrpersonen noch nicht vertraut sind. Deshalb sollte guter Schreibunterricht eine Heranführung an KI leisten und Möglichkeiten von diesen Tools aufzeigen. KI-Tools sollten prozessbezogen genutzt werden und nicht als Abkürzung.