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Informationen zum Projekt

Hintergrund: Diabetes mellitus (DM) hat in Deutschland und allen modernen Gesellschaften eine zentrale gesundheitspolitische Bedeutung. Diabetes-bedingte Folgeerkrankungen und Komplikationen sind relevante Kosten- und Inanspruchnahmefaktoren im Gesundheitssystem. Als Behandlungsziel für Menschen mit DM werden in den aktuellen Leitlinien u.a. normnahe Blutzuckerwerte sowie regelmäßige Stoffwechselkontrolle und Screening auf Folgeerkrankungen empfohlen. Strukturierte Patientenschulungen nehmen bereits seit Jahrzehnten eine wichtige Rolle in der Behandlung und Betreuung von Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 (T2DM) ein. Mit den Schulungen wird ein Patienten-Empowerment angestrebt, d.h. die Betroffenen lernen den Diabetesverlauf aktiv zu beeinflussen, indem sie Kenntnisse zu gesundheitsförderlichem Verhalten wie gesunde Ernährung, Bewegung und zu kardiovaskulären Risikofaktoren erwerben. Dies soll dazu führen, die Diabetes-spezifischen Therapieanforderungen im Alltag erfolgreich umzusetzen. Während im internationalen Kontext die Wirksamkeit von Patienten- und Selbstmanagementschulungen umfangreich untersucht ist, sind Studien zu Effekten von strukturierten Schulungsprogrammen für Diabetes mellitus im deutschsprachigen Raum selten und Kenntnisse über die Teilnehmenden an den Schulungen und die Effekte der Schulungen liegen nur wenige vor.

Ziel und Fragestellung: Ziel des Projekts ist es im Rahmen einer prospektiven Längsschnittstudie die Praxis der strukturierten Schulungen und die Auswirkungen auf unterschiedliche Patiententypen zu analysieren. Dabei sollen mögliche Verbesserungen für sozial Benachteiligte, die sowohl eine höhere Prävalenz an Typ 2 Diabetes, als auch mehr Komplikationen und schlechtere therapierelevante Parameter aufweisen als sozial bessergestellte Patientinnen und Patienten mit T2DM, erarbeitet werden. Folgende übergeordnete Fragestellungen stehen im Fokus der Studie:

  • Manifestieren sich soziale Ungleichheiten bei Personen mit T2DM in der Teilnahme an Patientenschulungen?
  • Manifestieren sich soziale Ungleichheiten bei Personen mit T2DM in unterschiedlichen Lerntypen?
  • Auf welchen Lerntyp fokussieren die strukturierten Patientenschulungen zu T2DM?
  • Wie erfolgreich sind die strukturierten Patientenschulungen bei den verschiedenen Lerntypen und den verschiedenen sozialen Gruppen?
  • Welche Handlungsempfehlungen lassen sich aus diesen Erkenntnissen ableiten?
  • Unterscheidet sich das krankheitsbezogene Wissen von Personen mit Typ 2 Diabetes, die jemals an einer Diabetesschulung teilgenommen haben vom Wissen der Personen, die eine Teilnahme abgelehnt haben?
  • Was ist erforderlich, um eine strukturierte Patientenschulung für Menschen mit Typ 2 Diabetes, die Schulungen bislang ablehnten, patientinnen- und patientenorientiert zu gestalten?

Material und Methoden: Die Studie ist als monozentrische Längsschnittstudie geplant. Eingeschlossen werden Patientinnen und Patienten ab einem Alter von 18 Jahren, mit der Diagnose T2DM, die von Ihrem Arzt die Empfehlung zur Teilnahme an einer Schulung erhalten haben. Es findet eine pseudonymisierte Befragung mit standardisierten Fragebögen statt (Papierfragebogen oder Online-Befragung). Die Daten werden mit inferenzstatistischen Methoden analysiert (u.a. Korrelationsanalysen, Regressionsmodelle, varianzanalytische Designs).

Erwartete Ergebnisse: Das beschriebene Projekt widmet sich mit der Analyse der Schulungseffekte einer der vordringlichen klinischen Versorgungsfragen bei T2DM und legt erstmals Erkenntnisse über Lerneffekte in den strukturieren Patientenschulungen des Disease Management Programms vor. Die Studie greift explizit die Lernvoraussetzungen für sozial schlechter gestellte Betroffene, einer hoch vulnerablen Gruppe in der diabetologischen Versorgung, auf und liefert Beiträge zur Erklärung unterschiedlicher Lernerfolge. Die Ergebnisse der Studie können dazu beitragen, einen Vorschlag zur ziel- und bedarfsgerichteten Schulung von sozial benachteiligten Personen mit T2DM zu erarbeiten und eine bessere Passfähigkeit der Schulungsangebote zu erstellen. So können Betroffene, die bislang weniger von entsprechenden Angeboten profitierten, zukünftig besser erreicht und damit Ungleichheiten in der Inanspruchnahme und im Erfolg strukturierter Diabetesschulung entgegengewirkt werden.