Exemplarische Lesarten zu raumzeitlichen Konstruktionen in der DDR-Literatur
Autor: Tim Preuß

Siehst du die Städte, die wir morgen baun? / Ein Lichtmeer zwischen Wolken in der Schwebe / Scheinen sie aus der Zukunft hinterm Schnee / Im Negativ durch meine Augendeckel. […] Und in Fabriken die du noch im Kopf hast / Und die in meinen Händen noch nicht reif sind / Läuft ihre unbekannte Produktion[1]
WILLKOMMEN IN DER ZUKUNFT. HIER denken wir heute schon an morgen. […] Unsere Zukunftsorte haben keine Grenzen.[2]
Von aktuellen Image-Kampagnen des Landes Sachsen-Anhalt über die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Leuna oder örtlicher Betriebe bis hin zum verheißungsvollen Zukunftszentrum in Halle (Saale): Die Region schwingt das Schlagwort „Zukunft“. Das steht in einer langen Tradition, die man mit der Industrialisierung der Gegend in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzen kann. Die Geschichte dieser regionalen Zukunftsprojektionen wird nicht zuletzt durch vier Jahrzehnte mitgeprägt, in denen Politik und Literatur intensiv versuchen, ein dem Anspruch nach sozialistisches Selbstbild zu stiften. Raumzeitliche Bedeutungszuweisungen, Vergangenheitsbezüge ebenso wie Zukunftshoffnungen, spielen bereits hier eine entscheidende Rolle, wie die folgend exemplarisch aufgerufenen Texte der DDR-Literatur veranschaulichen sollen.
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