
Robert Schümann
„Heute noch ist Halle-Neustadt das Beispiel einer besonders gelungenen Großsiedlung und dies seit der Entstehung und in den ersten 25 Jahren des Bestehens.“
„Die Neustadt, größter und grünster Stadtteil Halles, ist für die Menschen vor Ort trotz Veränderungen und Probleme noch immer ein ganz besonderer, bunter Kiez – und Heimat.“
„#Brennpunkt Halle-Neustadt: Hier leben etwa 44.000 Menschen – jeder Dritte bezieht #Bürgergeld und mehr als die Hälfte der Kinder unter 15 Jahren ist von Armut oder Armutsgefährdung betroffen.“
Als „Stadt aus dem Baukasten“ war der Stadtteil Halle Neustadt bereits bei der Grundsteinlegung am 15. Juli 1964 mit einer zukunftsträchtigen Bedeutung aufgeladen worden. Die beteiligten Bauplaner und Architekten konnten den Vorstellungen einer sozialistischen Chemiearbeiterstadt freien Lauf lassen. Doch auch nach dem Ende der DDR und den damit einhergehenden Umbrüchen, die Halle Neustadt erlebte, ist die „wichtigste Neubausiedlung Ostdeutschlands“ noch immer ein „Testlabor“ der Städteplanung – und damit erneut Schauplatz imaginierter Zukunft.
Im Seminar wird Halle Neustadt als doppelter „Zukunftsort“ geschichtswissenschaftlich eingeordnet und im Spannungsfeld zwischen Erinnerungen an die mit der Grundsteinlegung sowie dem Erstbezug verbundenen Hoffnungen an die Zukunft in der „Neu(-en)Stadt“ und neuen Erwartungen an den Stadtteil verortet. Dafür werden im Rahmen des Seminars zwei Exkursionen erfolgen – einerseits nach Halle Neustadt und andererseits in das Hallenser Stadtmuseum. Ziel ist es, den Stadtteil in seinen historischen wie gegenwärtigen Logiken, Widersprüchen und Erinnerungen sowie Zukunftsvorstellungen aus möglichst vielen Perspektiven zu hinterfragen.
Weil sich das Seminar im Rahmen des Landesforschungsschwerpunkts „Aufklärung | Religion | Wissen mit dem Schwerpunkt Zukunftsorte“ verortet, ist die zu erbringende Modulleistung als multimediales Objekt angelegt, welches im Rahmen einer nicht-öffentlichen Veranstaltung mit nicht-studentischen Expert:innen diskutiert und kurz vor Ende des Semesters auf der hiesigen Langen Nacht der Wissenschaft (4. Juli 2025) präsentiert werden kann und soll. Wie Diskussion und Präsentation ablaufen werden, wird mit den Seminarteilnehmenden abgestimmt.
Literaturempfehlungen: Pasternack, Peer, 50 Jahre Streitfall Halle-Neustadt. Idee und Experiment. Lebensort und Provokation, Halle (Saale) 2014 | Pabst, Stephan, Unort/Utopie. Halle-Neustadt und seine Literatur, in (Deutschländer, Gerrit (u.a.), Halles Ruf. Das Image der Stadt in historischer Perspektive, Halle (Saale) 2021, S. 241-281