Lesungen

22.02.2023: Lesung mit Tanja Maljartschuk

19.30, Schloss Herrenhausen, moderiert von Prof. Dr. Monika Wolting

23.02.2023: Gespräch und Lesung mit Robert Prosser

13.30-15.00, Schloss Herrenhausen, moderiert von Prof. Dr. Monika Wolting

Aus dem Text:

„Hinter der Grenze ist der Krieg sehr greifbar. An der Straße Checkpoints, vermummte Soldaten neben aufgeschichteten Sandsäcken. Roman stellt Radio Bayraktar ein. Der nach den türkischen Drohnen benannte Sender spielt Widerstandslieder, in den letzten Wochen entstanden. Aus Bob Marleys No Woman, No Cry wurde No Putin, no Cry (Ukranian Warriors unite). Allgegenwärtig, und auch in den Lokalen von Lwiw oft zu hören, ist ein Song, der den gleichen Namen wie der Radiosender trägt: Bayraktar von Taras Borovok besingt die verheerende Wirkung der Kampfdrohne auf die feindlichen Einheiten. Während er das Blaulicht einschaltet, um zwischen Checkpoints rasch hindurchzukommen, sagt Roman, dass sie unbedingt schwere Waffen von der NATO benötigen. Bereits die Bayraktars hätten ausgereicht, Russlands Propaganda einer unbesiegbaren Armee als Lüge zu entlarven. Hätte man mehr Kampfjets und Panzer, dann wäre der Krieg bald entschieden. Die Straße säumen große Schilder, auf der roten Fläche steht in weißer Schrift sinngemäß: Wir leben auf dieser Erde, ihr Russen liegt bald darunter. Weitere Checkpoints und Panzersperren, Sandsackwälle, dann die Ausläufer Lwiws. Mit Blaulicht und Sirenen steuern die Ambulanzwägen auf das Krankenhaus zu, ihrer vorübergehenden Basis. Wir parken vor dem Eingang, und noch ist die Übergabe nicht abgeschlossen, da nimmt Katharina ihren Trolley und verabschiedet sich. Sie wird versuchen, weiter nach Osten zu gelangen, in Richtung der Front, um von dort zu berichten.“

Aus: SIRENEN. Aufzeichnungen vom Kriegsrand. In: Der Standard, 07. Mai 2022